Der Stuttgarter Zoo hat weitere, zum Teil riesige südamerikanische Vogelarten bekommen. Wir zeigen, welche das sind und wo Besucher sie bestaunen können.

In der Wilhelma leben mehr als 11 000 Tiere, unter den fast 1200 Arten gibt es etwa 250 Vogelarten. Zu Frühlingsbeginn sind nun sechs neue Vogelarten eingezogen. Einen Schwerpunkt bilden dabei Arten aus Südamerika, darunter Riesentukane und die größte Papageienart der Welt, die Hyazintharas. Wir stellen die neuen Vögel vor und erklären, wo sie im Zoo zu finden sind.

 

Einige der neuen Vögel sind in der Vogelfreifluganlage zu finden, die 1993 eröffnet wurde. Die Anlage erreichen die Besucherinnen und Besucher über den Haupteingang, vorbei an den rosafarbenen Flamingos. Während auf der linken Seite die historischen Gewächshäuser stehen, ist die Freifluganlage rechts hinter der Flamingoanlage zu finden und leicht zu erkennen an den großen Gitternetzen der begehbaren Voliere.

Der Riesentukan

Neu ist der Riesentukan. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

„Zu den wohl beeindruckendsten Neuzugängen gehört zweifellos der Riesentukan“, sagt der Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann: Sein orangefarbener Schnabel ist mit fast 20 Zentimetern fast ein Drittel so lang wie der restliche Körper. Tukane gehören zwar zu den Spechtvögeln, aber zum Hämmern ist ihr hohler und leichter Schnabel nicht geeignet. Er dient stattdessen einerseits zur Thermoregulation, andererseits zum Pflücken und Zerquetschen von Früchten. In seiner südamerikanischen Heimat kommt der Riesentukan sowohl im Tiefland als auch in Höhenlagen von bis zu 1500 Meter über dem Meeresspiegel vor. In der Wilhelma ist er in der Vogelfreifluganlage und in den Subtropenterrassen hinter dem Maurischen Landhaus zu finden.

Die Hyazintharas

Ein Hyazinthara. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Außergewöhnlich ist das blaue Gefieder der Hyazintharas. „Sie sind mit einer Körperlänge von rund einem Meter größte Papageienart der Welt“, sagt Meierjohann. Der Hyazinthara hat sich mit seinem riesigen Schnabel auf das Knacken steinharter Palmfrüchte spezialisiert. In Brasilien ist die Art nur noch in drei räumlich voneinander getrennten Gebieten anzutreffen. Die größte Teilpopulation befindet sich im Pantanal, einem Feuchtgebiet, das zwar von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt wurde, aber dennoch durch landwirtschaftliche Nutzung und Straßenbau bedroht ist. In der Wilhelma ist der Papagei in den Subtropenterrassen in Volieren hinter dem Maurischen Landhaus zu finden.

Der Rothschnabelhokko

Der Rothschnabelhokko. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Eine ornithologische Rarität ist der Rotschnabelhokko, ein riesiger Hühnervogel. Das Männchen fällt durch sein pechschwarzes Gefieder und die orange-rötlich gefärbte Wachshaut am Schnabel auf. Das Erscheinungsbild des Weibchens ist etwas schlichter. Den markanten Kopfschmuck aus gewellten Federn haben beide Geschlechter gemeinsam. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Rotschnabelhokkos waren die atlantischen Regenwälder im Osten Brasiliens, wo die Art durch Jagd und Lebensraumzerstörung bis an den Rand der Ausrottung dezimiert wurde. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin betont, wie wichtig hier der Artenschutz ist. „Als wissenschaftlich geleiteter Zoo haben wir die Verpflichtung, aktiv Artenschutz zu betreiben. Der Bestand des Rotschnabelhokkos ist in seinem natürlichen Lebensraum auf wenige Hundert Exemplare geschrumpft. Wir hoffen, die Art in Zukunft selbst nachzüchten und damit zu ihrer Erhaltung beitragen zu können.“ Diese neue Vogelart ist sowohl in der Vogelfreifluganlage als auch in Volieren der Subtropenterrassen hinter dem Maurischen Landhaus zu finden.

Der Graurücken-Trompetervogel

Der Graurücken-Trompetervogel. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Noch nicht ganz so selten wie der Rotschnabelhokko ist der Graurücken-Trompetervogel, der eher in den zentralen und nördlichen Bereichen des südamerikanischen Kontinents beheimatet ist. Trompetervögel leben den Angaben zufolge in kleinen Gruppen, in denen übrigens immer eine Frau das Sagen hat: Das dominante Weibchen paart sich mit mehreren Männchen, um die Brutpflege kümmert sich aber die ganze Gruppe. Diese Vogelart ist in der Vogelfreifluganlage zu finden.

Der Zimttinamu

Der Zimttinamu. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Eine ganz andere Brutstrategie verfolgt der aus dem östlichen Brasilien stammenden Zimttinamu: „Bei dieser Steißhuhnart herrscht Polygamie“, erzählt Meierjohann. Das Männchen paart sich mit mehreren Weibchen, die ihre Eier ins gleiche Nest legen. Das Ausbrüten und die Aufzucht der Jungvögel sind dann Männersache – genau wie bei den mit Tinamus verwandten Laufvögeln wie beispielsweise den Emus, die jüngst auch gebrütet haben mit vier Küken. Zimttinamus sind durch Bejagung und die Abholzung von Regenwäldern bedroht. Sie sind in der Wilhelma im Amazonienhaus zu finden.

Die Magellan-Dampfschiffente

Die Magellan-Dampfschiffente. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

Einen kuriosen Namen trägt die Magellan-Dampfschiffente. Der massige und aufgrund seiner kurzen Flügel nur eingeschränkt flugfähige Entenvogel kommt in den Küstengewässern auf Feuerland und an Kap Hoorn am äußersten Ende des südamerikanischen Kontinents vor. Ihr Name bezieht sich auf ihr Fluchtverhalten: Wenn die auf dem Wasser schwimmenden Riesenenten aufgeschreckt werden, paddeln sie nicht nur mit Hilfe der Füße davon, sondern nutzen dabei auch ihre Flügel – was dann an die Schaufelräder von Dampfschiffen erinnert. Diese Vogelart ist bei der Voliere nahe der Brillenbäranlage zu finden im oberen Bereich der Wilhelma bei der Südamerika-Anlage.

Die gefiederten Neuzugänge aus Südamerika kamen nicht direkt über den Atlantik in die Wilhelma, sondern sind Nachzuchten aus zoologischen Einrichtungen in Europa. Weitere Informationen und auch Pläne zur Orientierung in der Wilhelma gibt es unter https://www.wilhelma.de/besuche/parkplan