Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Langsam auf die höchsten Gipfel

Der Traum vom Gipfel kann schnell zum lebensgefährlichen Abenteuer in eisigen Höhen werden. Auf dem Weg zu den höchsten Bergen drohen nicht nur Lawinen, Steinschlag, Gletscherspalten und Kälte, sondern auch die Höhenkrankheit. Manchmal ist es purer Nervenkitzel, manchmal der unbändige Wille, die eigenen Grenzen auszuloten, manchmal eine unstillbare Leidenschaft: Es gibt viele Gründe, warum Menschen in Höhen vorstoßen wollen, die definitiv nicht für menschliches Leben geschaffen sind.

 

Eines der größten Risiken für Gipfelstürmer

Auch Friedrich Fink reizt diese Herausforderung. „An die eigenen Grenzen zu stoßen ist eine unglaubliche Befriedigung“, sagt der Chirurg und Sportmediziner aus Kirchheim. „Ich bin sehr leistungsorientiert. Das muss man als Bergsteiger sein.“ Als erfahrener Expeditionsmediziner kennt Fink aber auch sehr genau die Gefahren, die am Berg lauern. Die Höhenkrankheit ist eines der größten Risiken für Gipfelstürmer. Wer zu schnell und ohne ausreichende Akklimatisierung nach oben will, setzt den Körper auf Sparflamme.

Expeditions- und Höhenmedizin

Die gesundheitlichen Auswirkungen der Höhe auf den menschlichen Organismus sind das Kernthema der Expeditionsmedizin. „Sie deckt alle Höhen und Tiefen ab; überall, wo unwegsames Gelände ist. Schwerpunkt ist die Höhenmedizin“, erklärt Rainald Fischer, Facharzt für Innere Medizin und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin (BExMed). Das Wichtigste bei der Besteigung eines Berges über 4000 Meter sei neben psychischer Stärke, alpiner Erfahrung und physischer Kondition die Anpassung an die Höhe.

Auf Meereshöhe herrscht ein Druck von durchschnittlich 1013 Millibar. Auf 5500 Metern beträgt der Luftdruck nur noch die Hälfte und auf dem Mount Everest (8848 Meter) gerade mal ein Drittel. Auch wenn der Sauerstoffanteil in der Luft konstant bleibt, führt der geringere Druck zu einem akuten Sauerstoffmangel im Gewebe. Die Folge: Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Sehstörungen und Benommenheit.