Obwohl erst im Juni die Sieger des Architektenwettbewerbs für das neue Sportbad gekürt wurden, sind ihre Entwürfe fast schon Geschichte. Die neue Schwimmhalle soll nun doch an der Mercedesstraße gebaut werden.

Stuttgart - Im Rathaus ist am Freitag noch keine endgültige Entscheidung über den Standort für das Sportbad im Neckarpark gefallen. Allerdings zeichnet sich ab, dass der von einer Mehrheit dafür auserkorene Parkplatz der Vereine VfL und Rot-Weiß Stuttgart aus dem Rennen ist. Die Konsequenz: ein neuer Architektenwettbewerb müsste ausgeschrieben werden.

 

Zur Frage der Entschädigung der beiden Wettbewerbssieger – der Büros Kubus 360 (Stuttgart) und der Ostfilderner Architektengemeinschaft Kauffmann, Theilig und Partner – , deren Entwürfe die Jury am meisten überzeugt hat, hat die Stadt ein Rechtsgutachten erstellen lassen. Darin kommt die Kanzlei Dolde Mayen & Partner zu dem Schluss, dass es bei geänderten Rahmenbedingungen keine Verpflichtung des Auftraggebers Stadt gibt, die Preisträger mit weiteren Planungsleistungen zu beauftragen. Beide Büros könnten sich im Rahmen des neuen Auslobungsverfahrens aber erneut mit ihren Ideen beteiligen.

Bedenken des Stadtplaners zunächst vom Tisch gewischt

Noch im März dieses Jahres hatten die Mitglieder des Wirtschafts- , des Technik- und des Sportausschusses gegen das Votum der FDP die Ausschreibung für den Wettbewerb abgesegnet. Der auf knapp 26 Millionen Euro veranschlagte Neubau soll das marode Hallenbad Cannstatt und die in die Jahre gekommenen Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad ersetzen. Das Vorhaben nahm aber durch zusätzliche Wünsche der Sportvereine und der Stadträte immer größere Dimensionen an. Als sich die Vereine VfL und Rot-Weiß Stuttgart gegen den Zugriff auf ihre Parkplätze für das Bauvorhaben wehrten, schwenkten auch Grüne, SPD und Freie Wähler um und forderten einen neuen Suchlauf. Zuvor hatte der Stadtplaner Heinrich Sonntag öffentlich Zweifel am Zeitplan für die Realisierung des Projekts geäußert und den Standort auch als zu klein und zu weit entfernt von ÖPNV- Haltestellen bezeichnet. Die Verwaltung hielt aber zunächst an dem Areal fest, im Juni wurden die Siegerentwürfe präsentiert.

Die sind nun Makulatur. Eine Prüfung möglicher Alternativstandorte durch den Projektsteuerer Drees & Sommer hat ergeben, dass sowohl das als Hotelstandort vorgesehene Grundstück an der Ecke Benzstraße/Mercedesstraße als auch das von Ex-OB Wolfgang Schuster als Standort für ein Science-Center vorgesehene SSB-Gelände an der Ecke Mercedesstraße/Elwertstraße geeigneter erscheinen. Allerdings hat sich ein Investor eine Kaufoption auf das Hotelgrundstück gesichert; beim SSB-Areal gibt es einen langfristigen Mietvertrag mit einem dort angesiedeltes Küchenstudio, das entschädigt werden müsste.

Die FDP beharrt auf ihrem Wunschstandort

In der Debatte zeigten sich Grüne und SPD aufgeschlossen gegenüber beiden Standorten. Die CDU und Finanzbürgermeister Michael Föll hingegen warben dafür, den seither vorgesehenen Bauplatz noch nicht abzuschreiben. „Wir müssten dort teure Grundstücke erwerben, da gehen uns Erlöse verloren“, mahnte CDU-Stadtrat Joachim Rudolf. Föll betonte, am bisherigen Standort werde durch einen Bau des Sportbads lediglich die bisher „komfortable“ Parkplatzsituation eingeschränkt. Die FDP beharrt auf dem von ihr favorisierten Gelände auf dem früheren Güterbahnhof – obwohl dieses nur als eingeschränkt tauglich bewertet worden war. „Unser Vorschlag ist der beste und bleibt als einziger übrig“, bilanzierte der Liberale Michael Conz trotzig.

Als ungeeignet für den Neubau haben Drees & Sommer den Parkplatz 9 beim Stadion gewichtet: Die Fläche dient im Katastrophenfall als Fluchtweg. Föll will nun die offenen Fragen bezüglich der beiden Alternativstandorte klären. Nach der Sommerpause soll dann eine Entscheidung fallen.