Die CDU hat sich für einen OB-Kandiaten ohne politische Erfahrung entschieden: Sebastian Turners Wahl ist Chance und Risiko, meint Achim Wörner.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Die Stuttgarter CDU hat den parteilosen Sebastian Turner zu ihrem offiziellen Kandidaten für die OB-Wahl im Oktober gekürt. Dabei überrascht weniger das Votum an sich, als die Deutlichkeit des Ergebnisses. Zwei Drittel aller Stimmen vermochte der Unternehmer mit Stuttgarter Wurzeln, der vor zwei Monaten noch bei vielen Christdemokraten als unbeschriebenes Blatt galt, auf sich zu vereinen - und damit eine klare Mehrheit von sich zu überzeugen. Das ist ein großer persönlicher Erfolg für einen Mann, der als Quereinsteiger in die Politik kommt. Das ist ein großer Erfolg aber auch für den Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann, der seinen Favoriten gegen die Bedenken auch maßgeblicher Parteifreunde durchgesetzt hat.

 

Andreas Renner und seinen Anhängern um die Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann ist es nicht gelungen deutlich zu machen, warum es zwingend einen Kandidaten mit echtem CDU-Stallgeruch braucht. Zudem hat dem früheren Sozialminister die Debatte um seinen zu Unrecht geführten Master-Titel geschadet. Sie passte so recht ins Bild eines politischen Leichtfusses, der einst als Sozialminister über unbedachte Äußerungen gegenüber katholischen Bischöfen gestolpert ist.

Das klare Votum macht es der CDU leichter

Das klare Votum wird es der CDU nun erleichtern, trotz des teils mit harten Bandagen geführten parteiinternen Vorwahlkampfs geschlossen in den eigentlichen OB-Wahlkampf zu ziehen. Gerade das aber wird notwendig sein, um gegen einen starken grünen Bewerber wie Fritz Kuhn und insgesamt eine grün-rote Allianz, die sich für den wahrscheinlichen zweiten Wahlgang bereits abzeichnet, überhaupt reüssieren zu können.

Der Vorteil Turners ist dabei ohne Zweifel, dass er als parteiloser Kandidat leichter auch Stimmen aus anderen Lagern fischen kann. Die Freien Wähler haben ihm ihre Unterstützung bereits zugesagt und auch in der FDP gibt es durchaus Sympathien für den Mann aus der freien Wirtschaft. Und dennoch ist die Entscheidung der Christdemokraten nicht ohne Risiko. Schließlich fehlt Turner jedwede politische Erfahrung an der Front eines intensiven und langen Wahlkampfes. Den Stuttgarter Bürgern aber kann die Auswahl zwischen Kuhn und Turner, die nicht nur wegen ihrer parteipolitischen Zuordnung ganz unterschiedlich profiliert sind, nur recht sein. Und vielleicht schafft es die SPD ja irgendwann auch noch, das Angebot zusätzlich erweitern.

Klar aber seit Samstag eines auch - und das gilt nicht zuletzt im Blick auf die politische Konkurrenz: den CDU-Kandidaten Turner sollte niemand unterschätzen.