In bisher sieben Bundesligaspielen hat der VfB gegen Hoffenheim noch nie verloren. Geht es nach Vedad Ibisevic, soll das auch so bleiben.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es ist schön zu hören, dass sich Fredi Bobic auch nach 20 Jahren Profifußball noch für die Feinheiten des Spiels begeistern kann. „Ich möchte wieder jubelnde Feuerwehrmänner im Sinsheimer Stadion sehen“, sagt der VfB-Manager vor der Partie am Freitagabend (20.30 Uhr) in der Arena der TSG Hoffenheim. Damit spielt Bobic auf eine Szene aus dem Gastauftritt im April 2011 (Endstand 2:1 für den VfB) an, als nach dem Ausgleichstor von Cacau im Innenraum auch ein badischer Feuerwehrmann in orangefarbener Neonweste die Faust gen Himmel reckte.

 

Es verbirgt sich also schon ein bisschen Zündstoff unter dem zarten Pflänzchen namens Landesderby zwischen Nordbadenern und Württembergern, in dessen nur sieben Spiele junger Erstligahistorie der Traditionsclub aus Stuttgart noch nie verloren hat. Auch der VfB-Trainer Bruno Labbadia („Aus der Derbysache halte ich mich raus“) freut sich – aber aus einem anderen Grund: Dem Darmstädter haben es Partien am Freitagabend besonders angetan. „Abendspiele sind auch für die Fans etwas Besonderes. Und auswärts gilt das vor allem dann, wenn es unsere Anhänger nicht so weit haben“, sagt der 46-Jährige. Auf 3000 Tickets beläuft sich das Stuttgarter Kartenkontingent. Allerdings ist man sich von Seiten des VfB sicher, am Freitag in der Rhein-Neckar-Arena eine wesentlich größere Fanschaft im Rücken zu haben.

Die Rivalität zwischen beiden Clubs ist groß

Immerhin ist das Konkurrenzdenken zwischen beiden Parteien nicht ohne. Hier der Platzhirsch VfB, der auf fünf nationale Titel verweisen kann; dort die Hoffenheimer, die nach dem starken Erstliga-Premierenjahr 2008/09 mit der Herbstmeisterschaft noch immer ihr Debüt auf internationalem Parkett herbeisehnen. Aktuell liegt der VfB, der das Hinspiel mit 2:0 gewann, in der Tabelle drei Zähler vor der TSG, der zudem eine 1:7-Schlappe vom Wochenende in den Knochen steckt.

„Ich erwarte eine ganz andere Hoffenheimer TSG-Mannschaft als die gegen die Bayern“, sagt Bruno Labbadia, „es wird ein superinteressantes Spiel.“ Und tatsächlich dürfen sich die Fans beider Seiten den besonderen Kick erhoffen. Schließlich kennen sich viele Spieler beider Teams, weil ihre Karrieren eng verknüpft sind. So stehen bei der TSG in Andreas Beck, Marvin Compper, Tobias Weis, Sebastian Rudy, Sven Schipplock, Boris Vukcevic und dem verletzten Matthias Jaissle sieben Profis mit VfB-Vergangenheit im Kader.

Weil jeder der beiden Clubs um seine Pfründe kämpft, war in jüngerer Vergangenheit ein heftiges Ringen um die talentiertesten Jugendspieler entbrannt. Geht es nach Fredi Bobic, sollen die gegenseitigen Abwerbeversuche jetzt aber passé sein. „Wir haben uns Anfang des Jahres in einer großen Runde zusammengefunden – und die Jugendfrage geklärt“, erzählt der Manager von dem Treffen beider Seiten Mitte Januar im TSG-Ausbildungszentrum in Zuzenhausen, bei dem von VfB-Seite neben Bobic

auch der Präsident Gerd Mäuser, der Aufsichtsratschef Dieter Hundt sowie der Sportdirektor Jochen Schneider anwesend waren. Damals sicherten sich die Verantwortlichen zu, Talente des Rivalen – wenn überhaupt – dann künftig nur mit Wissen der anderen Seite anzusprechen.

Vedad Ibisevic ging den umgekehrten Weg

„Gegen Hoffenheim ist es eine spezielle Partie für mich, weil ich dort lange gespielt habe. Aber jetzt bin ich VfBler – und will gewinnen“, sagt derweil der Mann, der nach dem Youngster Christoph Heimlein als bisher einziger Profi den Weg von Hoffenheim nach Stuttgart gegangen ist: Vedad Ibisevic. „Der Vedo hatte großen Anteil am Hoffenheimer Aufschwung von der zweiten in die erste Liga“, sagt Bruno Labbadia. „Man hat aber gespürt, dass er etwas Neues machen wollte. Umso schöner ist es, dass er sich so schnell bei uns eingelebt hat.“

Kommt im Sommer nun gar der zweite bosnische Hoffenheimer zum VfB? Denn der Mittelfeldspieler Sejad Salihovic wird längst als möglicher Neuzugang gehandelt. „Nur weil man sich kennt und schätzt, heißt das nicht, dass man redet. Es heißt aber auch nicht, dass man nicht redet – jeder soll sich da denken, was er will“, sagt Fredi Bobic über Salihovic, mit dem er in der Saison 2004/05 bei Hertha BSC zusammengespielt hat. Festzuhalten ist immerhin: ein Dementi hört sich anders an.