Der VfB hat unruhige Zeiten hinter sich, in denen es auf allen Ebenen viele Veränderungen gab. Angefangen bei der Vereinsführung. Der Aufsichtsratschef Dieter Hundt ist nach zehn Jahren im Amt zurückgetreten. Klar, dass das ein Schnitt ist und man sich erst wieder finden muss. Wenn man dann noch sieht, wie viele Präsidenten sich in den letzten drei oder vier Jahren die Klinke in die Hand gegeben haben, ist das schon sehr ungewöhnlich: Erwin Staudt, Gerd Mäuser, Bernd Wahler. Angesichts einer solch hohen Fluktuation kann im Verein keine Kontinuität entstehen.

 

Jeder bringt seine eigenen Vorstellungen und Ideen mit. Ein Beispiel: Erwin Staudt wollte den Club wie ein Wirtschaftsunternehmen ausrichten. Dazu führte er als Messinstrument die Balanced Scorecard ein – einmalig in der Liga. Aber dieser Ansatz war dann nicht so erfolgreich, wie sich der VfB das vorgestellt hat.

Im Management wurden dagegen gute Entscheidungen getroffen, vor allem mit der Verpflichtung von Fredi Bobic. Er macht einen hervorragenden Job – unter erschwerten Bedingungen. In seiner ersten Phase hatte er mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Der VfB hat viel Geld in den Stadionumbau gesteckt. Als Folge davon musste Bobic den Verein einerseits entschulden – und andererseits sportlich konkurrenzfähig halten. Eigentlich ist das ein Widerspruch in sich. Da war die Gefahr da, dass der VfB nach unten abrutscht. Aber das wurde verhindert.

Mehr kalkulierbares Risiko wäre wünschenswert

Im sportlichen Bereich gab es in den letzten drei, vier Jahren erfolgreiche Abschnitte, als alle dachten – prima, jetzt hat es der VfB geschafft, jetzt ist er stabil geworden. Doch dann setzte es prompt Rückschläge. Es gab Niederlagenserien, die sich keiner so recht erklären konnte.

Mehr kalkulierbares Risiko wäre wünschenswert

Im sportlichen Bereich gab es in den letzten drei, vier Jahren erfolgreiche Abschnitte, als alle dachten – prima, jetzt hat es der VfB geschafft, jetzt ist er stabil geworden. Doch dann setzte es prompt Rückschläge. Es gab Niederlagenserien, die sich keiner so recht erklären konnte.

Dazu hörte man die Klagen des Trainers Bruno Labbadia, wonach der Kader zu klein sei, um so viele Spiele bestreiten zu können. Ich will ja gar nicht in Abrede stellen, dass die Beteiligten das Maximale angestrebt haben, doch aus der Ferne hatte man den Eindruck, dass da schon vorab nach Alibis und Entschuldigungen gesucht wurde. Insgesamt hätte ich mir vom VfB in den letzten Jahren gewünscht, dass er mehr ins kalkulierbare Risiko geht. Das hätte den Verein in eine andere Wettbewerbssituation versetzt. Aber die Schwaben sind halt sparsam.

Mit Thomas Schneider ist wieder Leben in die Mannschaft gekommen. Aber allein dadurch ist auf Dauer kein Platz in der Spitzengruppe möglich. Das klappt nur, wenn Qualität von außen zugeführt wird. Der VfB besitzt zwar wieder einige hoffnungsvolle Talente, aber dazu muss man zwei oder drei Eckpfeiler verpflichten, an denen sich die anderen orientieren können. Wenn der Club nicht bereit ist, auf dem Transfermarkt zu investieren, tritt er auf der Stelle – bestenfalls.

Christoph Daum
führte den VfB Stuttgart 1992 als Trainer zur Meisterschaft. Aktuell betreut er Bursaspor in der Türkei.

Berti Vogts über Borussia Mönchengladbach

Es ist ja noch gar nicht lange her, dass die Borussia sportlich mit dem Rücken zur Wand stand und auch hinter den Kulissen turbulente Zeiten erlebte. Im Mai 2011 drohte noch der Abstieg. Parallel dazu gab es einen Putsch mit dem Ziel, die Vereinsführung zu stürzen. Horst Köppel stand als Präsident bereit – und Stefan Effenberg als Sportdirektor. Mein Name wurde in diesem Zusammenhang auch gehandelt, obwohl ich klar gesagt habe, dass ich für kein Amt zur Verfügung stehe. Dennoch gab es da unschöne Aussagen des Vereins in meine Richtung. Ich wurde missbraucht. So fühlte ich mich auf jeden Fall. Das vergesse ich nicht. Aber dennoch bleibt Gladbach mein Verein.

Mit dem Manager Max Eberl habe ich mich inzwischen ausgesprochen – und vielleicht war das damals ja sogar der Startschuss in eine bessere Zukunft des Clubs. Die Entwicklung ist seitdem positiv – von einer Delle in der letzten Saison abgesehen. Der Verein hat auf die richtigen Spieler gesetzt und in die richtigen Neuzugänge investiert. Genauso wichtig war aber, dass die richtigen Leute verkauft wurden – mit Ausnahme von Marco Reus und Roman Neustädter, die jedoch nicht zu halten waren.

Wie Lucien Favre mit seinen größtenteils jungen Spielern umgeht, zeigt seine Klasse. Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Damit gehört er für mich zu den fünf besten Trainern in der Bundesliga. Aber auch Eberl hat bewiesen, dass er lernfähig ist. Er hat die Wünsche von Favre weitgehend erfüllt und das umgesetzt, was ihm der Trainer für die Kaderzusammenstellung vorgegeben hat. Dazu kommt noch, dass beide die Rückendeckung von Rainer Bonhof haben, der Vizepräsident ist. So ist Kontinuität entstanden. Das ist die Basis.

Die Leute haben wieder Vertrauen zur Borussia

Entscheidend ist, dass sich der Club in den letzten zwei, drei Jahren erneuert hat – auch was die Mentalität und die Außendarstellung betrifft. Alles wird positiver betrachtet. So konnte auch der Rückschlag in der vergangenen Saison weggesteckt werden. Nach dem vierten Platz ein Jahr zuvor dachten die Fans da ja schon, dass die Borussia jetzt Meister wird. Aber das Team war nicht breit genug aufgestellt, um die Doppelbelastung mit der Bundesliga und der Europa League zu verkraften.

Das nahmen die Anhänger der Mannschaft jedoch nicht übel. In diesem Zusammenspiel hat ein Stimmungsumschwung stattgefunden. Die Leute haben wieder Vertrauen in die Borussia – auch weil der Verein sichtbar auf die eigene Jugend baut. Die Nachwuchsakademie der Borussia ist vom DFB ja sogar ausgezeichnet worden. Spieler wie ter Stegen, Herrmann, Jantschke oder nun auch Younes haben den Sprung in die Bundesliga geschafft und im Umfeld viel Kredit. Mit ihnen identifizieren sich die Fans wieder. Das ist fast wie früher – und das ist es, was der Borussia vor 2011 gefehlt hat.

Berti Vogts
wurde als Spieler mit Gladbach fünfmal Meister. Aktuell ist er Nationaltrainer von Aserbaidschan.