Auch unter dem neuen Trainer Thomas Schneider hat der VfB große Probleme in der Defensive. Nun soll der brasilianische Verteidiger Vilson helfen.

Stuttgart - Die Nacht ist kurz gewesen für Thomas Schneider. Sehr aufgewühlt war er nach seinem ersten Spiel als VfB-Trainer, das mit dem jähen Europa-League-Aus gegen Rijeka (2:2 nach einem 1:2 im Hinspiel) zu Ende gegangen war. Zu Hause schaute sich Schneider die wichtigsten Szenen noch einmal im Fernsehen an – hätte das Videostudium aber nicht gebraucht, um zu der Erkenntnis zu gelangen: „Wenn man solche individuellen Fehler macht, kann man kein Spiel gewinnen.“

 

Manches hat sich bereits geändert, seit Schneider den entlassenen Bruno Labbadia ersetzt hat: die Aufstellung der Mannschaft (mit William Kvist im Mittelfeld und Arthur Boka hinten links), ihre Einstellung (deutlich engagierter als zuletzt), die Stimmung unter den Fans, die vor und während des Spiels fast schon euphorisch und hinterher sehr aufmunternd war. Eines aber ist gleich geblieben: in der Abwehr herrscht auch weiterhin Alarmstufe Rot.

Kurz vor dem Ende der Transferperiode zieht der VfB-Manager Fredi Bobic daher die Notbremse und will einen neuen Innenverteidiger verpflichten. Wenn alles klappt, wird es der Brasilianer Vilson (25) vom Zweitligisten SE Palmeiras aus São Paulo sein. In seiner Heimat wird der Transfer bereits als perfekt vermeldet, wie es heißt, sei die Ablösesumme auf 225 000 Euro festgeschrieben. Der VfB wollte das am Freitag nicht bestätigen, doch waren die Berater des Spielers im Vereinsheim, um die Verhandlungen zu führen.

Reaktion auf Verletzungen von Tasci und Niedermeier

Mit Verzögerung reagiert der VfB damit auf die Verletzungen der Stamminnenverteidiger Serdar Tasci und Georg Niedermeier, die noch mehrere Wochen ausfallen. Vergangene Woche hatte Bobic erklärt, man werde keinen neuen Abwehrspieler holen und setze auf Benedikt Röcker (23) und Antonio Rüdiger (20). Spätestens nach dem Spiel gegen Rijeka ist man offenbar zu der Erkenntnis gelangt, dass das Risiko zu groß ist, allein auf die beiden noch unerfahrenen Eigengewächse zu vertrauen.

Als erklärter Förderer des Nachwuchses war es eine ebenso mutige wie ehrenvolle Idee von Schneider, in seinem ersten Spiel Daniel Schwaab aus der Mitte nach rechts zu ziehen und dadurch in der Innenverteidigung einen Platz für Röcker zu schaffen. Der 1,97-Meter-Mann war nicht allein schuld am ersten Gegentor – auch der Torhüter Sven Ulreich agierte in dieser Szene sehr unglücklich. Er war auch nicht allein schuld am Ausscheiden – das 2:2 etwa leitete der ansonsten starke Ibrahima Traoré mit einem schweren Fehler ein. Aber Röcker strahlte nun einmal, wie zum Saisonauftakt in Mainz, spürbare Unsicherheit aus.

„Wir haben junge Spieler, die Fehler machen dürfen. Wir sind bereit, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln“, sagt Schneider. Und fügt hinzu: „Wenn wir einen neuen Spieler mit absoluter Topqualität zum VfB holen können, begrüße ich das zu jedem Zeitpunkt.“