Die Einbruchszahlen lagen 2015 in den ersten sechs Monaten ein Drittel unter den Werten von 2014. Die Kripo gibt jedoch keine Entwarnung – es könne jederzeit eine Trendwende geben.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat in den zurückliegenden Monaten deutlich abgenommen. Im ganzen Land sei die Zahl „im gut zweistelligen Bereich“ zurückgegangen, das hat der Landesinnenminister Reinhold Gall (SPD) Ende Juli gesagt. In Stuttgart soll die Zahl der Einbrüche in den ersten sechs Monaten nach Informationen der Stuttgarter Zeitung sogar um ein Drittel zurückgegangen sein – das Polizeipräsidium gibt zu Zahlen aber noch keine offizielle Auskunft. Schließlich könne sich der Trend jederzeit wieder ändern, heißt es.

 

Auch wenn die Polizei sich nicht auf konkrete Zahlen festlegt, so bestätigt man im Präsidium doch, dass der Rückgang in der Landeshauptstadt bemerkbar sei. Einen gewissen saisonalen Rückgang gebe es im Sommer immer. Weil das Leben mehr draußen stattfinde, sei es für die Täter schwieriger, sich anzuschleichen und unbemerkt einzusteigen. Die Ruhe würde nur in diesem Sommer besonders auffallen, weil das Jahr 2014 ein Ausreißer gewesen sei: „Da hatten wir kaum einen Rückgang im Sommer“, sagt Kriminalhauptkommissar Frank Burkhardt vom Einbruchsdezernat der Stuttgarter Polizei.

„Der eine oder andere Täter wurde abgeschreckt.“

Warum die Zahlen gesunken sind, dafür gibt es Erklärungen: „Es gibt gewisse Dinge, die sich in der Täterszene offenbar herumsprechen“, sagt Burkhardt. Darunter fallen die Erfolge der Polizei im Kampf gegen die Einbrecher: „Wir haben doch schon eine ganze Reihe Täter festgenommen, und einige sind auch schon zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.“ Das und die Maßnahmen der Polizei, zu denen auch die verstärkte Präsenz – in Uniform und Zivil – zähle, würde doch „den einen oder anderen Täter abschrecken“, davon ist der Mann vom Einbruchsdezernat überzeugt. „Unsere Maßnahmen führen zu einer gewissen Verunsicherung.“ Zusammengenommen mit dem saisonalen Rückgang sei zu erklären, warum zurzeit weniger eingebrochen werde in Stuttgart.

Neben den Festnahmen habe das Dezernat weitere Erfolge verzeichnet, die jedoch noch nicht in Festnahmen gemündet hätten: „Wir haben durch die Spurenauswertung noch einige Tatverdächtige identifizieren können. Jedoch können wir diese nicht fassen, da wir nicht wissen, wo sie sich aufhalten“, schildert Burkhardt. Unterm Strich sei es in solchen Fällen eine Frage der Zeit – es sei denn, die Täter kämen wie viele aus Osteuropa und würden sich wieder in ihr Heimatland absetzen.

In der Region ist die Entwicklung bis zum Sommer unterschiedlich. So verzeichnete das Präsidium Reutlingen einen Anstieg in den ersten sechs Monaten. „Wir hatten die meisten Fälle in den Wintermonaten, aktuell hat sich das Fallaufkommen aber deutlich abgeschwächt“, sagt die Polizeisprecherin Andrea Kopp. Man könne auf dieser Grundlage noch keine Aussage machen, ob die Fallzahlen im Kreis Esslingen insgesamt zurückgehen würden. In den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen verzeichnet die Polizei ebenfalls einen leichten Anstieg, sagt der Sprecher Peter Widenhorn. Jedoch zeige sich bei genauerer Analyse, dass vor allem die Zahl der Einbruchsversuche, die bei der Gesamtzahl mitberechnet werden, gestiegen sei. Das meldet auch das Ulmer Präsidium für den Kreis Göppingen. Dort zieht man daraus den Rückschluss: „Die Hausbesitzer tun mehr, unsere Präventionsoffensive wirkt.“

Die Vorbeugung kommt nach Ansicht der Stuttgarter Polizei oft zu kurz: „Urlaubszeit – Einbruchszeit“ hat sie darum diesen Sommer wieder gewarnt. Die Meldungen von ausgeräumten Wohnungen kamen glücklicherweise nicht häufig während der Hauptreisezeit. Dennoch sei immer noch höchste Vorsicht geboten, so Frank Burkhardt: „Wir geben keine Entwarnung.“ Vor allem hoffe man im Dezernat, dass die Bürger die Scheu verlieren, die 110 zu wählen, wenn sie verdächtige Personen in Wohngebieten sehen. „Und zwar zeitnah, also sofort, wenn was passiert ist. Nicht erst den Nachbarn erzählen und am nächsten Tag die Polizei anrufen, wenn man sich wieder daran erinnert.“