Beim VfB stehen die Zeichen auf Sturm: Manager Fredi Bobic äußert sich negativ über die Kaderplanung des Vorgängers - derweil soll Vedad Ibisevic heute unterschreiben.

Stuttgart - Fredi Bobic (40) ist ganz in seinem Element. Der Manager des VfB Stuttgart macht Späßchen und lächelt in die Runde. Neben ihm auf dem Podium sitzt Jochen Schneider, der als Sportdirektor sein Partner ist. Diese Rolle hatte Schneider zuvor schon bei Horst Heldt besetzt, den Bobic im Juli 2010 beerbte. Nun verlängern Bobic und Schneider ihre Verträge gleich um vier Jahre bis 2016 - wobei Bobic nach StZ-Informationen von der Vereinsführung sogar bereits die verbindliche Zusage hat, dass er nach den ersten beiden Jahren in den Vorstand aufsteigen wird.

 

Diesem Gremium gehören momentan nur der Präsident Gerd Mäuser und der Finanzchef Ulrich Ruf an. Schneider und Bobic sitzen eine Ebene darunter im erweiterten Vorstand. "Bei meinem Amtsantritt habe ich zu Jochen gesagt, dass zwischen uns kein Blatt Papier passen darf - und jetzt passt nicht mal ein Staubkorn dazwischen", sagt Bobic. Das war am Freitag.

Einen Tag später ist die gute Laune dahin. Der VfB verliert mit 1:3 auf Schalke, wo Heldt inzwischen der Manager ist. Und wiederum drei Tage danach wird der Groll öffentlich, den Bobic anscheinend gegen seinen Vorgänger hegt. In der "Bild"-Zeitung kritisiert er Heldt heftig. "Transfers müssen einfach passen und mittel- und langfristig betrachtet werden", so wird Bobic zitiert, "es darf nicht nur irgendein Spieler geholt werden, weil wir denken, dass wir schnell etwas machen müssen. Das ist hier in den letzten Jahren oft genug passiert. Dann kommt auch ein Kader zustande, der in der Zusammensetzung sehr wirr ist."

Bobics Schuss geht gegen den ganzen VfB

Wenn diese Sätze so gefallen sind, hat Bobic offenbar eines nicht bedacht - sie würden nicht nur Heldt treffen, sondern auch die komplette Vereinsführung des VfB mit dem Aufsichtsratschef Dieter Hundt, mit Ruf und mit Mäuser, der in der von Bobic beanstandeten Ära ein Aufsichtsratsmitglied gewesen ist. Das wäre die (wohl unbeabsichtigte) Folge dieser Spitzen. Wenn die Kritik von Bobic zutreffen würde, wären die Clubverantwortlichen ihrer Kontrollfunktion nicht nachgekommen, die sie gemäß ihrer Positionen haben. Sie hätten Alleingänge von Heldt zugelassen. Dabei hat der alte Präsident Erwin Staudt immer gesagt, dass alle Entscheidungen stets einvernehmlich abgesegnet wurden.

Noch mehr als Hundt, Mäuser und Ruf muss sich Schneider beim Anklagepunkt "wirre Kaderzusammensetzung" angesprochen fühlen, denn er war einst auch schon der mit vielen Befugnissen ausgestattete Partner von Heldt. Beide wickelten die Transfers gemeinsam ab, was Schneider immer betont hat. Jetzt entsteht jedoch der Eindruck, dass die Geschäfte beim VfB damals nicht so gelaufen sind, wie es hätte sein müssen.

Dabei hatte Bobic noch am Freitag erklärt, dass zwischen ihn und Schneider kein Staubkorn passe. Deshalb dürfte der Manager jetzt bei seiner Stellungnahme die Zusammenhänge und Zuständigkeiten in der Vergangenheit verkannt haben. Damit stellt er jedoch dem größten Teil der aktuell noch tätigen Vereinsführung ein schlechtes Zeugnis aus.

Die Tücken der Transfers

Aber warum eröffnete Bobic überhaupt diesen Nebenkriegsschauplatz? Der VfB holte zuletzt aus neun Spielen nur sechs Punkte. Die Abstiegszone ist nicht mehr weit entfernt. Wieder drohen harte Wochen und Monate, wie schon vor einem Jahr. Das ist keine besonders gute Bilanz.

In den viereinhalb Jahren unter Heldt ist ebenfalls nicht jede Rechnung aufgegangen. Es gab einige Fehleinkäufe wie Ciprian Marica, Yildiray Bastürk, Raphael Schäfer, Ewerthon oder Pawel Pogrebnjak. Für einen Spieler wie Zdravko Kuzmanovic, für den beim VfB nun ein Angebot aus Italien auf dem Tisch liegt, wurde mit acht Millionen Euro eine zu hohe Ablöse gezahlt.

Aber mit Heldt wurde der VfB auch einmal Meister und stand einmal im Pokalfinale. Zweimal qualifizierte er sich für die Champions League und zweimal für die Europa League. Der Stadionumbau wurde vorangetrieben. Der Club erhielt die Lizenz immer ohne Auflagen - und Ruf konnte auf jeder Jahreshauptversammlung einen satten Gewinn ausweisen. Aber das war nicht das Thema von Bobic.

P.S.: Horst Heldt wollte sich auf StZ-Anfrage zu den Vorwürfen nicht äußern.

Ibisevic kommt

Unterdessen steht die Verpflichtung von Vedad Ibisevic kurz bevor. Vorbehaltlich der sportärztlichen Untersuchung soll der 27-jährige bosnische Nationalspieler, der in 116 Bundesligaspielen für Alemannia Aachen und Hoffenheim 49 Tore erzielt hat, am heutigen Mittwoch einen Vertrag beim VfB Stuttgart unterschreiben.