Im Zuge der weltweiten Digitalisierung brauche die Uni Stuttgart ein neues Profil, meint deren Uniratsvorsitzender Dais. Rektor Wolfram Ressel preist indes die Forschungsstärke seiner Uni.

Stuttgart - Bei der Jahresfeier der Uni Stuttgart hat deren scheidender Uniratsvorsitzender Siegfried Dais mehr Tempo bei der Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells angemahnt. Die Digitalisierung und die damit einhergehende Neugestaltung ganzer Wertschöpfungsketten stelle die Uni vor große Herausforderungen. Wolle sie an der Spitze bleiben, müsse sie ihr Profil deutlich ändern, so Dais. Er sehe die Uni Stuttgart im Blick auf ihre Forschungsstärke – mit 744 000 Euro Drittmitteleinnahmen pro Professor ist sie deutschlandweit Spitze – und ihre Partnerschaften mit leistungsstarken Unis aber „in einer guten Ausgangsposition“.

 

Dais unterfütterte seine These mit einem konkreten Vorschlag: Statt von Anfang an auf ein Präsenzstudium zu setzen, könne er sich vorstellen, die Online-Lehre an den Anfang zu stellen. Das sei kostengünstig, und somit könnten Studierende von überall auf der Welt darauf zugreifen. „Nur die besten Studierenden erhalten die Möglichkeit, ihr Studium körperlich an der Uni fortzusetzen“, so Dais weiter. Somit erreiche man eine höhere Qualität der Lehrveranstaltungen – „und man braucht keine 5000 Einführungsveranstaltungen für Physik mehr, sondern vielleicht fünf.“

Unirektor Ressel kündigt neue Aufstellungen an

Zuvor hatte auch der Rektor Wolfram Ressel eine neue Strategie angedeutet – Motto: „Fit für die Exzellenzinitiative 2017 plus“. Er kündigte an: „Wir versuchen uns neu aufzustellen.“ Wie, sagte er nicht. Auch in der Lehramtsausbildung werde sich die Uni – gemeinsam mit der PH Ludwigsburg, der Uni Hohenheim, der Kunstakademie und der Musikhochschule „vollkommen neu aufstellen“.

Punkten konnte die Uni im Berichtsjahr unter anderem mit ihrem sich selbst aufbauenden Messestand auf der Hannover Messe und mit ihren Bienenaugen im Deutschen Pavillon auf der Expo in Mailand. Und in Stuttgart unter anderem mit ihrem neuen Studiengang Master of Science Bürgerbeteiligung. „Das sind die Auswüchse von S 21 – Sie glauben gar nicht, wie diese Studiengänge boomen“, so Ressel. Apropos Lehre: erstmals vergibt die Uni einen Lehrepreis. Er geht an Peter Göhner, den emeritierten Leiter des Instituts für Automatisierungs- und Softwaretechnik.

Studierende hoffen auf bessere Lernmöglichkeiten

Das freute den studentischen Vertreter Marc Mühlberg: „Mit der Vergabe bekennt sich die Uni zur fundamentalen Bedeutung der Lehre.“ Allerdings hoffe er insgesamt noch auf verbesserte Lernmöglichkeiten – „abseits von Frontalvorlesungen“. Johannes Rothmund als Vertreter von 3176 Kollegen im akademischen Mittelbau forderte faire Befristungsregeln: „Wir müssen alles dafür tun, um ein First-Class-Arbeitgeber zu werden – die Exzellenz einer Uni ist immer auch die Exzellenz ihres Mittelbaus.“