Gefühlt ist der Bundestagswahlkampf 2013 noch ziemlich lahm. Dann bezeichnete sich Michaela Merz auf einem Plakat als „Mitgründerin des deutschen Internet“. Und eine CDU-Kandidatin aus Mainz legte prompt nach.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Gefühlt ist der Bundestagswahlkampf 2013 noch ziemlich lahm, auch im Netz. Das galt zumindest bis Dienstagabend. Da nämlich kam Michaela Merz auf ihrer Facebook-Seite mit einem Wahlkampfplakat raus. Michaela Merz, nie gehört? Merz ist die Netzpolitik-Beauftragte der Alternative für Deutschland (AfD), sie galt zumindest laut „Wirtschaftswoche“ vor ihrem Parteiwechsel als „Hoffnungsträgerin“ der FDP.

 

Merz’ Wahlkampfaktivitäten für ihre neue Partei fielen einer breiteren Öffentlichkeit bislang nicht weiter auf. Dann bezeichnete sich die AfD-Politikerin auf einem Wahlkampfplakat als „Mitgründerin des deutschen Internet“. Das ist nicht nur unbeholfen formuliert, sondern klingt auch ziemlich übertrieben; jedenfalls landete das Plakat auf stern.de und entwickelt sich seither zum Hit vor allem unter denen, die schon über Angela Merkels Neuland-Formulierung gelacht haben („Das Internet ist für uns alle Neuland“, so gesprochen am 19. Juni in einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama).

Eine CDU-Kandidatin legt nach

Während Michaela Merz trotz hektischer Klarstellungen ungewollt den ersten viralen Wahlkampfbeitrag geleistet hat, kommen andere trotz sichtlicher Anstrengung nicht weiter. Die Piraten etwa versuchen mit dem auch schon sechs Wochen alten #Neuland die Kanzlerin schlecht- und sich selbst kompetent zu reden. Aber das ist bisher ebenso wenig zum Hit geworden wie ein gut gemeinter Motivvorschlag für den bayerischen Grünen-Kandidaten Karl Bär („Hier steppt der Bär“) oder all die anderen mehr oder weniger konventionellen Wahlkampfplakate, -jutebeutel oder -bierdeckel.

Wahlkampfparolen wollen viele eben auch im Netz nicht lesen. Vielleicht macht es die Mainzer CDU-Kandidatin Ursula Groden-Kranich besser: Von ihrem Wahlkampfplakat kursiert im Netz ein Foto, auf dem sie die Sprechblase für politische Inhalte einfach leer lässt.