Die Landesbank vermeidet durch den Zuschlag für Patrizia Diskussionen mit der EU-Kommission. Das hat eine größere Rolle gespielt als der Preis der Wohnungen.

Stuttgart - Die Entscheidung konnte wohl nicht anders fallen: Das börsennotierte Immobilienunternehmen Patrizia erhält den Zuschlag für die etwa 21.500 LBBW-Wohnungen. Dabei ist es gewiss nicht so wie die LBBW behauptet, dass der höhere Kaufpreis angesichts des ansonsten inhaltlich gleichwertigen Angebots den Ausschlag gegeben hat. Es hat zwischen den Angeboten der beiden Konsortien sehr wohl Unterschiede gegeben, sie sind aber nicht zugunsten des Konsortiums rund um die Stadt Stuttgart und die Wohnungsbaugesellschaft GWG gewertet worden. Da die gebotenen Barpreise der beiden Konsortien dem Vernehmen nach um lediglich 30 Millionen Euro auseinander lagen, ist die Vermutung naheliegend, dass es auf Seiten der LBBW ein starkes Interesse daran gab, Patrizia den Zuschlag zu erteilen.

 

Der Grund liegt auf der Hand. Die LBBW braucht die Zustimmung der Brüsseler EU-Kommission zu dem Geschäft. Denn der Verkauf der Wohnungen ist Teil der Bedingungen für die Genehmigung umfangreicher Finanzhilfen, die das Kreditinstitut erhalten hat. Brüssel achtet mit Argusaugen darauf, dass bei Verkäufen nicht gemauschelt wird. Niemand kann behaupten, dass dies bei Abschluss des Geschäfts mit dem Konsortium rund um die Stadt der Fall gewesen wäre. Aber da die Stadt auch Miteigner der Bank ist, hätte der Verdacht aufkommen können, hier mache jemand ein Geschäft mit sich selbst. Diesen möglichen Verdacht hätte LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter in Brüssel ausräumen müssen, und das hätte ihn viel Arbeit gekostet, die er sich mit dem Zuschlag für Patrizia erspart hat.

Nun ist es verständlich, dass die Entscheidung in Stuttgart auf keine große Begeisterung stößt. Im Interesse der Mieter muss der Blick aber nun nach vorne gerichtet werden. Immerhin bieten die Augsburger der Stadt eine Beteiligung an dem Konsortium an. Das ist eine Gelegenheit, mehr für die Rechte der Mieter zu tun, als der Käufer zumindest bisher zubilligen wollte.