Der Neuzugang, Vedad Ibisevic, leidet unter einer Knorpelveränderung. Dies stellte der Vereinsarzt Raymond Best beim Medizincheck fest.

Stuttgart - Wenn sich Vedad Ibisevic (27) in den nächsten Wochen eine Verletzung am rechten Knie zuziehen sollte, wäre es nicht so, dass der VfB aus allen Wolken fallen würde. Denn der Club ist vorgewarnt - durch den Befund, der vor einer Woche bei der medizinischen Eingangsuntersuchung des aus Hoffenheim verpflichteten Stürmers erstellt worden ist.

 

"Wir haben bei Vedad Ibisevic eine kleine Knorpelveränderung im rechten Knie festgestellt", sagt der Stuttgarter Vereinsarzt Raymond Best gegenüber der StZ - und fügt hinzu: "Wenn es um den menschlichen Körper geht, redet ein Arzt nie von Bagatellen." Ein Grund zu großer Besorgnis ist es für ihn offenbar aber auch nicht.

"Fakt ist, dass sich der Spieler total fit präsentiert hat"

Angesichts der Vorgeschichte von Ibisevic war Best besonders sensibilisiert. Denn vor drei Jahren hatte sich der Nationalspieler aus Bosnien-Herzegowina bei einer Testpartie gegen den Hamburger SV im Rahmen des Hoffenheimer Wintertrainingslagers einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. Danach fiel er ein halbes Jahr aus.

"Deshalb hatten wir dieses Knie bei unserer Untersuchung besonders im Auge", sagt Best. Das Ergebnis war laut des Orthopäden erstens, dass das Kreuzband in Ordnung ist. Zweitens war jedoch auch eine "Veränderung im Kniegelenk" (Best) zu erkennen. Der Knorpel sei etwas dünner als normal - wobei das Risiko, dass daraus wiederum eine ernstere Verletzung entstehen könnte, nicht bezifferbar sei, sagt Raymond Best, der jedoch auch davon ausgeht, "dass neun von zehn Profifußballern ab einem gewissen Alter solche oder so ähnliche Verschleißerscheinungen aufweisen".

Deshalb beantwortete der Mediziner die Frage, ob Ibisevic zum jetzigen Zeitpunkt sporttauglich sei, mit Ja - was für den VfB-Manager Fredi Bobic auch den Ausschlag dafür gab, den Wechsel zu vollziehen. "Fakt ist, dass sich der Spieler total fit präsentiert hat", sagt Bobic, der sich die Entscheidung sehr genau überlegen musste. Aber Best konnte ihn dahingehend beruhigen, dass Ibisevic in den vergangenen zweieinhalb Jahren beschwerdefrei Fußball spielen konnte, obwohl er die Knorpelveränderung schon damals vor seiner Kreuzbandoperation hatte.

"Jeder Transfer ist doch ein Risiko"

Das weiß Best. Dieser Kniefall erinnert Bobic irgendwie auch an seine eigene Vergangenheit im Profigeschäft. "Ich habe einst sogar fast zehn Jahre mit einem angerissenen Kreuzband gespielt", sagt der Manager. Dabei sei ihm zunächst dringend zu einer Operation geraten worden, was er jedoch abgelehnt habe, sagt Bobic: "Und anschließend hatte ich nie mehr Probleme damit."

Auch aktuell gibt es in der Bundesliga einige Spieler, denen die Ärzte aufgrund von weit schwereren Kreuzbandverletzungen als bei Ibisevic keine guten Prognosen für ihre weitere Karriere gaben - und die dennoch wieder den Sprung zurück schafften. Der Bremer Naldo und Ivica Olic vom FC Bayern sind zwei prominente Beispiele dafür. Deshalb zog Bobic auch die Karte mit Ibisevic, der einen Vertrag über viereinhalb Jahre bis Ende Juni 2016 unterschrieben hat.

Die lange Laufzeit erklärt der VfB auch damit, dass dadurch die Abschreibungsmodalitäten für den Spieler günstiger seien. "Machen wir uns nichts vor - jeder Transfer ist doch ein Risiko", sagt Bobic. Bei Ibisevic stufte er dieses Risiko aber als erträglich und kalkulierbar ein, womit er auf einer Linie mit Best liegt. Er wies den VfB zwar auf die Vorschädigung des Spielers hin, um gleichzeitig jedoch auch zu verdeutlichen, dass die Dimension dieser Geschichte nicht vergleichbar sei etwa mit dem Fall Demba Ba im Sommer 2009.

Jetzt ist er gesund - wenn auch mit Einschränkung

Der VfB wollte den Stürmer, der damals zusammen mit Ibisevic in Hoffenheim spielte, als Nachfolger von Mario Gomez holen. Aber beim Medizincheck stellte sich dann heraus, dass Demba Ba eine Wunde am Wadenbein hatte, die noch nicht verheilt war. Diese Wunde stammte von einer früheren Operation. Deshalb platzte die Verpflichtung noch, obwohl sich der VfB mit Hoffenheim bereits geeinigt hatte.

Im Gegensatz zu damals legte Best jetzt bei Ibisevic kein Veto ein. Die einzig ernsthafte Verletzung, die der Torjäger seit Januar 2009 hatte, war ein Muskelbündelriss im linken Oberschenkel, der ihn zu Beginn dieser Saison zu einer längeren Pause gezwungen hat. Jetzt ist er gesund - wenn auch mit Einschränkung.