Nach Jahren der Schwindsucht wächst Göppingen wieder – zunächst durch zuziehende Arbeitskräfte, nun zusätzlich durch Asylbewerber. Schon drohen Engpässe auf dem Wohnungsmarkt. Die Stadt reagiert mit einem Millionenprogramm.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - In den kommenden vier Jahren will die Stadt Göppingen 14 Millionen Euro für den Bau von Mietwohnungen zur Verfügung stellen. Ein entsprechender Vorschlag von Oberbürgermeister Guido Till (CDU) stieß am Donnerstagabend im Gemeinderat auf einhellige Zustimmung. Im Etatentwurf für 2016, der am kommenden Donnerstag verabschiedet werden soll, sind bereits zwei Millionen Euro eingeplant. Bis zum Ende des Finanzplanungszeitraums im Jahr 2019 stehen dann jährlich weitere vier Millionen Euro bereit.

 

Das Geld geht an die Wohnbaugesellschaft

Das Geld soll der Wohnbaugesellschaft Göppingen (WGG) als Darlehen zur Verfügung gestellt werden, damit das städtische Tochterunternehmen zusätzliche Projekte im Bereich des Mietwohnungsbaus initiieren kann. Allein in den ersten zwei Jahren ließen sich mit dieser Summe, die durch weitere Mittel ergänzt werde, 150 bis 180 zusätzliche Wohneinheiten finanzieren, sagte der WGG-Geschäftsführer Volker Kurz. Rechnet man diese Zahl auf die gesamte Laufzeit des Programms hoch, dürften 400 bis 500 Wohnungen entstehen.

Die ohnehin geplanten Projekte der Wohnbau seien darin nicht enthalten. Am Freitag hatten Kurz und Till den Spatenstich für die Bebauung des ehemaligen Areals der Gärtnerei Berner im Stadtteil Bodenfeld vorgenommen. Dort, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Freibad, soll für 22 Millionen Euro ein Komplex mit sechs Gebäuden entstehen, in dem 18 Miet- und 39 Eigentumswohnungen, dazu eine Kindertagesstätte, eine Bäckerei mit Café und ein Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde untergebracht werden.

Die CDU will sogar fünf Millionen Euro investieren

Die CDU und die Fraktion Linke und Piraten hatten in ähnlich lautenden Anträgen gefordert, jährlich sogar fünf Millionen Euro bereit zu stellen. Dies, so Till, sei aber vermutlich zu viel des Guten. „Wir müssen uns daran orientieren, wie viel die Wohnbau und auch die Baufirmen leisten können.“ Die Bereitstellung städtischer Mittel speziell für den Mietwohnungsbau halte aber auch die Verwaltung für erforderlich.

Dass sich die Lage auf dem Göppinger Wohnungsmarkt verschärft hat, erkennt der OB an anziehenden Grundstückspreisen und einer steigenden Bevölkerungszahl. In den ersten sieben Jahren seiner Amtszeit verlor Göppingen fast 3000 Einwohner. Doch seit 2012 stabilisieren sich die Zahlen. Der anhaltende Zuzug von Flüchtlingen sorge nun für eine endgültige Trendwende, ist Till überzeugt.

Die Stadt muss sich verschulden

Rund 900 Asylbewerber leben gegenwärtig in den Sammelunterkünften im Stadtgebiet, fast 500 davon in Gebäuden der Wohnbau. Für Till ist klar, dass die meisten auch nach Abschluss ihrer Asylverfahren in Göppingen bleiben werden. „Die gehen doch nicht ins nördliche Ruhrgebiet, sondern bleiben hier, in einer der wirtschaftsstärksten Regionen, wo sie auch Chancen auf eine Arbeit haben.“ Auch deshalb brauche es neue Wohnungen, wobei sich das Angebot zunächst vor allem an die bereits ansässige Bevölkerung richte. Doch wenn dadurch Altbauten frei würden, vereinfache dies auch die so genannte Anschlussunterbringung. Dank sprudelnder Steuereinnahmen könne sich die Stadt dieses Investitionsprogramm leisten. Allerdings muss sie das Geld für die Darlehen an die Wohnbau auch erst einmal auf dem Kapitalmarkt aufnehmen.