Der VfB Stuttgart fürchtet, dass seine Spieler von der Fahne gehen. Ob Didavi oder Kostic, Harnik oder Ginczek, selbst der Rumäne Maxim hegt Abwanderungsgedanken. Spätestens im nächsten Sommer.

Stuttgart - Die Ecke flog in den Rückraum des Trainingsplatzes, dort stand Filip Kostic, nahm den Ball volley und traf mit einem krachenden Schuss in den Torwinkel. Ein „Strahlen über beide Backen“ erkannte anschließend der VfB-Trainer Alexander Zorniger im Gesicht seines Offensivspielers – und wertet dies als eindeutiges Indiz dafür, dass sich um die mentale Verfassung des 22-Jährigen niemand Sorgen machen muss: „Wenn so psychisch Angeschlagene aussehen, dann wäre ich auch gern psychisch angeschlagen.“

 

Mit deutlich schlechterer Laune war Kostic am Abend zuvor mit Zorniger und dem VfB-Manager Robin Dutt zusammengesessen und hatte vergeblich um die sofortige Freigabe aus seinem bis 2019 laufenden Vertrag gebeten. „Kostic ist für uns nicht zu ersetzen“, sagt Zorniger – und sehnt den 1. September herbei, den Tag, an dem in der Bundesliga keine Transfers mehr möglich sind und Spielerberater ihre Mandanten nicht mehr mit den Millionenangeboten anderer Clubs verrückt machen können: „Ich hoffe, dass alle Berater vier Wochen in den Urlaub gehen, gerne auch vier Monate.“

Spätestens von Montag an, das ist Zornigers Hoffnung, wird sich Kostic wieder ganz auf den Fußball und den VfB konzentrieren. Doch weiß auch der Trainer, dass das Transferthema dann nur vorübergehend beendet ist. Die nächsten Angebote werden kommen, sei es schon im Winter oder aber nach der Saison. Und das gilt nicht nur im Falle des wechselwilligen Filip Kostic. „Wir haben vor allem in der Offensive Spieler, die auch für andere Clubs interessant sind“, sagt Zorniger.

Auch Ginczek wird nicht lange auf Angebote warten müssen

Der Spielmacher Daniel Didavi (25) wäre, ebenso wie sein Vertreter Alexandru Maxim (25), gerne schon in diesem Sommer gegangen, wenn der VfB nicht auch seinen Wechsel nach Leverkusen kategorisch abgelehnt hätte. Didavis Vertrag läuft am Saisonende aus, genau wie der von Martin Harnik (28). Auch der Österreicher war schon zuletzt umworben – und macht wie Didavi keine Anstalten, beim VfB zu verlängern. Man benötigt momentan viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass Robin Dutt in den Verhandlungen die besseren Argumente hat als jene Clubs, die in der Champions League spielen und (im Gegensatz zum VfB) ein prall gefülltes Konto haben.

Auch der Mittelstürmer Daniel Ginczek (24) wird, sofern er fit bleibt und seine Entwicklung anhält, nicht lange auf deutlich besser dotierte Angebote warten müssen. Nur eine Frage der Zeit scheint es zu sein, bis der Torjäger in die Nationalelf berufen wird. „Er ist ein Topstürmer in der Bundesliga. Es gibt nicht viele in Deutschland mit solchen Qualitäten“, sagt Zorniger. Zwar läuft Ginczeks Vertrag noch bis 2018 – doch dürfte auch er ins Grübeln kommen, wenn seine Vorlagengeber das Weite suchen.

Die Geduld von Dutt ist endlich

Droht dem VfB also spätestens nach dieser Saison der große Ausverkauf? „Was nächste Saison kommt, weiß niemand“, sagt Zorniger: „Wir müssen bis dahin unsere Hausaufgaben machen.“

Didavi und Harnik haben angekündigt, dass sie nach den Jahren des Abstiegskampfes erst einmal in Ruhe abwarten wollen, in welche Richtung sich der VfB entwickelt. Die Geduld von Robin Dutt jedoch ist endlich. Der Manager will spätestens im Oktober eine definitive Entscheidung und hat den Spielern eine entsprechende Frist gesetzt. Nun wird er nach dem missratenen Saisonauftakt inständig hoffen, dass sich bis dahin der spielerische Fortschritt auch in den Ergebnissen niederschlägt – nach Möglichkeit schon im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt. Sonst könnte es passieren, dass der Sportchef im Herbst gar keine Argumente mehr auf seiner Seite hat.