Die Affäre um Daten aus der Regierungszeit von Stefan Mappus scheint ähnlich undurchsichtig wie der EnBW-Deal. Dass die Staatsanwaltschaft auf beschlagnahmter Elektronik danach sucht, findet der Ex-MP gut. Von Anfragen des Landesarchivs will er aber nichts wissen.

Stuttgart - Einen Tag nach der Beschlagnahme von Computern und Smartphones des ehemaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) hat für die Ermittler die digitale Detektivarbeit begonnen. „Wir werden die sichergestellten Daten untersuchen. Wir erhoffen uns, bereits gelöschte Daten wieder herzustellen. Das wird eine längere Zeit in Anspruch nehmen“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag in Stuttgart.

 

Mappus ließ über seine Anwälte am Freitag mitteilen: „Wir begrüßen es, wenn die Staatsanwaltschaft alle vorhandenen Erkenntnismöglichkeiten nutzt. Dazu gehören selbstverständlich auch die Unterlagen, die sich im Staatsministerium befinden.“

„Behauptungen sind unzutreffen“

Zugleich wehrte sich der frühere Regierungschef gegen Vorwürfe des Landesarchivs, wonach er dem Wunsch auf Herausgabe von Unterlagen aus seiner Regierungszeit nicht gefolgt sei. „Sowohl unser Mandant selbst wie auch die zwischenzeitlich von ihm befragten ehemaligen Mitarbeiter seines persönlichen Büros sind sich sicher, dass die gestern öffentlich gemachten Behauptungen in diesem Zusammenhang unzutreffend sind“, teilte Rechtsanwalt Daniel Schacht von der Kanzlei Holthoff-Pförtner am Freitag der Nachrichtenagentur dpa mit.

Die „Stuttgarter Zeitung“ hatte am Donnerstag berichtet, Mappus sei mehrmaligen Aufforderungen nicht nachgekommen, der Landesbehörde die geforderten Dokumente zukommen zu lassen. Ein Mitarbeiter des Archivs zeigte den scheidenden Regierungschef deshalb wegen des Verdachts auf Aktenvernichtung an, die Staatsanwaltschaft leitete jedoch kein Verfahren ein. Die Kanzlei habe den Präsidenten des Landesarchivs um Auskunft gebeten, „wann und in welcher Form sein Haus unseren Mandanten um Überlassung entsprechender Unterlagen gebeten hat“, hieß es in dem Schreiben Schachts weiter.

Geräte werden unter die Lupe genommen

Wie lange sich die technische Untersuchung der beschlagnahmten Elektronik hinziehen wird, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht absehbar. Fachleute des Landeskriminalamts nähmen die elektronischen Geräte unter die Lupe. „Wir versuchen, so viele Informationen zu bekommen wie möglich“, sagte die Sprecherin.

Die Ermittler wollten auch den auf einem Server gespeicherten Mailverkehr rekonstruieren. Es geht um Ermittlungen gegen Mappus wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dem milliardenschweren EnBW-Deal.

Von gelöschten und zerstörten Dateien gibt es nach Ansicht eines Experten meist unerwartete Kopien. „Irgendetwas wird sich sicher finden lassen“, sagte Peter Böhret, Geschäftsführer von Kroll Ontrack in Böblingen, der dpa. Er hält es für wahrscheinlich, dass irgendwo noch Sicherungskopien bestehen. „Das macht schon für den Fall Sinn, dass ein Computer mal herunterfällt und dadurch unwiederbringlich zerstört wird“, sagt der Mitbegründer der deutschen Niederlassung des Spezialisten für digitale Datensicherung und Rettung.