Zu Abertausenden öffnen sich die Blüten vor der historischen Kulisse der Königsresidenz im Maurischen Garten der Wilhelma jetzt in rascher Folge. Bei gutem Wetter hält die Komposition aus strahlendem Weiß, zartem Rosa und kräftigem Purpur bis Ostern.

Bad Cannstatt - Gäbe jede aufgehende Knospe einen Ton von sich, wäre im Maurischen Garten der Wilhelma in diesen Tagen ein furioses Konzert zu hören. Doch liegt das nicht in der Natur der Magnolien. Die stillen Stars legen ihren spektakulären Auftritt lautlos hin und zeigen stattdessen eine wahre Sinfonie aus Farben. Zu Abertausenden öffnen sich die Blüten vor der historischen Kulisse der Königsresidenz jetzt in rascher Folge. Bei gutem Wetter hält die Komposition aus strahlendem Weiß, zartem Rosa und kräftigem Purpur bis Ostern.

 

Das große Farb-Orchester bilden im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart 73 Bäume in 18 verschiedenen Magnolien-Arten und -Sorten allein im Maurischen Garten, dem größten Hain seiner Art nördlich der Alpen. Über den Park verteilt stehen noch viele Solisten. Insgesamt gibt es in der Wilhelma 106 Magnolien aus 30 verschiedenen Arten und Sorten. Hinzu kommen noch Verwandte, wie der Amerikanische Tulpenbaum und neuerdings ein Chinesischer Tulpenbaum, die ebenfalls Anklang finden bei den Freunden der Blütenpracht von Magnoliengewächsen. Die Parkpfleger der Wilhelma ergänzen das Ensemble immer wieder einmal um sehenswerte Exemplare, zuletzt eine Wilsonsmagnolie und die Magnolia sieboldii sowie die Magnolie Betty.

Ein Dutzend Bäume aus dem 19. Jahrhundert

Im Wunschkonzert der Botanik-Liebhaber stehen jene Arten ganz oben auf der Liste, die schon vor dem Blätteraustrieb blühen und so eine reine Blütentracht noch ohne das Grün der Blätter tragen – anders als zum Beispiel Immergrüne Magnolien oder Gurkenmagnolien. Den Einsatz für die Farb-Sinfonie geben jeweils die Sternmagnolien in makellosem Weiß. Dann stimmen die Tulpenmagnolien in Rosa-Weiß ein, gefolgt von den Purpurmagnolien.

Die altehrwürdigen Magnolien, von denen rund ein Dutzend sogar noch aus den Gründertagen der Wilhelma im 19. Jahrhundert stammt, in Schuss zu halten, ist keine leichte Aufgabe. Der historische Standort hat Vor- und Nachteile. Die Mauer des Wandelgangs, der den Maurischen Garten umschließt, schützt die Bäume. Doch die Bodenbeschaffenheit ist nicht optimal. Der Untergrund muss daher aufgewertet werden. Zum Beispiel haben die Parkpfleger, um mehr Sauerstoff in die Erde zu bringen, im vergangenen Jahr 1700 Löcher mit 80 Zentimetern Tiefe gebohrt. Mit porösem Lavakies gefüllt ergibt das einen Schnorcheleffekt. Ebenso wichtig für den Erhalt der Magnolien ist jedoch, dass die Besucher die Bäume respektieren und sich oder ihre Kinder keinesfalls auf die Äste setzen, wenn sie für Erinnerungsfotos posieren.