Die Unterkünfte für Asylbewerber sind ausgelastet. Das Liegenschaftsamt sucht nach Alternativen. Der Löwenanteil der Flüchtlinge kommt aus Syrien.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stuttgart - Beim Sozialamt rechnet man damit, weitere Flüchtlinge in Stuttgart unterzubringen. „Die Bundesregierung hat zugesagt, dass noch in diesem Jahr 5000 syrische Flüchtlinge aufgenommen werden“, sagt Stefan Spatz, der stellvertretende Leiter des Sozialamtes. Sie würden auf die 16 Bundesländer verteilt. 700 kommen nach Baden-Württemberg, davon 41 nach Stuttgart. „Wir sind gezwungen, uns nach weiteren Kapazitäten umzuschauen, dafür sind zusätzliche Immobilien nötig“, sagt Spatz. „Die bestehenden Asylbewerberunterkünfte sind alle belegt und ausgelastet, weitere Reserven haben wir nicht.“

 

In Stuttgart gibt es laut Spatz derzeit 1290 Plätze für Flüchtlinge. Sobald 90 Prozent belegt sind, spricht man von einer Vollbelegung. „Eine absolute Auslastung ist nie möglich. Sie können beispielsweise in ein Drei-Bett-Zimmer, das von zwei Frauen belegt ist, keinen Mann dazulegen oder denken Sie nur an pflegebedürftige Personen.“ 72 Personen, meist Härtefälle, seien in Privatwohnungen untergebracht. Der Rest komme in Asylbewerberheimen oder Pensionen unter.

„Wir suchen nach möglichen Räumen für Asylbewerber“,

Im Stuttgarter Norden sind die meisten Flüchtlinge an der Nordbahnhofstraße untergebracht. Dort wurde zum Jahreswechsel von 2012 auf 2013 eine Unterkunft mit 150 Plätzen eröffnet. In Stammheim an der Poppenweilerstraße gibt es eine Unterkunft mit 75 Plätzen, an der Asperger Straße sind es 31 Plätze. An der Feuerbacher Siemensstraße sind es acht, an der Heidestraße fünf und an der Stuttgarter Straße drei Plätze. In Weilimdorf leben in einer Wohnung an der Niersteiner Straße vier Flüchtlinge. In Zuffenhausen an der Pliensäckerstraße sind es neun Personen. Bis zu 50 Flüchtlinge können in einer Pension an der Gottfried-Keller-Straße untergebracht werden.

„Derzeit suchen wir im eigenen Bestand nach möglichen Räumen für Asylbewerber“, sagt Thomas Zügel, der Leiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnen. Mögliche Quartiere habe die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) schon vor einiger Zeit angeboten. „Es handelt sich um Wohnungen, die wir übergangsweise nutzen können“, erklärt der Amtsleiter. Das im vergangenen Jahr abgebrannte Asylbewerberheim an der Kirchheimer Straße in Heumaden sei wieder nutzbar und solle noch im laufenden Jahr vollends belegt werden. Im kommenden Jahr soll daneben ein weiteres Heim mit 70 Plätzen gebaut werden.

Die Zahl der Flüchtlinge steigt drastisch an

„Darüber hinaus planen wir für 2014, ein ehemaliges Arbeiterwohnheim zu reaktivieren, dafür sind Reparaturen im sechsstelligen Bereich nötig“, sagt Thomas Zügel. Zuvor müssten der Gemeinderat zustimmen und der Bezirksbeirat informiert werden. Wo genau sich die Immobilie befindet, will Zügel nicht verraten, bevor die Politiker Bescheid wissen. Nur so viel: „Das Gebäude befindet sich nicht im Stuttgarter Norden“, sagt er.

Der Löwenanteil der Flüchtlinge komme aus Syrien, Afghanistan, dem Iran, Irak und Pakistan. Nach wie vor relativ hoch sei auch die Zahl der Anträge von Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Zunehmen würde die Zahl der Flüchtlinge aus Nord- und Zentralafrika, beispielsweise Somalia, Nigeria, dem Tschad und Algerien. „Relativ neu ist, dass auch Familien aus der russischen Föderation zu uns kommen, konkret aus Tschetschenien.“

Noch vor wenigen Jahren gab es in Stuttgart ein Überangebot an Plätzen für Flüchtlinge. „Wir hatten Leerstände von bis zu 35 Prozent“, sagt Stefan Spatz. „Um Geld zu sparen, waren wir vom Land gehalten, diese Leerstände abzubauen.“ Auf vielen Grundstücken wo einst Unterkünfte standen, befinden sich heute Wohnhäuser. Seit dem vergangenen Jahr steigt die Zahl der Flüchtlinge wieder drastisch an. „Das war nicht vorhersehbar und hat alle Fachleute überrascht.“ Sämtliche Prognosen für 2012 seien ständig weiter nach oben korrigiert worden. Und auch 2013, davon geht Spatz aus, werde die Zahl der Flüchtlinge die vom Vorjahr wieder übertreffen.