Kultur: Adrienne Braun (adr)

Das Humboldt-Forum steht dagegen immer wieder in der Kritik, sich nicht ausreichend mit der Herkunft der Sammlungen zu befassen und sie so präsentieren zu wollen „wie einst die preußischen Herrscher ihre geraubten und angeeigneten Objekte als Trophäen präsentierten“, wie es Kritiker monieren. „Das Humboldt-Forum ist wie Tschernobyl“, meinte denn auch Bénédicte Savoy. Die französische Kunsthistorikerin ist Professorin an der Technischen Universität und war Mitglied im Beirat des Humboldt-Forums. Im vergangenen Jahr hat sie den Posten hingeworfen aus Frust über den Umgang mit dem Beirat und aus Ärger darüber, dass sich hier keiner ausreichend um Provenienzforschung kümmere. Inés de Castro muss also sehr gut verhandeln, wenn sie ihren kritischen Umgang mit der eigenen Disziplin auch in Berlin erfolgreich fortsetzen will.

 

Aber auch in Stuttgart hat de Castro mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen, weil die Politik lange nicht erkannte, welch wichtige Rolle ein ethnologisches Museum in der heutigen multikulturellen Gesellschaft spielen kann. Auch wenn inzwischen allen Verantwortlichen aus Kultur und Politik bewusst ist, dass das neoklassizistische Gebäude am Hegelplatz denkbar ungeeignet ist für einen zeitgemäßen Museumsbetrieb, gibt es noch immer keine Entscheidung, ob saniert wird oder ein Neubau entstehen soll.

Die Entscheidung über die Zukunft des Linden-Museums steht immer noch aus

Dabei besteht inzwischen sogar fraktionsübergreifend Einigkeit, dass Stuttgart ein Haus der Kulturen gut anstünde. Trotzdem konnten sich Stadt und Land noch immer nicht verständigen auf einen Neubau etwa auf dem Areal hinterm Hauptbahnhof, das durch S 21 frei werden wird. Selbst wenn die Entscheidung in diesem Jahr fällt, müsste de Castro sich noch viele Jahre gedulden und in einem Haus arbeiten, das nur schwerlich die Erwartungen an ein zeitgemäßes Haus der Kulturen erfüllen kann. Das Land müsste wohl einiges aufbieten, um die erfolgreiche Museumsdirektorin in Stuttgart zu halten. Dazu, wie ein solches Angebot aussehen könnte, wollte sich Inés de Castro aber nicht äußern. „Ich fände es unangebracht, das zu kommentieren.“ https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.linden-museum-neue-direktorin-hat-grosse-plaene.2d54e800-71af-41da-b135-6543d3826c17.html