Uwe Wössner ist Professor an der Uni Stuttgart: Er leitet dort die Visualisierungsabteilung des Höchstleistungs-Rechenzentrums. Bei der Kinder-Uni berichtet er über künstliche Welten im Computer und wie diese den Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit helfen.

Stuttgart - Virtuelle Welten gehören für viele Menschen heute längst zum Alltag. In Computerspielen wie „World of Warcraft“ lassen sich gewaltige Fantasiereiche erkunden, die von Fabelwesen bevölkert werden. Für die Gangsterspielreihe „Grand Theft Auto“ haben die Entwickler sogar reale Großstädte wie New York oder Los Angeles nachgebaut, in denen die Spieler mit dem Auto durch Häuserschluchten rasen oder durch dunkle Gassen schleichen können.

 

Virtuelle Welten werden aber auch für die Wissenschaft und die Industrie entwickelt. Der Kinder-Uni-Professor Uwe Wössner ist Fachmann auf diesem Gebiet. Der 41-Jährige arbeitet am Höchstleistungsrechenzentrum der Stuttgarter Uni (HLRS). Die Computer, die hier betrieben werden, zählen zu den leistungsstärksten der Welt. „Unsere Aufgabe ist es, den Wissenschaftlern in Deutschland genügend Rechenleistung zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre Simulationen machen können“, sagt Wössner. Auch Wirtschaftsunternehmen wie Daimler, Porsche oder Bosch zählen zu den Kunden des HLRS.

Versunkene Städte werden digital nachgebaut

Wie solche virtuelle Welten aussehen, wird er heute bei seinem Vortrag zeigen, etwa die Simulation eines Kohlekraftwerks oder eines Wasserkraftwerks, das das Energieversorgungsunternehmen EnBW derzeit im Schwarzwald plant. Weitere Beispiele kommen aus der Archäologie: Längst vergangene Städte wie das antike Ephesos werden digital nachgebaut. So lässt sich der Alltag von Menschen nachvollziehen, die vor über zweitausend Jahren gelebt haben.

In Zukunft werden virtuelle Welten eine größere Rolle in unserem Alltag spielen, glaubt Wössner. Den Hype, den vor einigen Jahren das Computerspiel „Second Life“ auslöste – manche glaubten darin schon den Beweis dafür zu sehen, dass bald das virtuelle Leben das reale ersetzen werde –, hielt der Stuttgarter Ingenieur aber schon damals für übertrieben: „Wir entwickeln solche kooperativen Welten schon seit längerem – nur setzen wir diese produktiv ein, damit beispielsweise Wissenschaftler auch über weite Distanzen hinweg miteinander arbeiten können.“

Derartige Kommunikationsformen würden zwar in Zukunft an Bedeutung gewinnen, meint der Computerexperte. Dass sie aber irgendwann die traditionellen vollständig ersetzen, ist eher unwahrscheinlich. „Die persönliche Kommunikation halte ich ohnehin für wichtig und erhaltenswert“, betont Wössner. Privat spielt der Professor, übrigens „so gut wie nie“ Computerspiele – auch wenn sein Sohn eine Nintendo Wii-Konsole besitzt.

Was – Wann – Wo

Vorlesung
Uwe Wössner ist Leiter der Visualisierungsabteilung des Höchstleistungsrechenzentrums an der Universität Stuttgart. Bei der heutigen Vorlesung der Kinder-Uni um 16 Uhr wird der Ingenieur Fragen nachgehen wie: Warum bauen wir eigentlich virtuelle Welten? Und wie funktioniert das überhaupt? Schließlich hat doch jedes Kind schon einmal Zeit in einer virtuellen Welt am Computer oder Spielkonsole verbracht. Und vielleicht kann man diese Welt mit der Realität verbinden – auch wenn die Eltern das kaum glauben mögen. Uwe Wössner wird den Nachwuchsstudenten ausgehend vom aktuellen Forschungsstand erklären, was so eine virtuelle Welt den Erwachsenen in der Wissenschaft und Industrie bringt.

Ort
Die Vorlesung findet im Hörsaal 47.01 (Pfaffenwaldring 47) auf dem Campus Vaihingen statt. Zutritt haben nur angemeldete Kinder. Eltern oder Begleitpersonen können die Vorlesung per Videoübertragung im Nebenraum verfolgen. Kinder, die keine Karte mehr bekommen haben, können die Vorlesung auch im Internet live anschauen unter: http:// images.hlrs.de/kinderuni/Woessner/R_live.html.

Internet
Informationen zur Kinder-Uni gibt es online unter www.stuttgarter-zeitung.de/kinderuni; www.uni-stuttgart.de/kinderuni, www.uni-hohenheim.de/kinderuni