Kölpin machte am Rande des Vortrags von Anthony Sheridan deutlich, wo er – baulich gesehen – die größte Schwäche der Wilhelma (siehe Grafik) ausgemacht hat: „Die Gebäude entlang der Pragstraße sind unsere Achillesferse. Dazu zählen das alte Menschenaffenhaus, das Raubtierhaus, die Anlagen für Elefanten, Nashörner und Flusspferde“. Der Zoo will sich künftig noch stärker auf bestimmte Arten konzentrieren und andere dafür möglicherweise aufgeben. Auf der Liste der Streichkandidaten stehen dabei unter anderem die Flusspferde, die heute räumlich beengt leben. Augenfällig wird angesichts des neuen Menschenaffenhauses auch der Unterschied zum alten Gebäude, in dem noch die Orang Utans leben.

 

Klar ist: die Konkurrenz in Europa schläft nicht, sie investiert kräftig, wie Anthony Sheridan in seinen Gesprächen mit verschiedenen Zoodirektoren in Europa erfahren hat: „Es gibt enorme Investitionen in Anlagen für Eisbären und Elefanten.“ Die ehrgeizigen Pläne der Zoos in Zürich (Platz 3) und Basel (Platz 5) stechen hervor. Zürich investierte in seinen im Juni eröffneten neuen Elefantenpark 47 Millionen Euro. Sheridan skizzierte Trends in den europäischen Zoos: Immer mehr Anlagen stellen sich mit mehrsprachigen Beschilderungen auf ausländische Besucher ein, Audioguides und multimediale Infoterminals erobern die Parks. Viele Zoos richten ihren Tierbestand auf die populärsten Tierarten aus. Die Top 5 unter den Zootieren sind: Elefanten, Gorillas, Eisbären, Giraffen und Schimpansen.

Thomas Kölpin sieht vielfältige Herausforderungen für die Wilhelma. Einige von ihnen leiten sich aus dem neuen Säugetiergutachten ab, das die Bundesregierung im Mai vorgestellt hat. Dem Gutachten zufolge sollen Zootiere mehr Platz als bisher bekommen – einige von ihnen sogar doppelt so viel. „Darauf müssen und werden wir reagieren“, sagte Kölpin, „wir werden Umbaumaßnahmen vornehmen.“ Zudem arbeitet der Stuttgarter Zoo an einem neuen Leitbild, das er Anfang nächsten Jahres vorstellen will. Daraus leiten sich laut dem Wilhelmachef auch Grundsatzfragen ab: „Wollen wir stark auf moderne Medien setzen oder wollen wir die Wilhelma als einen Ort der Ruhe präsentieren?“