Während im Schlossgarten der Grundstein für den Bahnhof bei Stuttgart 21 gelegt wird, lädt die Stadt am selben Tag zur Durchschlagfeier beim Rosensteintunnel für die B 10.

Stuttgart - Technisch interessierte Promis aus Stuttgart und der Region stehen kommenden Freitag vor einem echten Dilemma. Schon länger bekannt ist, dass die Bahn am 16. September den Grundstein für den Bahnhof bei Stuttgart 21 legen wird. Nun zieht die Stadt nach und feiert ihr eigenes unterirdisches Event. Um 12.30 Uhr bittet das Rathaus in den Untergrund. Der B-10-Tunnel unter dem Rosensteinpark wird durchgeschlagen. Die Stadt hält sich nicht für schuldig an der Terminkollision. Die Durchschlagfeier sei schon deutlich vor der Sommerpause in Abstimmung mit Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) und den ausführenden Firmen geplant worden, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage. Von der Bahnfeier im Schlossgarten, die um 10 Uhr beginnt, in den Rosensteinpark zu eilen, dürfte kaum klappen. Bei der Grundsteinlegung des Bahnhofs haben sich allein sieben Rednerinnen und Redner angekündigt.

 

Blasmusik, Reden, Imbiss

Um 12.30 Uhr eröffnet das Blasorchester Cannstatter Bläserkreis die Feier unter dem Rosensteinpark. Nach Reden von Bürgermeister Dirk Thürnau und Albrecht Gunzenhauser, Geschäftsführer der ausführenden Baufirma Marti, folgt ein ökumenischer Gottesdienst, für den das Protokoll immerhin 15 Minuten vorsieht. Danach ergreifen die beiden Tunnelpatinnen, die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag und Dorothée Kölpin, Gattin des Wilhelma-Direktors Thomas Kölpin das Wort. Um 14 Uhr wird für die geladenen Gäste ein Imbiss gereicht. Vertreter der Co-Finanziers von Bund und Land scheinen nicht erwartet zu werden – zumindest bleiben sie auf den Einladungskarten unerwähnt.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) muss dieser Feier im Rosensteintunnel ebenso wie auch der Grundsteinlegung am Bahnhof fernbleiben: Er ist an diesem Tag bei einer Jurysitzung zum Wettbewerb für das Eiermann-Areal in Vaihingen unabkömmlich.

Eigentlicher Tunneldurchschlag im Juni und im Juli

An den zwei durchaus nicht unumstrittenen Tunnelröhren wird seit April 2015 gearbeitet. Sollte das Bauwerk, von dem sich Befürworter eine Verflüssigung des Verkehrs versprechen, Kritiker aber eine Zunahme des selben befürchten, beim Baubeschluss noch mit 133 Millionen Euro zu Buche schlagen, werden die Kosten mittlerweile auf 187,57 Millionen Euro taxiert. Dazu addiert werden müssen noch die Aufwendungen für die Umgestaltung des sogenannten Leuze-Knoten, der Verknüpfung von B 10 und B 14 beim namensgebenenden Mineralbad, die aktuell 87,05 Millionen Euro betragen sollen. Nicht nur ins Straßennetz wird eingegriffen. Auch die Stadtbahnhaltestellen Wilhelma und Rosensteinpark werden verlegt, zudem musste der sogenannte Elefantensteg weichen. Verläuft alles weiter planmäßig, soll von 2020 an der Verkehr durch die neuen Röhren rollen und die Pragstraße entlasten.

Die Feier am kommenden Freitag ist eher von symbolischer Bedeutung. Der eigentliche Tunneldurchschlag erfolgte in der einen Röhre am 20. Juni, in der anderen am 11. Juli 2016.