Der Kickers-Stürmer Ali Pala wird seit Monaten mit den Nachwirkungen eines Muskelfaserrisses gequält - sein Vertrag läuft zum Saisonende aus.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Ali Pala ist in der Winterpause wieder beim VfB Stuttgart gelandet. Der Wechsel des Offensivspielers, der in der Saison 2009/10 auf dem Wasen in der zweiten Mannschaft gespielt hatte, ist geräuschlos über die Bühne gegangen. Wobei es sich, um das gleich aufzulösen, nicht um einen sportlichen Transfer gehandelt hat, sondern schlicht und ergreifend um einen Arztwechsel: ab in die Rehawelt des Fußball-Bundesligisten. Es kommt ja auch im Alltag vor, dass ein Patient sich noch eine zweite Diagnose einholen möchte.

 

"Das ist legitim", sagt dazu Frieder Schömezler von Rehamed in Feuerbach, der den 21-Jährigen von den Stuttgarter Kickers monatelang betreut hat. Die Diagnose: Muskelfaserriss. Klingt einfach, kann aber kompliziert sein. Wie im Fall Pala. Der intern beste Torjäger der vergangenen Regionalligasaison (zehn Treffer) hatte sich am 21. Mai 2011 bei dem Auswärtsspiel gegen den FSV Frankfurt II eben jene Verletzung zugezogen, die im Fußball tausendmal vorkommt. Doch immer wenn er wieder fit schien, gab es Rückschläge, so dass es Pala in der laufenden Runde lediglich auf acht (Kurz-)Einsätze brachte.

Das ist frustrierend: für den Verein - erst recht aber für den Spieler. Der sprüht inzwischen verständlicherweise nicht gerade vor Optimismus. Wie es ihm geht? "Jaaa", sagt er nach einigem Zögern. "Ich bin auf einem guten Weg." Wie gut der ist, muss sich weisen. Jedenfalls war er noch nicht so gut, um in dieser Woche mit ins Trainingslager der Kickers-Mannschaft in seine türkische Heimat zu fliegen. "Das wäre zwar schön gewesen", sagt Pala. "Aber für meine Genesung ist es besser hierzubleiben."

Der psychologische Aspek bei Langzeitverletzungen

So sah es auch der Kickers-Trainer Dirk Schuster, der stets betont hat: "Es macht nur Sinn, hundertprozentig fitte Spieler mitzunehmen." Also fehlen außer Pala auch der Verteidiger Simon Köpf nach den Folgen seines Kreuzbandrisses, Demis Jung sowie Omar Jatta - der als Asylbewerber allerdings aus formalen Gründen auf Auslandsreisen verzichten muss.

Warten statt durchstarten heißt es für Pala. Tag für Tag, drei Stunden täglich. Mindestens. "Wir haben das Programm inzwischen auf zwei Einheiten gesteigert", sagt der Pala mit behandelnde Sporttherapeut Marc Pfeiffer. Was zunächst ein gutes Zeichen ist, denn das spricht für eine gewisse Belastbarkeit des Rekonvaleszenten. Und es hat ganz nebenbei den Vorteil, dass der Spieler beschäftigt ist und weniger Zeit hat, um ins Grübeln zu geraten.

"Das ist kein Kopfproblem", betont Pala zwar, doch selbstverständlich spielt bei so einer Langzeitverletzung immer auch der psychologische Aspekt eine Rolle. "Das ist ganz normal", sagt Pfeiffer, ohne gleich irgendwelche Parallelen zu Pala zu ziehen. Der Spieler sagt: "Ich muss jetzt eben schauen, dass ich so schnell wie möglich wieder ins Training einsteigen kann."

Verlängerung im Fall Pala schwierig

Und zwar in das mit der Mannschaft - vielleicht schon in der nächsten Woche nach deren Rückkehr aus der Türkei. In der Rehawelt wurden zuletzt die ersten Versuche in Fußballschuhen unternommen, "jetzt müssen wir schauen, wie sich das steigern lässt", so Pfeiffer. Doch selbst im besten Fall würde die Zeit wohl zu knapp, um bis zum ersten Punktspiel am 3. März in Alzenau wieder im Kader zu stehen.

"Das Ganze ist schon etwas dubios", gibt Schömezler im Nachhinein zu, der die Entwicklung nun aus der Distanz verfolgt. Mit einem durchaus nachvollziehbaren Interesse beobachtet auch das Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald den weiteren Genesungsprozess. Schließlich läuft Palas Vertrag zum Saisonende aus. Verlängerung - Fragezeichen. "Das ist sicher eine schwierige Situation", sagt der ehemalige Nationalspieler, "für uns, aber besonders für den Spieler selbst."

Deshalb genießt die Gesundheit erste Priorität, alles andere wird sich geben. Dabei steht Buchwald derzeit durchaus mit einigen Kandidaten in Gesprächen, was deren weitere Zukunft in Degerloch angeht. Wobei die finanziellen Vorstellungen teilweise noch auseinandergehen. Für die Planungssicherheit der Kickers wäre es deshalb wichtig, so früh wie möglich den Aufstieg unter Dach und Fach zu bringen. "Wir hoffen natürlich, dass uns dabei auch ein Ali Pala noch helfen wird", sagt Buchwald. In beiderseitigem Interesse.

Pala wartet sehnsüchtig auf die nächste Gala. Prinzipiell hat natürlich kein Regionalligaspieler etwas einzuwenden, wenn er beim VfB tätig ist. Doch in diesem Fall will er der Rehawelt in Cannstatt lieber heute als morgen den Rücken kehren.

Testspiel Im Rahmen des Trainingslagers in der Türkei bestreiten die Stuttgarter Kickers am Freitag ein weiteres Testspiel. Gegner ist dann ein russischer Zweitligist von der Schwarzmeerküste namens FK Chernomorets Novorossiysk.