Schon wieder sind Ermittler auf gestohlene Zugangsdaten zu Millionen E-Mail-Konten gestoßen. Wem die Accounts gehören ist noch nicht bekannt. Für die Betroffenen kann der Diebstahl aber gravierende Folgen haben. Wir geben Tipps, wie man sich vor Cyber-Kriminellen schützen kann.

Stuttgart - Zum zweiten Mal binnen weniger Monate sind Ermittler Datendieben auf die Spur gekommen. 18 Millionen E-Mail-Adressen samt den dazugehörigen Passwörtern sollen Cyber-Kriminelle dieses Mal gestohlen haben. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mit Sitz in Bonn wertet den Datenberg aus. „Unter Einbeziehung der großen E-Mail-Provider erarbeitet das BSI derzeit eine datenschutzschutzkonforme Lösung, wie die betroffenen Internetnutzer unmittelbar informiert werden können“, teilte BSI-Sprecher Tim Griese mit.

 

Dies decke rund 70 Prozent der dem BSI von der zuständigen Staatsanwaltschaft Verden übergebenen, gehackten E-Mail-Adressen ab. Griese: „Für die Inhaber der restlichen E-Mail-Adressen, beispielsweise solche, die bei anderen Providern oder vom Anwender selbst gehostet werden, bereitet das BSI einen Warndienst vor.“ Details zum genauen Ablauf sollen am Montag bekannt gegeben werden.

Vor knapp zweieinhalb Monaten hatte ein ähnlicher Fall von groß angelegtem Datendiebstahl für Aufsehen gesorgt. Damals fiel den deutschen Ermittlern ein Paket mit 16 Millionen E-Mail-Adressen samt Zugangsdaten in die Hände. Ende Januar gingen sie mit ihren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit und riefen die Nutzer dazu auf, mittels einer eigens eingerichteten Webseite zu testen, ob ihr Account gehackt worden war. Der Ansturm der Nutzer war so groß, dass die Server des BSI zeitweise ausfielen.

Wie man seine digitale Identität schützen kann

Doch wie kann man sich vor einem Diebstahl der digitalen Identität schützen? „Absolute Sicherheit gibt es im Internet nicht“, sagt Erich Nolte, Rechtsberater bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer einige Grundregeln befolgt kann den Hackern die Arbeit aber erschweren.

1. Sichere Passwörter benutzen Auch wenn man es schon unzählige Male gehört hat: immer noch setzen zu viele Nutzer im Netz ungeeignete Passwörter ein – und das machen sich Cyber-Kriminelle zunutze. Laut BSI sollte ein Passwort aus mindestens zwölf Zeichen, Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Ziffern bestehen. Begriffe, die in einem Wörterbuch auftauchen, sowie Namen und Geburtsdaten von Freunden, Familie oder Haustieren sind tabu. Auch gängige Tastaturmuster wie asdfg oder 1234 machen es den Hackern leicht.

Besser sind scheinbar unzusammenhängende Kombinationen aus Buchstaben und Ziffern, die sich der Nutzer selbst ausgedacht hat. Wem es schwerfällt, sich etwas derart Abstraktes zu merken, baut sich am besten Eselsbrücken. Zum Beispiel das Passwort IkegnlwHz3MmPs! – „Ich kann es gar nicht leiden, wenn Hacker zum dritten Mal mein Passwort stehlen!“ Außerdem sollte man die Passwörter regelmäßig erneuern.

2. Passwörter variieren Auch wer sich immer mit derselben Kombination aus E-Mail-Adresse und Passwort in unterschiedliche Online-Portale einloggt, spielt den Dieben in die Hände. Denn diese können mit einmal gehackten Zugangsdaten auch in den anderen Portalen ihr Unwesen treiben und im Namen des Opfers beispielsweise in sozialen Netzwerken wildern, bei Online-Händlern bestellen oder gar ins Online-Banking eindringen. „Der potenzielle Schaden ist dann viel größer“, sagt Horst Haug, Sprecher des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg.

3. Anti-Viren-Software und Firewall installieren Ohne entsprechende Schutzsoftware sollte man heute eigentlich gar nicht mehr im Netz unterwegs sein, sonst haben Hacker leichtes Spiel. Wichtig: die Programme sollten immer auf dem aktuellsten Stand sein. Das BSI rät deshalb zu Aktivierung der automatischen Updates. „Diese Funktion können Sie in der Regel im jeweiligen Programm einstellen, meist unter dem Menüpunkt „Optionen“ oder „Einstellungen“ “, heißt es dort.

4. Sicherheitsupdates installieren Gleiches gilt natürlich auch für alle anderen Computerprogramme sowie das Betriebssystem. Denn gerade veraltete Versionen von Tools wie Adobe Acrobat Reader, Flash Player oder Java sind bei Hackern beliebte Einfallstore.

5. Auch ans Smartphone denken Für die Nutzung von Smartphones gelten die gleichen Sicherheitsrichtlinien wie beim Surfen am PC. Besondere Vorsicht ist hier außerdem beim Installieren von Apps oder beim Koppeln zweier Geräte via Bluetooth in einer unsicheren Umgebung geboten. Zusätzlichen Schutz bieten Firewalls und Anti-Viren-Software, die speziell auf mobile Geräte ausgerichtet sind.

Wer sich noch genauer informieren möchte: Das BSI hat eine ausführliche Liste mit Sicherheitstipps ins Netz gestellt.