Bei der Mitgliederversammlung präsentierten die Stuttgarter Kickers einen kleinen Gewinn von knapp 27.000 Euro. Das gab es schon lange nicht mehr, trotzdem gibt es noch viel zu tun.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Als der Fan-Abteilungsleiter Oliver Dornisch zum Abschluss der Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers am Montagabend gegen 22 Uhr sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt schwarze Zahlen geschrieben haben“, da warf das einstige Präsidiumsmitglied Günter Daiss ein: „Ich schon.“ Lang, lang ist’s her, die Verkündung einer schwarzen Null sorgt indes für Optimismus, auch wenn der Präsident Rainer Lorz zugeben musste, dass dafür „einige Klimmzüge nötig waren“. Dennoch sind die Perspektiven so gut wie lange nicht mehr.

 

Porsche Der Einstieg der Nobelmarke als Sponsor im Nachwuchsbereich ist „ein Meilenstein“, so Lorz, der aber auch mit Verpflichtungen verbunden sei. So gibt es einen genauen Verwendungsplan für die gut 350 000 Euro pro Jahr. Zum Beispiel wird Porsche auch Kindern aus sozial schwächeren Verhältnissen den Zugang zu Feriencamps und der Fußballschule der Kickers ermöglichen. In einem weiteren Schritt, nach den zunächst vereinbarten drei Jahren, ist zudem eine Verbesserung der Infrastruktur auf dem Clubgelände angedacht.

Nachwuchs-Leistungszentrum Die Anerkennung DFB-Nachwuchsleistungszentrum hat der Verein bereits seit August, was in der dritten Liga mit einer Prämie von 100 000 Euro verbunden ist. Die Zertifizierung (nach Sternen) steht aber noch aus, und würde sich mit weiteren 25 000 Euro niederschlagen. „Ich hoffe, dass wir die im Frühjahr bekommen“, sagt Lorz. Unabhängig davon will der Verein das Nachwuchsbudget, das 2010 noch bei 245 000 Euro lag, auf 600 000 Euro erhöhen, wobei angestrebt wird, dass alle Jugendteams in der höchsten Liga spielen, was bisher nur mit der C-Jugend der Fall ist.

Zuschauer „Wir müssen weiter Aufholarbeit betreiben“, sagt der Präsident Rainer Lorz – und meint damit vor allem die Zuschauereinnahmen. Hoffnung macht der Umbau des Stadions, das planmäßig am 21. Februar 2015 mit der neuen Tribüne für 2300 Zuschauer gegen Arminia Bielefeld eingeweiht werden soll. Der Präsident erwartet dann auf ein „nahezu volles Haus“, sprich mindestens 10 000 Zuschauer. Rainer Lorz erneuerte nochmals sein Bestreben, die Fanbasis zu erhöhen, so dass kurzfristig ein Schnitt von 4500 bis 5000 Besuchern pro Begegnung erreicht wird.

Stadion Nach dem Umbau des Gazi-Stadions erwartet die Besucher ein Schmuckkästchen. Klein, aber fein. Das Problem dabei: bei einem Aufstieg („Ich sage klar: die zweite Liga muss unser Ziel sein!“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dinkelacker) müsste die Kapazität auf 15 000 Plätze nochmals erhöht werden. Auf der Tribünenseite ist das durch Bau- und Sicherheitsauflagen nicht möglich gewesen. Bliebe als Alternative die Stirnseite Richtung Sportfreude-Platz. Dort soll zunächst einmal eine Videotafel installiert werden, die die Kickers über Partner finanzieren.

Sponsoren Ein künftiger Hauptsponsor wird noch gesucht, der zumindest um die 400 000 Euro im Jahr bringen soll, zudem sollen in dieser Saison bei neuen Partnern noch um die 300 000 Euro akquiriert werden, so ist man auch mit der Firma Scharr in Gesprächen.

Umfeld „Zeit für Veränderungen“, hat Christian Dinkelacker in seiner Rede angemahnt. Schon im nächsten Jahr? Da stehen Neuwahlen an, und der Aufsichtsratschef sagte: „Überlegen Sie es sich gut, denn dann ist eine 30-Stunden-Woche inbegriffen.“ Soll heißen: die ehrenamtlichen Funktionäre stoßen an ihre Grenzen. „Sicher müssen wir uns auch überlegen, mal einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen“, sagt Lorz. Nur: der kostet Geld – und das ist nach wir vor knapp. Nicht nur deshalb sagte Dornisch: „Ich hoffe, dass uns Rainer Lorz noch lange als Präsident erhalten bleibt.“ Dafür gab’s: Applaus, Applaus.