Im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geht der Streit in eine neue Runde. Der baden-württembergische Landeschef, Johannes Schmalzl, sieht beim Präsidenten des Verbandes, Markus Meckel, große Führungsfehler.

Stuttgart - An Urlaub ist bei den Verantwortlichen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in diesem Sommer wohl nicht zu denken. Seit Markus Merkel, der Präsident, in der vorigen Woche die aus seiner Sicht dringend notwendige Neuordnung der Finanzen öffentlich gemacht hat, hat der Kampf um die Deutungshoheit über die wahren Gründe für das schwelende vereinsinterne Zerwürfnis begonnen. Außerdem hatte Meckel bei diesem Anlass verraten, dass das Präsidium ihn im September bei der Bundesvertreterkonferenz abwählen lassen will.

 

Das Präsidium, so verdeutlicht es der baden-württembergische Volksbund-Landesvorsitzende Johannes Schmalzl, sei Meckels Aufsichtsrat. Ein Gremium also mit höchster Macht. Seine 16 Mitglieder, die Landesvorsitzenden, haben sich am vergangenen Freitag in einer Telefonkonferenz auf eine öffentliche Erklärung an ihren Präsidenten verständigt.

„Ein Leitbild ist nicht zwangsläufig notwendig.“

Darin distanzieren sie sich von den Äußerungen Meckels. Schmalzl spricht gar von der größten Krise des Volksbundes in seiner 97-jährigen Geschichte. Und er meint damit nicht die Finanzen. Von Insolvenz könne keine Rede sein. Meckel konterte schon an den Vortagen: er spreche nur aus, was seit langem Thema der

Markus Meckel ist Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Foto: dpa
internen Beratungen sei und was geschehe, wenn man nicht gegensteuere. Diese Notwendigkeit sehen auch seine Gegner, nehmen allerdings für sich in Anspruch, schon lange vor der Ära Meckel, also vor 2013, an der Reform des Volksbundes gearbeitet zu haben.

Zur Formulierung eines Leitbildes mit einer differenzierten Haltung zur Verantwortung der einzelnen Soldaten im Zweiten Weltkrieg ist es dennoch noch immer nicht gekommen. Es soll nun nach einem zweijährigen Diskussionsprozess im September verabschiedet werden. „Aber dieses Leitbild ist nicht zwangsläufig notwendig“, sagt Schmalzl. Die Politik wisse, was die Aufgabe des Volksbundes sei. Er habe einen öffentlichen Auftrag, nämlich die Pflege der deutschen Kriegsgräber im Ausland. Um diese Aufgabe zu erfüllen, setze er auch langfristig auf Spenden, sagt er mit Blick auf die Einnahmen. „Welche Bürgerinitiative sammelt schon 30 Millionen Euro pro Jahr“, fragt Schmalzl. Meckel hingegen verhandelt gerade mit Vertretern aus der Politik über die Erhöhung der momentan 13-Millionen-Bundesförderung, um unabhängig von der sinkenden Zahl der Spender zu sein. Im letzten Jahr hat der Volksbund zu den 40 Millionen Euro noch einmal zehn Millionen Euro aus Nachlässen eingenommen.

Konflikt um Rollenverteilung mit der Generalsekretärin

In der Kritik steht auch Meckels Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit. Schmalzl räumt ein, dass die öffentliche Wahrnehmung des Vereins größer sein könnte – auch darüber, dass der Volksbund nicht nur eine in die Vergangenheit orientierte Organisation sei. Dafür stehe die Jugendarbeit der vergangenen Jahrzehnte. In der Öffentlichkeitsarbeit sei der Volksbund nicht offensiv aufgetreten. Das solle aber so bleiben.

„Mir liegt an Deeskalation“, sagt Schmalzl und an der internen Lösung der Krise. Das sei aber nur möglich, wenn der Präsident und die Generalsekretärin Daniela Schily ihre Aufgabenbereiche voneinander abgrenzen. Das ist bisher nicht gelungen. Es gehe nicht um einen Richtungsstreit, sondern um den Führungsstil des Präsidenten. Schmalzl fährt schwere Geschütze auf, wenn er sagt. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Generalsekretärin das als Mobbing empfindet, wenn sie am Arbeiten gehindert wird.“ Das heiße nicht, dass Meckel auf die Rolle eines Frühstücksdirektors reduziert werden solle. Aber der Volksbund brauche auch keinen Retter, der alles besser wisse. „Alle Aktivitäten des Präsidenten müssen daran gemessen werden, ob sie sich positiv auf den Volksbund auswirken oder nicht.“

Schreiben an die Mitglieder und Spender

Daniela Schily wendet sich unterdessen in einem Schreiben an die Mitglieder und Spender des Volksbundes. Noch nie habe der Volksbund so viele Spenden bekommen wie 2015. Gleichzeitig müssten neue Unterstützer gefunden werden. Man müsse aber unabhängig vom Staat bleiben und nicht nur auf staatliche Mittel setzen.