Der VfB hat mit 0:3 in Augsburg verloren – und dabei gezeigt, dass es kein Vorteil sein muss, wenn man sein Saisonziel schon frühzeitig erreicht hat.

Augsburg - Irgendjemand muss ja schuld sein, wenn ein Spiel verloren geht – und wenn es der Rasen ist. Ausgiebig beklagt sich Fredi Bobic hinterher über „diese Wiese“ im Augsburger Stadion, die ein flüssiges Kombinationsspiel nicht zugelassen habe, weil das Gras erstens zu hoch und zweitens zu trocken gewesen sei. Ein Vergleich kommt dem VfB-Manager in den Sinn, den er offenbar so treffend findet, dass er ihn mehrmals wiederholt: „Der Platz war so trocken wie die Wüste Sahara.“

 

Allerdings weiß Bobic auch, dass es am Rasen nicht alleine lag, dass der VfB am Samstag mit 0:3 (0:0) beim Abstiegskandidaten FC Augsburg verloren hat. Schwerwiegender war, dass seinem Team die Einstellung, der Wille und die Leidenschaft fehlten – ganz im Gegensatz zum Kontrahenten. Und so lieferte das Spiel einen klassisches Beispiel dafür, was passieren kann, wenn die eine Mannschaft mit Haut und Haaren ums Überleben kämpft und die andere ihr Saisonziel schon vorzeitig erreicht hat. Dann hilft häufig auch die größere fußballerische Begabung nicht weiter.

Den drei Siegen der Vorwoche folgt der Einbruch

Immerhin ein Mindestmaß an Verständnis bringt Bruno Labbadia für die schwache Leistung seiner Spieler auf. Auf „die fantastische Vorwoche“ verweist der Trainer, in welcher der VfB zwei Ligasiege gegen Gladbach und Freiburg gefeiert und mit dem Einzug ins Pokalfinale die erneute Teilnahme an der Europa League sichergestellt hat: „Auch mental hat das viel Kraft gekostet.“

Das ändert jedoch nichts daran, dass sich Labbadia über die Pleite „wahnsinnig“ ärgert. Er habe den Aufwärtstrend unbedingt fortsetzen wollen und kann nichts anfangen mit der These, es gehe in den verbleibenden Ligaspielen um nichts mehr. Das Erreichen der Europa-League-Plätze hatte der Trainer als neues Ziel anvisiert. In Augsburg jedoch musste er wieder einmal erkennen, dass mit abnehmendem Druck auch die Spannung und Konzentration seiner Mannschaft abhandenkommen.

Labbadia sieht sich bestätigt

Bestätigt sah Labbadia seine altbekannte Rechenformel, derzufolge sein Team nur dann gewinnen kann, wenn es 100 Prozent bringe: „Diesmal waren es nur 90 oder 95 – und dann reicht es eben nicht“. Zwar hätte sich das Spiel vermutlich in eine ganz andere Richtung entwickelt, hätte Martin Harnik kurz nach der Pause die große Chance zur Führung verwertet. Nach dem 0:1 jedoch ergaben sich die Stuttgarter ihrem Schicksal und luden den Gegner mit schweren Fehlern zu den weiteren Toren ein.

Die große Frage ist nun, wie die in Augsburg verloren gegangene Spannung in den letzten drei Partien gegen Fürth, Schalke und Mainz wiederzuerlangen ist. „Wir wollen diese Spiele gewinnen – nicht nur um einen fairen Wettbewerb zu bieten, sondern auch um in der Tabelle Plätze gutzumachen“, sagt der Kapitän Christian Gentner. Es macht die Sache jedoch nicht leichter, dass nicht nur der sportliche Druck fehlt, sondern auch der in den eigenen Reihen.

Die zweite Reihe macht keinen Druck

Zum dritten Mal nacheinander bot Labbadia am Samstag die gleiche Mannschaft auf. Dabei wäre nun eigentlich ein günstiger Zeitpunkt dafür, auch die Spieler aus der zweiten Reihe auf ihre Tauglichkeit zu testen. Dass dies bislang nicht passiert sei, sagt Labbadia, zeige, wie es um den Kader bestellt sei. In Augsburg spulte der Stürmer Federico Macheda nach seiner Einwechslung zwar ein solides Laufpensum ab, war aber nur selten dort zu finden, wo er hingehört, im gegnerischen Strafraum. Und Shinji Okazaki zeigte nicht nur vor dem 0:3, als der Japaner leichtfertig den Ball vertändelte, dass er meilenweit entfernt ist von der Form seiner Anfangszeit in Stuttgart. Dass gegen Fürth eine andere Elf auf dem Platz stehen wird, dürfte folglich nur daran liegen, dass Georg Niedermeier und Vedad Ibisevic gesperrt sind.

„Wir müssen in der neuen Saison den Konkurrenzkampf erhöhen“, sagt Labbadia. Also wird Fredi Bobic auch in dieser Woche sein Werben um Daniel Schwaab (Leverkusen), Konstantin Rausch (Hannover), Pierre-Michel Lasogga (Hertha BSC), Moritz Leitner (Borussia Dortmund) und den Neuseeländer Marco Rojas fortsetzen.

Dass der VfB-Manager hohe Anforderungen an neues Personal stellt, wird auch in Augsburg deutlich. Den Treffer von Marcel de Jong zum 3:0 jedenfalls, einen wunderschönen Lupfer aus 18 Metern, wertet der Manager als „normales Tor“. So etwas „muss ein Fußballer können“, sagt Bobic, denn: „Auf so einem trockenen Rasen ist das nicht besonders schwer.“