Eine positive Erkenntnis gibt es bei dem Brand im Asylbewerberheim: nichts deutet auf einen fremdenfeindlichen Anschlag hin, meint der StZ-Redakteur Jörg Nauke. Doch der Versuch des OB-Kandidaten Sebastian Turner, das Unglück für seinen Wahlkampf zu nutzen, erscheint befremdlich.

Stuttgart - Die wichtigsten Botschaften der Ermittler nach dem Feuer in der Asylunterkunft lauteten: Niemand ist gestorben, und Stuttgart ist nicht Rostock, auch wenn in beiden Städten im Abstand von 20 Jahren die Wohnheime von Flüchtlingen brannten. Die Parallelität der Ereignisse – im Osten am Wochenende die Erinnerung an den Angriff von 1992, in Stuttgart der Großalarm – bewirkte, dass die Spekulationen ins Kraut schossen, obwohl in Heumaden kein Klima herrscht, das fremdenfeindliches Verhalten begünstigen könnte. Im Gegenteil. In Lichtenhagen hatte der rechte Mob seinem Fremdenhass Ausdruck verliehen, indem er unter dem Beifall der Nachbarn Molotowcoctails geworfen hatte. In Heumaden brannte es vermutlich „nur“ infolge eines technischen Defekts. Natürlich applaudierte dort niemand, stattdessen lief unverzüglich die Hilfe für die Betroffenen an.

 

Jetzt muss ermittelt werden, ob das Unglück auf ein fahrlässiges oder gar vorsätzliches Verhalten eines Bewohners zurückzuführen ist, oder ob technische Mängel am Gebäude mit ursächlich waren. Geklärt werden muss auch, ob alle Vorkehrungen für eine frühzeitige Warnung im Brandfall getroffen waren. Die Umstände des Unglücks waren unzweifelhaft besondere, der Einsatz selbst war für die Rettungskräfte aber Routine. Umso befremdlicher erscheint deshalb der Versuch des OB-Kandidaten Sebastian Turner, das Unglück für seinen Wahlkampf zu nutzen, indem er am Brandherd, wo normale Bürger nichts zu suchen haben, publikumswirksam Helferhände schüttelte. Nichts gegen Solidarität mit den Betroffenen und Dank an die Helfer, aber das wäre überzeugender, wenn nicht der Eindruck entstünde, es sei auch eine Werbebotschaft in eigener Sache.