Die Württembergische Landesbibliothek wird 250 Jahre alt – Herzog Carl Eugen hat sie am 11. Februar 1765 in Ludwigsburg gegründet. Von Mittwoch an zeigt die Bibliothek nun in einer Ausstellung Kostbarkeiten aus ihren Beständen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Herzog Carl Eugen kennen die meisten Württemberger bis heute am ehesten als Hallodri und Schürzenjäger, bestenfalls noch als harten Despoten, der Schubart einkerkerte und Schiller ins Exil drängte. Doch Carl Eugen besaß auch eine starke Neigung für Wissenschaft und Literatur. Am 11. Februar 1765 gründete er in Ludwigsburg eine öffentliche Bibliothek, aus der später die Württembergische Landesbibliothek (WLB) hervorging. Von Anfang an hatte im Prinzip jeder Zugang zu dieser Bücherei: „Das war für damalige Verhältnisse außergewöhnlich“, sagt Vera Trost. Sie verantwortet zusammen mit ihrem Kollegen Hans-Christian Pust die Ausstellung zum 250-Jahr- Jubiläum.

 

Carl Eugen war tatsächlich ein Büchernarr, der für viel Geld ganze Sammlungen erwarb. Er hatte zwei Leidenschaften: Bibeln und Inkunabeln, also frühe Drucke aus dem 15. Jahrhundert. „Von diesen Erwerbungen zehrt die Landesbibliothek noch heute“, sagt Christian Herrmann, der Sammlungsleiter für alte und wertvolle Drucke. Denn nur einmal noch ist später ein so umfassender Bestand hinzugekommen: Als alle württembergischen Klöster 1803 aufgelöst wurden, mussten diese ihre Bücher und Handschriften an die WLB abliefern. So kommt es, dass die Landesbibliothek weit mehr ist als nur eine Einrichtung für Bücher – sie ist auch ein Zentrum für Forschung und Wissenschaft. Daran ändert nichts, dass im Weltkrieg fast 450 000 Bände verbrannten: Die wertvollen Handschriften und Bibeln waren zum Glück rechtzeitig ausgelagert worden.

Knapp sechs Millionen Medien hat die WLB im Bestand

Schon neun Jahre nach der Gründung war die Bibliothek – mit dem Herzog – nach Stuttgart umgezogen. Heute, in ihrem sechsten Gebäude seit 1765, platzt sie aus allen Nähten, ein Teil des Bestandes musste nach Fellbach ausgelagert werden. Denn jährlich kommen 70 000 Bände hinzu, die alle katalogisiert, gebunden und ins Magazin eingestellt werden müssen. WLB-Direktor Hannsjörg Kowark ist deshalb froh, dass der ersehnte Erweiterungsbau endlich genehmigt ist. Im Frühjahr soll es losgehen, bis 2018 werden die Bauarbeiten vermutlich dauern.

In der Ausstellung werden Vera Trost und Hans-Christian Pust einige besondere Kostbarkeiten aus den unterschiedlichen Sonderbeständen zeigen – schon deshalb lohnt sich der Besuch. Daneben geben Ausstellung und Katalog Einblicke in die heutige Arbeit der Landesbibliothek. Denn die Zukunft hat längst begonnen, es geht auch darum, die Bücher zu digitalisieren, um sie der weltweiten Forschungsgemeinde zugänglich zu machen. Die Handschriften Hölderlins oder auch die Protokolle des Landtags sind bereits im Netz: „Aber wir bräuchten dringend mehr Mittel“, sagt Hannsjörg Kowark.

Porträt des Gründers hängt versteckt im ersten Stock

Tempora mutantur, die Zeiten ändern sich. Das wird sich auch Herzog Carl Eugen denken, der noch immer über seine Bibliothek wacht – nur hängt das riesige Porträt von Pompeo Batoni von 1755 etwas abseits im ersten Stock. Vielleicht statten ihm zumindest zum Jubiläum einige einen Besuch ab.