Der massive Zuwachs an Handelsfläche in der Innenstadt hat Folgen: Während die Besucherfrequenz auf der Königstraße deutlich nachlässt, freut sich das Milaneo über großen Andrang.

Stuttgart - Der massive Zuwachs an Handelsfläche in der Innenstadt scheint nicht ohne Folgen zu bleiben. Gleich zwei Untersuchungen von renommierten Immobilienunternehmen kommen zu dem Ergebnis, dass die Besucherfrequenz auf der Königstraße deutlich nachlässt. Während die Händler der City auf den Standort vertrauen, berichtet das Management des Milaneo von anhaltend großem Andrang.

 

Traditionell rangiert die Königstraße bei den Untersuchungen der Immobilienbüros und Maklerfirmen zumeist unter den Top Fünf der deutschen Einkaufsstraßen. Die jüngste Zählung von BNP Paribas Real Estate sieht die Königstraße aktuell allerdings nur noch auf Rang 22 mit Blick auf die gemessene Passantenfrequenz pro Stunde. In den Vorjahren kam die Königstraße bei der Untersuchung von BNP Paribas jeweils auf Platz zehn. Die Gewerbemakler von Jones Lang Lasalle kommen zu einem ähnlichen Schluss. Auch sie verzeichnen in ihrem aktuellen Marktbericht einen deutlichen Rückgang der Besucherzahlen. Im ersten Quartal 2015 lag die Passantenfrequenz pro Stunde sogar deutlich unter dem Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre. Die Besucherfrequenz ist in Handelskreisen eine wichtige Größe. Die Zahl ist einer der entscheidenden Faktoren bei der Berechnung der jeweiligen Miete am Standort.

Umsätze der Innenstadthändler sind durch die Bank gut

Die Händler in der Innenstadt geben sich jedoch trotz der Ergebnisse positiv gestimmt. „Wir sind mit dem Verlauf des Geschäftsjahres zufrieden“, sagt etwa Christoph Achenbach. Er ist Geschäftsführer von Lederwaren Acker am Schlossplatz und Sprecher des Arbeitskreises Handel bei der City-Initiative. Generell sei ein gewisser Rückgang der Frequenz jedoch zu spüren. „Es ist dabei aber zu kurz gesprungen, das allein an den neuen Einkaufszentren festzumachen“, sagt Achenbach. Faktoren wie der weiter stark wachsende Onlinehandel oder die große Zahl an Baustellen in der Innenstadt tragen aus Sicht des Geschäftsführers nicht zu einer Belebung der Königstraße bei. Zwar seien die Umsätze der Innenstadthändler durch die Bank gut, allerdings würden die Geschäfte im Bereich Junge Mode die Eröffnung des Milaneo mit Anbietern wie Primark und anderen deutlich spüren. „Insgesamt muss es uns gelingen, den Standort Stuttgart als Ganzes zu stärken. Das geht nur im Schulterschluss mit den Centern“, erklärt Achenbach weiter.

Speziell im Milaneo scheint man mit der aktuellen Entwicklung extrem zufrieden zu sein. Centermanagerin Andrea Poul berichtet von durchschnittlich 28 000 bis 30 000 Besuchern pro Tag in ihrem Center. Auch die Umsätze der einzelnen Mieter seien gut, so Poul weiter. Als wichtigster Besuchermagnet im Milaneo gilt die umstrittene Billigmodekette Primark. Die Stuttgarter Filiale gilt nach Medienberichten als einer der besten Standorte der Marke in Deutschland und soll sogar zu den profitabelsten Primark-Filialen weltweit zählen.

City-Managerin sieht keinen Grund zur Sorge

Das Milaneo zielt vor allen Dingen auf Kunden aus dem Umland. „An den Werktagen kommen 29 Prozent unserer Besucher weder aus Stuttgart noch aus der Region, sondern von weiter weg“, sagt Andrea Poul. An den Wochenenden steigt diese Quote auf bis zu 40 Prozent. „Das haben ausgiebige Befragungen im Center ergeben“, erklärt die Managerin. Dazu passt, das sogar Händler in Ulm berichten, dass ihr Geschäft von der massiven Zahl an Neueröffnungen in Stuttgart beeinflusst werde.

Für Stuttgarts City-Managerin Bettina Fuchs ist der Rückgang der Passantenfrequenz auf der Königstraße nach eigener Aussage noch kein Anlass zur Sorge. „Eine gewisse Verlagerung der Kundenströme war zu erwarten“, sagt sie. So viele Neueröffnungen auf so engem Raum, wie sie derzeit in Stuttgart stattfinden, stärken nach Meinung von Bettina Fuchs den Einkaufsstandort Stuttgart als Ganzes. Auf die Eröffnungen der beiden Einkaufszentren Gerber und Milaneo sowie des Outdoor-Ausrüsters Globetrotter an der Tübinger Straße im vergangenen Jahr folgt im kommenden Jahr die Eröffnung des Dorotheen-Quartiers, das derzeit unter der Regie des Warenhausunternehmens Breuninger am Karlsplatz gebaut wird.