Wie sieht es eigentlich unter der Erdoberfläche von Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen aus? Was schlummert in der Tiefe und bleibt den Menschen für gewöhnlich verborgen? Eine Serie gräbt nach. Heute: die Technologie unter dem Flughafen.

Leinfelden-Echterdingen - Sommerzeit ist Urlaubszeit. Während der Ferien fliegen zahlreiche Menschen in den Urlaub. Während sich das Bodenpersonal in den Terminals um einen reibungslosen Ablauf bei der Fluggast-Abfertigung kümmert, sorgt das Team von Marcus Fuchs für gute Luft in den Hallen, Geschäften und Büros. Der Diplom-Ingenieur leitet die Gebäudetechnik des Flughafens und achtet darauf, dass die Passagiere im Sommer nicht schwitzen und im Winter nicht frieren. Dahinter steckt eine ausgeklügelte Technik, die den Reisenden verborgen bleibt und in tiefere Gefilde unter dem Flughafen führt.

 

Ein 92 Kilometer langes Rohrleitungssystem

Die Temperatur in den Flughafenhallen wird zum einen über Heizelemente an den Glasfassaden und zum anderen über ein 92 Kilometer langes Rohrleitungssystem im Boden geregelt. Gesteuert wird das System in der Klimazentrale, die sich mehrere Meter unter der Terminalebene in den unterirdischen Katakomben auf einer riesigen Fläche befindet. Fernab vom Reisestress arbeitet hier die Lunge des Airports. Gigantische Klimaanlagen saugen die Luft von außen an und blasen sie über Rohre, Gitter und Düsen in die Terminals. „Die gesamte Luft in den Fluggasthallen wird dreimal pro Stunde gegen frische Luft ausgetauscht“, erklärt Marcus Fuchs. Bis zu 924 000 Kubikmeter Luft werden stündlich dafür benötigt. Spezielle Filter in den Klimaanlagen sorgen dafür, dass die zugeführte Frischluft weder nach Kerosin noch nach Filderkraut riecht.

Die optimale Temperatur für die Passagierhallen: 21 bis 26 Grad

Gleichzeitig verhindern zahlreiche Aktivkohlefilter, dass Feinstaub, Schadstoffe und Pollen in die Hallen geblasen werden. Einmal im Jahr werden die Filter ausgetauscht. Die optimale Temperatur für die Passagierhallen liegt zwischen 21 und 26 Grad. Die Klimatisierung läuft automatisch. Sensoren messen die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und den CO2-Gehalt und passen die Leistung der Klimaanlagen dementsprechend an. „An heißen und passagierstarken Tagen laufen die Anlagen im Hochbetrieb“, schildert der 45-jährige Fuchs. Dazu benötigen die Klimaanlagen gekühltes Wasser aus den Kältezentralen. Als Kühlmittel wird Ammoniak verwendet. Hohe Sicherheitsvorkehrungen und ein geschlossenes System verhindern, dass das giftige Gas austritt. Im Winter sorgt Fernwärme vom Heizwerk für angenehme Temperaturen in den Hallen.

Neben der Klimatechnik befinden sich unterhalb der Terminals die Entrauchungs- und Sprinkleranlage sowie kilometerlange Stromversorgungskanäle. Bei Bedarf kann Rauch aus einzelnen Terminalbereichen abgesaugt werden. Die 20 000 Sprinkler am Airport lösen im Brandfall automatisch aus und ziehen sich Wasser aus einem 400 Kubikmeter großen Wasserbehälter in den Katakomben. „In der Klimazentrale stecken sehr viele komplexe Vorgänge, von denen der Passagier nichts mitbekommt“, sagt Marcus Fuchs, der seit 20 Jahren am Stuttgarter Flughafen tätig ist. „Durch die vielen Veränderungen ist der Job abwechslungsreich und spannend“, sagt er. Ein Beispiel: „In den vergangenen Jahren mussten in der Airport City etwa das neue Verwaltungsgebäude und auch das Bürogebäude SkyLoop in das Versorgungsnetz der Klimazentrale integriert werden.“