Oft ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen vermutet worden. Doch die Umfrage von StZ und SWR zeigt: Landeschef Thomas Strobl hat bessere Chancen als der Landtagspräsident Guido Wolf, CDU-Spitzenkandidat für die Wahl 2016 zu werden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Spannweite der Prognosen war beträchtlich. Fragte man in der Südwest-CDU herum, wer wohl die besseren Chancen habe beim parteiinternen Duell der Spitzenkandidaten, bekam man ganz unterschiedliche Auskünfte. Die einen sahen den Landesvorsitzenden Thomas Strobl klar vorne; als Bundespolitiker mit entsprechendem Bekanntheitsgrad werde er obsiegen. Andere erblickten im Landtagspräsidenten Guido Wolf bereits den sicheren Gewinner – fraglich sei alleine, wie groß der Abstand ausfalle. Viele Christdemokraten taten sich freilich schwer mit einer Einschätzung: bei den Funktionären gebe es vermutlich eine Präferenz für Strobl, aber wen die Basis bevorzuge, sei kaum auszumachen.

 

Mit der Umfrage von Stuttgarter Zeitung und SWR gibt es nun erstmals ein fundiertes Stimmungsbild – und es fällt deutlich aus. Strobl erhält nicht nur für seine derzeitige Arbeit die besseren Noten als Wolf: 34 Prozent aller Befragten sind ihm sehr zufrieden oder zufrieden, bei seinem Kontrahenten sind es nur 26 Prozent. Bei den CDU-Anhängern ist der Abstand sogar noch größer: dort steht es 44 zu 34 Prozent für den Landesvorsitzenden.

Der Abstand dürfte sich nicht so leicht verringern lassen

Ihm wird auch eher zugetraut, die Union erfolgreich in die nächste Landtagswahl zu führen. Von allen Befragten sehen 33 Prozent die größeren Chancen mit dem Heilbronner Bundestagsabgeordneten, auf den Tuttlinger Landtagsabgeordneten setzen hingegen nur 21 Prozent.

Parteiintern ist Strobls Vorsprung sogar noch deutlich größer: mit 39 Prozent liegt er 15 Punkte vor Wolf, der lediglich auf 24 Prozent kommt. Bedenkt man, dass die beiden Kandidaten schon seit Monaten unermüdlich durchs Land tingeln und sich der Basis präsentieren, dürfte es für Wolf nicht einfach werden, den Abstand in den verbleibenden Wochen zu verringern oder gar die Rangfolge umzukehren.

So unerwartet klar Thomas Strobl in Führung liegt, so wenig dürfte ein anderer Befund der Umfrage überraschen: die Begeisterung über beiden Spitzenkandidatenkandidaten hält sich durchaus in Grenzen. Unter allen Befragten sagen 46 Prozent, sie kennten keinen von beiden, seien noch unschlüssig oder wollten keine Angaben machen. Selbst bei den CDU-Anhängern sind es noch bemerkenswerte 37 Prozent. Darin spiegelt sich ein Unbehagen, das in der Partei seit Langem zu spüren ist: Einen rundum überzeugenden Herausforderer für Winfried Kretschmann habe man leider nicht, wird geseufzt, aber man könne sich eben keinen backen. Unter dem zur Verfügung stehenden Personal, heißt es je nach Sympathie, sei Wolf oder Strobl doch der Bessere.

Was die Zufriedenheit angeht, erreicht der Landeschef (34 Prozent) zwar nicht einmal die Hälfte des Werts von Kretschmann (70 Prozent). Dafür liegt er etwa auf dem Niveau des früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus (33 Prozent) – ein Vergleich, der beide Kandidaten nicht begeistern dürfte. Sie tun schließlich alles, um sich von dem Kurzzeit-Regenten abzugrenzen – Strobl praktisch durch die Reform der Partei, Wolf rhetorisch als Garant eines echten Neubeginns.

Auch bei den Frauen hat Strobl bessere Chancen

Besonders heftig umwerben beide bekanntlich die weiblichen Wähler – Strobl mit seiner Initiative „Frauen im Fokus“, Wolf aktuell mit der Ankündigung, rund die Hälfte des Kabinetts mit Frauen zu besetzen. Sollte ihn dazu der Eindruck verleitet haben, er müsse bei den Damen noch stärker punkten, hätte dieser nicht getrogen: Mit 33 Prozent liegt Strobl auch hier klar vor Wolf (21). Mit wem die CDU antritt, scheint deren Anhängern indes gar nicht so wichtig zu sein: Trotz der ungeklärten Personalfrage käme sie laut der Umfrage auf 41 Prozent.

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