Die Stuttgarter Wilhelma unterstützt den Kampf der Ranger im Virunga Nationalpark gegen Wilderer. Dabei kommen respekteinflößende tierische Helfer zum Einsatz: Die Congohounds.

Stuttgart -

 

Molly ist total aufgeregt. Endlich darf die Springer-Spanielhündin zeigen, was sie kann: Sie soll einen Elefantenstoßzahn suchen, der zuvor in einer efeubewachsenen Mauer neben der Zooschule der Wilhelma versteckt wurde. Lange braucht Molly nicht: Nach wenigen Minuten springt sie an der Mauer hoch und zeigt ihrer Chefin, der schweizerischen Tierärztin Marlene Zähner, wo der Stoßzahn liegt.

Marlene Zähner ist in die Wilhelma gekommen, um über die Entwicklung eines Projekts zu berichten, das ihr nicht nur sehr am Herzen liegt, sondern an dem sie seit rund fünf Jahren auch intensiv mitarbeitet: der Initiative Congohounds. Sie hilft mit ihren speziell ausgebildeten Hunden, dass sich die Ranger im Virunga Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo erfolgreich auf die Spuren von Wilderern begeben können. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Tiere in diesem einmaligen Lebensraum, zu dem auch die hochgradig bedrohten Berggorillas gehören.

Kilometerlange Verfolgungsjagden

Wie beeindruckend diese Bluthunde sind, demonstriert Gracien Sivanza, als er mit Alistair, einem Bloodhound, in den Vortragsraum der Wilhelmaschule kommt. Wahrlich respekteinflößend sind diese kalbsgroßen, braunen Hunde mit ihren rund 45 Kilogramm Lebendgewicht. Die einheimische Bevölkerung hätte diese Tiere am Anfang für wilde Waldtiere und nicht für Hunde gehalten, berichtet Zähner von ihren ersten Erfahrungen im Kongo. Die Tiere sind aber nicht nur respekteinflößend, sondern vor allem auch hartnäckig: Wenn sie einmal eine Spur aufgenommen haben, geben sie so schnell nicht auf. Und können dann Wilderer über viele Kilometer hinweg verfolgen.

Die Arbeit der Bluthunde wird von den feinen Nasen der Springer Spaniels ergänzt. Zu den Aufgaben dieser Artenschutzhunde gehört es, bei Fahrzeug- und Gebäudekontrollen oder beim Absuchen eines verdächtigen Geländes Elfenbein und Nilpferdzähne in allen möglichen Verstecken aufzuspüren. Darüber hinaus finden sie auch Waffen, Patronen und Patronenhülsen. Wenn die Bluthunde dann an diesen von den Spaniels entdeckten Gegenständen riechen, können sie die Ranger zu den Wilderern führen.

Tierschützer harren in Krisenzeiten aus

Wie gefährlich die Arbeit im Kongo in den vergangenen Jahren war, wurde bei Zähners Vortrag immer wieder deutlich. Vor allem die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und Armee waren für das Parkpersonal, aber auch für die Tiere äußerst bedrohlich. Dass die schweizerische Tierärztin und der aus Belgien stammende Parkchef Emmanuel de Merode dabei vor Ort geblieben und nicht geflohen sind, hat ihnen den hohen Respekt der Ranger eingetragen. Immerhin hat der Park den jüngsten Krieg halbwegs unbeschadet überstanden. Allerdings wurde auf de Merode im Frühjahr 2014 ein Attentat verübt, das er nur knapp überlebte. Seither setzt er sich zusammen mit seinen Rangern aber nur noch intensiver für den Virungapark ein. Immerhin ist es in jüngster Zeit ruhiger vor Ort geworden, so dass sich auch wieder Ökotouristen und Tierfreunde zu den Berggorillas im Park trauen. Sie sind gerne gesehen, bringen sie doch Geld und Arbeit für die lokale Bevölkerung mit.

Die Wilhelma ist seit langem ein wichtiger Unterstützer des Projekts und hat in den vergangenen Jahren rund 50 000 Euro gespendet. Allein in diesem Jahr sind bereits rund 30 000 Euro zusammengekommen– dank Spenden, Lotterien, Veranstaltungen wie die Wilden Wochenenden sowie die Zusammenarbeit mit dem in Möhringen gezeigten Musical Tarzan.