Die Pläne für den größten Windpark im Land schreiten voran. In der jüngsten Fortschreibung wurde die Zahl der Anlagen reduziert. Der Ertrag soll aber gleich bleiben.

Lauterstein - An der Weißensteiner Steige geht es über eine Gemeindeverbindungsstraße schnurstracks in den Wald Richtung Forsthaus, dann rechts und immer tiefer in den Forst. Wer die richtigen Abzweigungen kennt, sieht plötzlich den hohen Mast, der sich auf einer Freifläche in den Himmel reckt. Dort misst der Windpark-Investor WPD, ob sich die viele Vorarbeit denn auch wirklich lohnt. Immerhin will die WPD im Wald hinter Lauterstein nichts weniger als Baden-Württembergs größten Windpark bauen. „Die bisherigen Ergebnissen fallen sehr gut aus und haben unsere Erwartungen sogar übertroffen“, verrät Reinhard Strohm der Projektleiter. Die gemessenen Werte lägen über jenen, die im Windatlas für dieses Gebiet hochgerechnet worden waren.

 

Viele Einschränkungen

Allerdings blies den Projektentwicklern in den vergangenen Monaten der Wind auch aus ganz anderen Richtungen entgegen. Etliche Einwände und weitere Faktoren galt es für sie zu beachten. So hat sich auch die ursprüngliche Zahl der Windräder ganz erheblich reduziert. Statt anfänglich 30 und zuletzt noch 22 sind nun nur mehr 16 Anlagen geplant. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zwar ist das Wetterradar des deutschen Wetterdienstes und dessen Abstandsreglungen, die bei Geislingen gleich mehrere mögliche Windkraftstandorte einschränken, vom Lautersteiner Wald weit genug entfernt. Dafür gibt es dort andere Problemzonen.

Um den Segelfliegern am benachbarten Hornberg genug Auslauf für ihre Platzrunden zu sichern, mussten ursprünglich geplante Anlagen nach Südosten verschoben, teilweise auch gestrichen werden. Zwei Anlagen fielen den Einwänden der Nachbarkommunen Bartholomä und Schwäbisch Gmünd zum Opfer, die einen größeren Abstand des Windparks zum Albtrauf im Ostalbkreis forderten. Zudem stellte sich heraus, dass die Hauptwindrichtung nicht aus Westen sondern aus dem Südwesten ist und somit die Anlagen zueinander etwas anders angeordnet werden müssen. Und schließlich wurden beim Umweltmonitoring mögliche Nistplätze von Wanderfalken und Fledermausquartiere entdeckt. „Man hätte dort eine Anlage bauen können aber eventuell lange Abschaltzeiten in Kauf nehmen müssen“, erklärt Reinhard Strohm.

Leistungsstärkere Turbinen geplant

Die Umplanung beeinträchtigt aber interessanterweise nicht den zu erwartenden Ertrag des Lautersteiner Windparks. Die WPD hatte ursprünglich mit Windkraftanlagen geplant, deren Rotoren sich mit einem Durchmesser von 117 Metern in einer Höhe von 141 Metern drehen und eine Leistung von 2,5 Megawatt haben. Nun will man aber auf 120 Meter-Rotoren in 139 Metern Höhe setzen, die 2,75 Megawatt leisten. Der Park soll insgesamt mehr als 100 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Auch mit 16 Anlagen würde der Windpark im Nordosten des Kreisgebiets der größte im Ländle, nach dem Windpark Nordschwarzwald bei Simmersfeld im Kreis Calw mit 14 Anlagen. Dieser 2007 in Betrieb genommene Windpark liegt in der Auslastung allerdings weit hinter den Erwartungen der Betreiber zurück.

Die WPD setzt darauf, dass sich die Technik zunehmend verbessert und geht nun mit der überarbeiteten Planung in eine neue Anhörungsrunde. Im kommenden Jahr soll aber dann endgültig gebaut werden und die ersten Anlagen sollen in Betrieb gehen. „Komplett werden wir aber wohl erst 2016 am Netz sein“, so Reinhard Strohm. Bis dahin gibt es für ihn auch auf anderem Gebiet noch viel zu tun. Immerhin fallen dem Windpark und der dafür nötigen Infrastruktur an Fahrwegen und Freihalteflächen rund um die großen Windkrafträder einige Hektar Wald zum Opfer.

Bruthöhlen für die Falken

Dafür sind umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen erforderlich. „Wir haben bereits fast alle Flächen dafür gesichert“, so Strohm. Unter anderem sollen einige Wiesen am Waldrand aufgeforstet werden. Zum Teil werden auch Ackerflächen aus der intensiven Bewirtschaftung genommen und als Wiesen bewirtschaftet oder Streuobstwiesen angelegt, nicht zuletzt um Kleintieren Lebensraum und somit Greifvögeln ein Nahrungsangebot zu sichern. Zudem will die WPD mit Hilfe des Alpenvereins und von Ornithologen in den Felsen beim Naturfreundhaus Bruthöhlen für Falke und Co anlegen.