Bruno Labbadia erinnert seine Mannschaft an ihre Stärken vor dem Spiel gegen Leverkusen - und verflucht die arktischen Temperaturen in Stuttgart.

Stuttgart - Der Südländer in Bruno Labbadia verflucht die arktischen Temperaturen in Bad Cannstatt - der Trainer jedoch kann der Kaltfront durchaus Positives abgewinnen. Immerhin muss Labbadia keinen seiner Spieler zum Laufen animieren, denn wer steht schon gerne am Fleck, wenn er fürchten muss, dort festzufrieren? Und so kann der VfB-Coach zufrieden bilanzieren, dass im Training derzeit "jede Menge Bewegung" sei.

 

Der körperliche Zustand der Stuttgarter Mannschaft müsste also stimmen, wenn der VfB am Samstag bei Bayer Leverkusen antritt. Anders, so ist zu befürchten, sieht es mit der Psyche aus. Nach zuletzt vier Bundesliganiederlagen hintereinander ist sie stark angeschlagen, was auch dem Trainer nicht entgangen ist: Es sei klar, sagt Labbadia, "dass wir derzeit nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen".

Weil Fußball auch eine Kopfsache ist, hat sich der Trainer in dieser Woche darangemacht, den Spielern in Erinnerung zu rufen, dass sie in dieser Saison nicht immer so schlecht waren wie derzeit. In Videositzungen präsentierte er ihnen Szenen aus früheren Spielen, in denen seine Elf noch so etwas wie eine Ordnung hatte und nicht nach jeder zweiten Standardsituation ein Tor kassierte. Kaum zu glauben, aber wahr: "Bei Standards waren wir einmal die beste Mannschaft in der ganzen Liga - defensiv, wie offensiv", sagt Labbadia.

Zwar brillierte der VfB auch damals nicht - in der Tabelle jedoch stand er auf Platz vier, und nur die Bayern, Dortmund und Gladbach waren besser. Es war die Zeit, als man dachte, die Stuttgarter könnten sich nach oben orientieren - und damit auch die Zeit, als sich Sorglosigkeit breitmachte. Schleichend begann der Niedergang - woraufhin irgendwann die Selbstsicherheit verloren gegangen ist und mit ihr "die Leichtigkeit, die nötig ist, um gut Fußball zu spielen", wie Labbdadia sagt.

Die Mittel gegen den Abwärtstrend fehlen

Noch immer trauert er den Vorrundenspielen in Bremen (0:2), gegen Köln (2:2) oder in Wolfsburg (0:1) hinterher. "Da haben wir die Punkte reihenweise nur so liegen lassen. Deshalb ärgere ich mich, dass wir in die Situation gekommen sind, in der wir uns jetzt befinden." Längst hat der VfB keine Punkte mehr zu verschenken und muss aufpassen, dass er nicht ganz unten reinrutscht. Labbadia hat bisher kein Mittel gefunden, den Abwärtstrend zu stoppen - und muss fürchten, selbst in den Mittelpunkt der Diskussionen zu geraten.

"Uns fehlt die Entschlossenheit, die wir in den ersten Saisonspielen hatten", sagt er und wartet sehnsüchtig auf ein Erfolgserlebnis, das die verloren gegangene Leichtigkeit zurückbringen soll. Ein Sieg in Leverkusen, glaubt er, würde manche Blockade lösen und dazu beitragen, wieder in die Spur zu kommen, bevor die Lage noch prekärer wird.

Zumindest eine Hoffnung sollte sich der VfB aber lieber nicht machen: dass ausgerechnet Mamadou Bah und Ibrahima Traoré, die nach dem Ausscheiden Guineas vom Afrikacup zurückkehren, die fehlende Leichtigkeit mitbringen. Der Temperaturunterschied zwischen Gabun und Bad Cannstatt liegt bei rund 40 Grad - und Bruno Labbadia ist "schon gespannt, wie die beiden das wegstecken".