Der Technische Ausschuss ist zwar über die Baupläne für den Vollanschluss der B 27 informiert. Doch die Skepsis bei der ökosozialen Mehrheit im Stuttgarter Rathaus bleibt bestehen.

Stuttgart - Der im Zuge eines Grundstücksverkaufs in der Degerlocher Tränke geplante Vollanschluss der Bundesstraße 27 wird von der Mehrheit der Stadträte zwar nicht prinzipiell abgelehnt, aber mit Fragezeichen versehen. Analog zum Beschluss des Degerlocher Bezirksbeirats, der mehrheitlich eine Trennung beider Vorhaben befürwortet, hat am Dienstag der Technische Ausschuss eine ausführliche Beratung des Rampenbaus einschließlich der Begleitmaßnahmen zum Schutz des Stadtbezirks vor Schleich- und Mehrverkehr verlangt. Am Mittwoch soll das Thema final im Verwaltungsausschuss geklärt werden.Wie berichtet, will die Daimler-Tochter Mercedes-Benz ihr Autohaus von der Sigmaringer Straße in die Tränke verlagern und verhandelt mit der Stadt über einen Grundstückskauf. Der Investor hat den Kauf allerdings mit einem Junktim versehen: Mercedes-Benz möchte, dass mittelfristig eine weitere Abfahrtsrampe von der B 27 in die Tränke und eine Auffahrt von der Sigmaringer Straße in Richtung Echterdinger Ei realisiert wird. Im Gegenzug hat sich der Investor bereit erklärt, einen finanziellen Zuschuss von insgesamt 500 000 Euro für den Bau beider Rampen zu gewähren. Die Stadt wiederum müsste sich dafür vertraglich verpflichten, zumindest den Degerlocher Ast des Anschlusses bis Ende 2017 zu bauen.

 

Rampen könnten aus Flughafenrücklage finanziert werden

Nach Berechnungen des Tiefbauamts belaufen sich die Kosten für die Abfahrt an der Tränke auf 1, 5 Millionen, für die Rampe aus Möhringen auf 1,3 Millionen Euro. Das Geld ist allerdings im aktuellen Doppelhaushalt nicht veranschlagt. Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll, der das Thema in der vergangenen Woche nicht öffentlich im Wirtschaftsauschuss zusammen mit dem Grundstücksverkauf an Mercedes beschließen lassen wollte, hatte zur Finanzierung die kürzlich erfolgte Ausschüttung seitens des Flughafens Stuttgart in Höhe von mehr als acht Millionen Euro ins Gespräch gebracht.Den Grundsatzbeschluss zum Ausbau des Verkehrsknotens gibt es seit 2002. Genauso alt ist ein Verkehrsgutachten, dass Maßnahmen zur Verhinderung der Zunahme des Verkehrs durch Degerloch auflistet. Die Ergebnisse sollen jetzt nochmals überprüft werden, so Verkehrsplaner Arne Seyboth. Das fordern auch Grüne, SPD und SÖS/Linke im Rat. „So eine Maßnahme lässt sich nicht hopplahopp beschließen“, kritisierte Beate Schiener (Grüne) die Strategie Fölls. Die Tränke dürfe nicht mit Verkehr „volllaufen“. Auch Roswitha Blind (SPD) nannte es einen „außergewöhnlichen Vorgang“, dass eine solche Verkehrsmaßnahme im Zusammenhang mit einem Grundstücksgeschäft beschlossen werden sollte. Man müsse erst die Begleitmaßnahmen überprüfen: „Dann muss der Bau finanziert – und dann erst beschlossen werden. Alles andere geht nicht“, so Blind.

Helga Vetter (CDU) glaubt nicht, dass der Vollanschluss zu einer Mehrbelastung der Degerlocher Straßen führt. Die CDU lege Wert darauf, dass der Bau des Degerlocher Asts 2016 beginnen könne und dann 2017 abgeschlossen wäre. Allerdings müssten die Verkehrsanalysen für die Degerlocher Tränke zuvor aktualisiert werden.