Leno, Boulahrouz, Delpierre, Pogrebnjak – wer bekommt vom VfB Stuttgart ein neues Angebot? Diese Frage soll in der Winterpause geklärt werden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Das Thema ist brisant, das lässt sich schon an der vorsichtig-diplomatischen Aussage von Fredi Bobic ablesen. "Wir werden die Situation beobachten und jeden einzelnen Fall für sich entscheiden", sagt der Manager des VfB, der sich in dieser Sache zurzeit am liebsten überhaupt nicht äußern würde. Es geht um die am Saisonende auslaufenden Verträge der VfB-Spitzenverdiener Matthieu Delpierre, Pawel Pogrebnjak und Khalid Boulahrouz, die jährlich jeweils mehr als drei Millionen Euro kassieren. Die Frage, die in der Winterpause beantwortet werden soll, lautet deshalb: Wer bekommt ein neues Angebot? Eines ist jedoch schon jetzt klar: Champions-League-Gehälter wird der Club frühestens wieder zahlen, wenn die Mannschaft auch sportlich in die europäische Spitzenklasse zurückgekehrt ist. Jetzt sollen die Personalkosten von einst 67 Millionen Euro pro Saison über derzeit 50 Millionen weiter nach unten korrigiert werden.

 

Die von Bobic angekündigte Einzelbetrachtung sieht so aus: Der vom Trainer Bruno Labbadia immer wieder gelobte Khalid Boulahrouz ist von den dreien im Moment der auffälligste. Beim niederländischen Nationalspieler ist deshalb gerade auch alles denkbar - eine Vertragsverlängerung ebenso wie ein Verkauf in der Winterpause. Im Sommer dagegen könnte Khalid Boulahrouz den VfB ablösefrei verlassen, was auch nicht auszuschließen ist.

Schlechte Erinnerungen an Marica

Bei Pawel Pogrebnjak deutet nicht viel darauf hin, dass er ein neues Vertragsangebot erhält. Zweieinhalb Jahre ist der russische Stürmer nun hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was für den VfB große finanzielle Auswirkungen hat. Mit der Ablösesumme und den dreijährigen Gehaltszahlungen kostet Pogrebnjak den VfB rund 16 Millionen. Finanziell und sportlich ähnlich unergiebig verlief zuvor schon das Engagement von Ciprian Marica, dessen Vertrag im Sommer aufgelöst worden war.

Man könnte jetzt natürlich auch noch den französischen Langzeitverletzten Matthieu Delpierre im Sommer ablösefrei gehen lassen. Damit käme der Club dem von Fredi Bobic schon vor längerer Zeit ausgegebenen Ziel, der Mannschaft ein neues Gesicht zu geben, ein Stück näher. Wenn da nicht die finanzielle Seite wäre, die etwas von einer Zwickmühle hat. Den gesparten Gehältern gegenüber stehen schließlich die entgangenen Ablösesummen, wenn ein Spitzenverdiener den Verein ablösefrei verlässt.

So gibt es zwei ganz unterschiedliche Lösungsansätze für dieses Problem: den auslaufenden Spielervertrag auch in der Hoffnung auf eine noch zu erzielende Ablösesumme verlängern - oder eben nicht. Die Entscheidung beinhaltet einiges an Konfliktpotenzial. In diesem Spannungsverhältnis bewegt sich der VfB gerade.

Leverkusen muss sich noch melden

Und dann gibt es ja auch noch die ebenfalls sehr brisante Personalie Bernd Leno. Auch nicht unbedingt ein Lieblingsthema von Fredi Bobic, der mitteilt: "Bei mir hat sich noch niemand aus Leverkusen gemeldet, mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen." Das wird sich aber bestimmt bald ändern. Denn die Leverkusener haben ja bereits mehrfach angekündigt, Bernd Leno unbedingt verpflichten zu wollen. Und das muss eigentlich in der Winterpause passieren. Denn nur dann kann der VfB für seinen an den Ligakonkurrenten ausgeliehenen Torwart die Ablösesumme frei verhandeln. In Lenos VfB-Vertrag ist nämlich eine Ausstiegsklausel eingebaut, die es dem 19-Jährigen erlaubt, den Verein am Ende der Saison für rund drei Millionen Euro zu verlassen. Mit einem Angebot in der Größenordnung von fünf Millionen dürfte Leverkusen an den VfB herantreten, der dem Vernehmen nach zehn Millionen fordert. Man wird sich vielleicht in der Mitte treffen, weil beide Clubs ein Interesse an diesem Transfer haben. Leverkusen braucht unbedingt einen Torwart, nachdem man schon deutlich gemacht hat, mit dem verletzten René Adler nicht mehr zu planen.

Der VfB wiederum will es eigentlich vermeiden, dass der unruhestiftende Zweikampf zwischen Sven Ulreich und Bernd Leno tatsächlich ausgetragen wird. Der Verlierer würde den Club schnell verlassen wollen. Unter diesen Umständen ließe sich dann wohl auch keine vergleichbare Ablösesumme mehr erzielen. Von schlechten Geschäften hat der VfB aber genug.