Die Heimattage sollen 2020 im Filstal stattfinden. Dabei machen Göppingen, Eislingen, Ebersbach und Uhingen gemeinsame Sache. Alle Gremien haben zugestimmt. Doch viele klagen über einen klassischen Fehlstart.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Erst der De-facto-Boykott der großen Informationsveranstaltung, jetzt das einstimmige Ja: Der Göppinger Gemeinderat steht nun doch eindrucksvoll hinter der Bewerbung für die baden-württembergischen Heimattage. Im Jahr 2020 wollen Göppingen, Eislingen, Ebersbach und Uhingen das mehrere Monate dauernde Landesfest gemeinsam ins Filstal holen. Zuvor hatten die Gremien der anderen drei Städte dem Vorhaben bereits zugestimmt. Im Juni vergibt das Staatsministerium die Veranstaltungen für die Jahre 2019 bis 2022. Dabei soll jeder Regierungsbezirk einmal zum Zuge kommen. Ebersbach feiert 2020 sein 850-jähriges Bestehen, weshalb die vier Städte dieses Jahr präferieren.

 

„Wir wären dumm, wenn wir uns nicht bewerben würden“, sagte der Göppinger CDU-Fraktionsvorsitzende Felix Gerber. Heimattage seien eine gute Sache, durch die gemeinsame Bewerbung werde das Projekt sogar einzigartig, lobte Stefan Horn (Freie Wähler) die Initiative seines Oberbürgermeisters Guido Till (CDU). Doch dann kam sein Aber: Dass der Göppinger Gemeinderat bei der Infoveranstaltung in Eislingen, bei der der offizielle Startschuss für die Bewerbung gegeben werden sollte, nur mit drei Stadträten vertreten gewesen sei, sei „eine Peinlichkeit“ und „für unsere Stadt ein Armutszeugnis“. Die Schuld gab er dem OB. Er habe den Gemeinderat nicht ausreichend informiert, und das sei kein Einzelfall. „Die Informationspolitik war nicht existent“, sagte Horn. Die SPD-Stadträtin Christine Schlenker bemängelte, dass aus der Einladung nicht hervor gegangen sei, dass das Erscheinen wichtig sei.

Der OB gab sich keineswegs schuldbewusst. Zum einen müssten die Stadträte schon selber wissen, welche Veranstaltungen ihnen wichtig seien. Zum anderen müssten „manche Sachen diskret behandelt werden“. Im vorliegenden Fall habe er den unbedingt jeden Anschein vermeiden wollen, dass es nur darum gehe, dass sich die „Große Kreisstadt Göppingen Mitveranstalter sucht, um sich besser präsentieren zu können“. Deshalb sei entscheidend gewesen, dass alle vier Gemeinderäte gleichzeitig informiert würden. Susanne Weiß (FDP), die unter den drei Teilnehmern gewesen war, wies allerdings darauf hin, dass die anderen Bürgermeister ihre Stadträte durchaus vorher eingeweiht hätten. Gleichzeitig kritisierte sie ihre Kollegen. Sie habe sich selten so unwohl gefühlt. „Wenigstens ein Vertreter von jeder Fraktion hätte kommen können.“

Der CDU-Fraktionschef Gerber schob das Fernbleiben seiner Fraktion auf den ohnehin schon langen Sitzungstag. Viele Stadträte hätten am fraglichen Tag bereits seit 14.30 Uhr bei Ausschusssitzungen im Rathaus gesessen, da habe man sich den Abendtermin in Eislingen eben sparen wollen. Daraus könne man aber keinen Boykott konstruieren. Schließlich seien die Heimattage, die seit 1978 jährlich im Land stattfinden, „kein unbekanntes Wesen“. Ob sie allerdings jemals in Göppingen stattfinden, daran hat Felix Gerber nach der Vorgeschichte offenbar seine Zweifel. „Der Gemeinderat bemüht sich nach Kräften, die Bewerbung schon im Vorfeld zum Scheitern zu bringen“, bilanzierte er.