Geschirr und Besteck, Vasen und Tischdecken, Elektrogeräte und allerhand andere Dinge: all das gab’s beim 26. Warentauschtag. Der Run auf die Tische war immens und durchaus beeindruckend für den Laien.

Korntal-Münchingen - Warentauschtag in Korntal-Münchingen, das heißt Großkampftag in der Aula des Gymnasiums. Kopfschüttelnd steht der Hausmeister in der Eingangstür und beobachtet das Geschehen. „Ich passe auf, dass sie mir meine Halle nicht klauen“, sagt er und grinst. Für jemanden, der so etwas noch nie erlebt hat, mag es wie ein Schock wirken, denn innerhalb von zwei Stunden spielen sich an diesem Samstag durchaus bizarre Szenen ab.

 

Die Menschen rennen zu den thematisch sortierten Tischen, wühlen, suchen, greifen, laden sie anschließend in einer Ecke der Halle ab und setzen ihre Kinder als Aufpasser daneben. Als die Reporterin nach einem Karton mit der Aufschrift „Clownskostüm“ greift, erhält sie einen Klaps auf den Handrücken. „Das gehört mir!“, sagt eine Frau bestimmt und weist ihre Kinder an, künftig besser aufzupassen.

Warentauschtag, das bedeutet aber auch: hier wird das Thema Nachhaltigkeit durchaus sinnvoll gepflegt. So sind Angelika Lugibihl, die Leiterin der Stabsstelle für Umwelt, Klima- und Naturschutz, und ihre insgesamt 40 Mitstreiterinnen sehr darauf bedacht, dass kein „Kruscht“ angeliefert wird, sondern nur brauchbare Ware. So kommen Elektrogeräte, Kleiderständer, Bilder, Vasen, Geschirr und Töpfe, Besteck, Tischdecken, Gartenutensilien, Taschen, Spiele, Bücher und allerhand anderer Krimskrams auf die Tische und können am nächsten Tag kostenlos geholt werden. „Wir haben viele Menschen, die zuhause ausmisten und sich sagen: weshalb sollte ich das wegwerfen?“, sagt sie.

Vom Akademiker bis zum Studenten

Mehr als 50 Tonnen haben die Organisatorinnen in den vergangenen 25 Jahren so unter die Leute gebracht, das Publikum ist bunt gemischt. „Vom Akademiker bis zum Studenten kommen alle zu uns, auch viele Flüchtlinge sind dabei“, erzählt Angelika Lugibihl. Dabei spiele die Nachhaltigkeit, der eigentliche Anlass dieses Tages, eigentlich nur bei den „Bringern“ eine Rolle – weniger bei den „Holern“.

Ein älterer Mann aus Kleinsachsenheim steht zum Beispiel mit einer riesigen Tasche voller Kleinkram da, darauf hat er stapelweise Postkarten gepackt. Sie zeigen eine Landschaft irgendwo in Spanien, und fragt man ihn, ob er diese Karten denn nun wirklich alle verschicken wolle, zuckt er nur mit den Schultern und sagt: „Das wird sich dann schon finden.“

Da macht die Beute eines anderen Mannes, der übrigens wie die meisten anderen Befragten seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schon mehr Sinn. Mehrere grüne Gestänge für seine Stauden im Garten baumeln über seinem Arm, seine Frau ist noch auf der Jagd. Ein anderer Mann gibt zunächst zwar bereitwillig Auskunft, dass auch er „eigentlich nur als Begleitperson“ seiner Frau dabei sei – unterbricht dann jedoch abrupt das kurze Gespräch mit dem Hinweis, er müsse jetzt erst einmal „ausmisten, was meine Frau da so alles zusammengesammelt hat“.

Spielsachen und Bücher sind begehrt

Um zehn Uhr ist der Spuk vorbei, die Tische sind ziemlich leer geräumt. Nur ein Prozent der übrig gebliebenen Waren wird entsorgt, alles übrige geht an soziale Einrichtungen. Spielsachen und Bücher landen nicht im Schredder. „Das geht immer sofort weg“, sagt Lugibihl. Im Übrigen ändere sich das Verhalten der Besucher oft; so habe einmal jemand 200 Einmachgläser gebracht, die zunächst niemand haben wollte. Ein ein Jahr später gingen sie als Deko-Töpfchen weg wie warme Semmeln.

Doch auch wenn das Team wahrnimmt, dass einige der Besucher sich die Sachen wahllos greifen, um sie anschließend auf einem Flohmarkt Gewinn bringend zu verhökern: „Den Warentauschtag wird es auch künftig geben, hier wird wirklich Nachhaltigkeit gelebt“, betont Angelika Lugibihl.