Nach seinem erfolgreichen Gastspiel in Nürnberg muss der Stürmer Julian Schieber beim VfB um den Anschluss kämpfen. Labbadia ist zuversichtlich.

Nürnberg - Wenn die Nürnberger Fans am Samstag einmal "Schieber, Schieber" rufen sollten, heißt das nicht automatisch, dass sie mit dem Schiedsrichter Markus Wingenbach unzufrieden sind. Vielmehr kehrt einer ihrer früheren Lieblinge zurück, wenn auch nur als Zuschauer und sogar als Mitglied der gegnerischen Delegation. Wenn Julian Schieber (22) fit wäre, würde er nicht mehr für Nürnberg, sondern für den VfB Stuttgart spielen. Das ändert jedoch nichts an der Popularität, die er im Frankenland genießt. Diese Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit.

 

Bevor er seinen Platz auf der Tribüne einnimmt, wird er deshalb viele Hände schütteln und viele Leute begrüßen müssen, nicht nur seinen Nebensitzer Daniel Didavi. "Weißt du noch, damals?", dürfte dann die meistgestellte Frage sein. Schieber lebt zwar nicht in der Vergangenheit, aber schön war die Zeit. "Es war ein perfektes Jahr für mich", wird er antworten.

Das Spiel des VfB Stuttgart gegen Nürnberg im Liveticker.

Die vergangene Runde war in der Tat seine bis jetzt mit Abstand beste im Profibereich. Vom VfB nach Nürnberg ausgeliehen erzielte er in 29 Spielen sieben Tore und gab acht Torvorlagen - bundesligaweit ein Spitzenwert. Lange lag er in dieser Statistik sogar ganz vorne. So stand er schon auf dem Zettel des Bundestrainers Joachim Löw und klopfte an die Tür zur deutschen Nationalmannschaft, ehe ihn in der Rückrunde eine Verletzung stoppte. Davon hat sich der Stürmer immer noch nicht erholt.

 "Man merkt, dass es ihm ein bisschen besser geht"

Rückblende. In seiner letzten Partie für Nürnberg zog er sich beim Saisonabschluss in Hannover einen Muskelbündelriss zu. Der war noch nicht ganz auskuriert, als beim VfB das Training nach der Sommerpause begann. Was folgte, war eine lange Leidenszeit mit zunächst ungewissem Ausgang. Im schlimmsten Fall hätte sogar das Ende der Karriere gedroht. Wenigstens davon kann jedoch keine Rede mehr sein.

Auskuriert hat Schieber seine anschließende Schambeinentzündung zwar noch nicht, aber immerhin kann er inzwischen sagen, "dass ich wieder Land in Sicht habe". Das bedeutet auch, dass er sich noch Hoffnungen auf ein Comeback in der Hinrunde macht - wofür vor allem der Spezialist Josef Schadhauser gesorgt hat. In dessen Praxis am Chiemsee ließ sich Schieber zuletzt drei Wochen lang behandeln. "Die Schritte, die wir eingeleitet haben, waren gut", sagt der VfB-Trainer Bruno Labbadia, "man merkt, dass es ihm ein bisschen besser geht."

Beeindruckendes Verhalten

Das Schlimmste scheint überstanden - auch mental. "Momentan wirkt er wieder sehr positiv auf mich", sagt Labbadia. Das war nicht immer der Fall. Und der Ausflug nach Nürnberg dürfte noch mal eine Art Reha für Schiebers Psyche sein. Er freut sich auf die alten Bekannten, speziell auf Mike Frantz, mit dem er eng befreundet ist - und auf Dieter Hecking.

Der FCN-Trainer hat in den vergangenen Wochen ab und zu mit ihm telefoniert, um sich nach seinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Schieber weiß, dass das ungewöhnlich ist in diesem Geschäft, da er und Hecking nun Konkurrenten sind. "Umso beeindruckender ist sein Verhalten", sagt Schieber, der aber auch beim VfB auf Rückendeckung bauen kann. Zum Beweis will der Club seinen 2013 auslaufenden Vertrag schnell verlängern - was ein klares Zeichen ist. Schließlich sollen auch die Fans in Stuttgart noch lange die Möglichkeit haben, immer wieder "Schieber, Schieber" zu skandieren.

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