Eine Bürgerinitiative will politischen Nichtwählern ein Forum bieten. Sie sollen ihre Wahlbenachrichtigungen abgeben, die dann auch ausgezählt werden.

Stuttgart - Eine Bürgerinitiative propagiert für die OB-Wahl das aktive Nichtwählen. Die Initiative versteht sich als Teil des Widerstands gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 und will jenen Bürgern, die ihre Vorstellungen bei keinem der Bewerber wiederfinden, die Möglichkeit geben, bei der OB-Wahl trotzdem politisch aktiv zu werden.

 

Die Aktion nennt sich „Gläserne Urne“: Die Initiatoren werden sowohl beim ersten Wahlgang am 7. Oktober als auch beim möglichen zweiten Durchgang am 21.Oktober im Glastrakt des Württembergischen Kunstvereins eine Urne aus Glas aufstellen. Dort können Bürger, die zeigen wollen, dass sie sich von der Politik und den Kandidaten für den OB-Posten gleich welcher Provenienz nicht vertreten fühlen, ihre Wahlbenachrichtigung einwerfen. Wer es etwas bequemer haben möchte, kann diese aber ebenso per Post an die Initiative Gläserne Urne, Postfach 13 10 54, 70068  Stuttgart schicken.

Nach Angaben der Initiative werden alle eingegangenen Wahlbenachrichtigungen ausgezählt und als Proteststimmen jener gewertet, die kein Vertrauen in die zur Wahl stehenden Politiker haben. Das Motto der Aktion lautet: Mitmachen ohne mitzuspielen. Es gehe darum, ein Zeichen gegen eine von Lobbyisteninteressen gesteuerte Politik zu setzen, die sich nicht am Gemeinwohl orientiere, heißt es in einer Presseerklärung der Initiative.

Den Vorwurf, das Lager des ausgewiesenen Stuttgart-21-Gegners und SÖS-Kandidaten Hannes Rockenbauch zu schwächen, kontert Initiativensprecher Christoph Scheel: „Wir sehen das nicht so. Wir bieten lediglich eine Plattform für all diejenigen, die aus politischen Gründen bewusst nicht wählen möchten und die ansonsten in der Masse der unpolitischen Nichtwähler untergehen würden.“ Man fordere auch nicht dazu auf, Rockenbauch oder einen der anderen Kandidaten nicht zu wählen. „Unsere Aktion konkurriert nicht mit den OB-Kandidaten um Wählerstimmen“, so Scheel. Er rechnet speziell für den eventuellen zweiten Wahlgang mit Zulauf, falls der bürgerliche Kandidat Sebastian Turner sich ein Duell mit dem Grünen-Bewerber Fritz Kuhn liefern sollte. Viele S-21-Gegner hätten signalisiert, Kuhn als „kleineres Übel“ nicht wählen zu wollen.