Serdar Tasci setzt sich über die Empfehlung des Clubmediziners und den Wunsch des Sportdirektors Bobic hinweg und entscheidet sich gegen eine Operation. Nun ist es ungewiss, wann der Mannschaftskapitän wieder fit ist.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Fredi Bobic schlüpft bei Pressekonferenzen immer mal wieder in ganz unterschiedliche Rollen. So ist er als Schiedsrichterschreck genauso überzeugend wie als Beschützer, den der Sportvorstand des VfB Stuttgart diesmal gibt. Bobic stellt sich jetzt vor seine medizinische Abteilung, als die Sprache auf Serdar Tasci kommt. Der hatte sich bei der 2:3-Auftaktniederlage in Mainz einen Einriss im Außenmeniskus zugezogen. Nachdem klar ist, dass der Kapitän nicht operiert, sondern konservativ behandelt wird, stellt Bobic klar: „Der Spieler hat so entschieden, der Verein sieht das anders.“

 

Der Clubmediziner Raymond Best hatte Tasci zuvor dringend empfohlen, einen arthroskopischen Eingriff vornehmen zu lassen. Der Innenverteidiger lehnte ab. „Darauf muss ich hinweisen: Wenn in zwei Wochen nun doch eine Operation notwendig wird, liegt das nicht an unserer medizinischen Abteilung“, sagt Fredi Bobic, der es lieber gesehen hätte, wenn sich Tasci zum Eingriff durchgerungen hätte. Für den Verein wird die Verletzung so zu einer schwer kalkulierbaren Angelegenheit. Die Arthroskopie hätte eine vierwöchige Pause zur Folge gehabt, nun kann es kürzer, aber auch länger dauern, bis Tasci wieder fit ist. Seine Genesung liegt jetzt in den Händen von Mohamed Khalifa, der im österreichischen Hallein praktiziert und dort auf die selbstheilenden Kräfte des Körpers setzt. Während viele Schulmediziner darüber nur den Kopf schütteln, bauen Tasci und andere prominente Sportler auf die sanfte Khalifa-Methode.

Labbadia: „Ich kann daran ja nichts mehr ändern“

Bruno Labbadia will sich über die Behandlung keine Gedanken machen. „Ich kann daran ja nichts mehr ändern“, sagt der VfB-Trainer, der eine ganz andere Überlegung anstellen muss. Wer bildet gegen die offensiv so starken Leverkusener die Stuttgarter Innenverteidigung. Neben Serdar Tasci muss ja auch noch Georg Niedermeier (Innenbandriss im Knie) ersetzt werden. Es deutet nun viel auf eine Variante mit Antonio Rüdiger und Daniel Schwaab in der Abwehrzentrale hin. Und auf den Außenpositionen dürften dann Konstantin Rausch links und Gotoku Sakai auf der rechten Seite zum Einsatz kommen. Noch komplizierter macht das Ganze, dass diese ganz neu formierte Hintermannschaft kaum Zeit hat, sich einzuspielen. So waren bis gestern Antonio Rüdiger und Gotoku Sakai auf Länderspielreise. „Das ist jetzt aber eine echte Herausforderung“, sagt Bruno Labbadia.

Sollte die in der Not zusammengestellte Stuttgarter Innenverteidigung des VfB am Samstag von der Leverkusener Offensive um den Torjäger Stefan Kießling überfordert werden, so würde Fredi Bobic wohl noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden müssen. In der Abteilung Innenverteidiger schaut er sich schon seit längerer Zeit um. Allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. So musste Bobic schon vor Wochen in seine Personalüberlegungen den möglichen Abgang von Serdar Tasci einbeziehen. Zu dieser Kalkulation gehörte aber auch eine entsprechende Ablösesumme, die der Verkauf von Tasci eingebracht hätte. Nun fehlt der 26-Jährige tatsächlich, allerdings auch das Geld für einen adäquaten Ersatzmann. Was die Suche nach einem neuen Innenverteidiger bei Null beginnen ließe. „Da machst du dir um deine Abwehr in der Vorbereitung die wenigsten Sorgen, und dann das“, sagt Bruno Labbadia und muss darüber sogar lächeln – ein bischen gequält, aber immerhin.