Doch die Wilhelma entschied sich in diesem Fall, die drei Geier auszuwildern und so die gefährdeten Wildbestände zu unterstützen. In Bulgarien leben Schätzungen zufolge noch 60 Gänsegeierpärchen. Nicht zuletzt dank mehrerer Auswilderungen hat sich der Bestand in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Damit es zu einer Auswilderung aus der Wilhelma kommt, müssen allerdings alle Faktoren stimmen, erklärt Günther Schleussner. Die Bedingungen vor Ort müssen gut sein, so dass die Tiere eine hohe Überlebenschance haben. Und das Programm muss seriös sein. „Es reicht nicht, die Kiste aufzumachen und das Tier freizulassen“, sagt Schleussner.

 

In Bulgarien angekommen, werden die drei Exilschwaben zunächst in einem großen Käfig gehalten, der dann im Laufe der Zeit immer länger offen steht. Auch werden sie vorerst noch an einem bekannten Futterplatz gefüttert, bevor sie sich dann hoffentlich anderen, wild lebenden Tieren anschließen und ein eigenständiges Leben führen können. Das wird allerdings noch dauern – vorher müssen sich die Geier einiges abschauen bei ihren wilden Artgenossen: den Orientierungssinn, das Segeln in einer Thermik oder das Aufspüren von Futter etwa. Frühestens im nächsten Frühjahr ziehen die Stuttgarter Gänsegeier dann ihre eigenen Kreise – am bulgarischen Himmel, in Freiheit.