Die Bewerbung von Stuttgart und Ludwigsburg, ein Testfeld für Autonomes Fahren mit Landesgeldern zu schaffen, ist gescheitert. Dennoch hofft man darauf, bei der praktischen Umsetzung zum Zug zu kommen.

Ludwigsburg - Es war eine große Vision des OB Werner Spec, für die er sich sogar mit seinem Stuttgarter Amtskollegen Fritz Kuhn zusammengetan hat: Ein Testfeld Autonomes Fahren mit Fördergeldern vom Land mit bis zu 2,5 Millionen Euro. Es wäre sozusagen das Sahnehäubchen auf das geplante Gewerbegebiet der Zukunft in der Weststadt gewesen, das mit der Ansiedlung von Porsche und Bosch im Werkstattzentrum von Max Maier schon konkret geplant ist – denn so hätten die Firmen eine Teststrecke für computergesteuerte Autos sozusagen direkt vor der Haustüre gehabt.

 

Doch wie berichtet ist der Zuschlag an die Region Karlsruhe/Bruchsal gegangen – das hat der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) entschieden. Allenfalls in einer zweiten Phase, so heißt es in der Mitteilung des Ministeriums, könnten „geeignete Elemente“ aus der Bewerbung von Stuttgart und Ludwigsburg herausgegriffen werden. Dazu sollen nun weitere Gespräche mit den beiden Kommunen geführt werden, heißt es weiter.

Hoffnung auf die zweite Stufe

An diesen Strohhalm klammert man sich jetzt in Ludwigsburg. Das beginnt schon beim Namen: Digitales Testfeld BW nennt sich das Projekt nun. Der OB Werner Spec deutet das so: „Die Absicht der Ludwigsburg-Stuttgart-Bewerbung war ohnehin, Karlsruhe mit seinem Forschungszentrum Informatik einzubinden.“ Dazu werde man Gespräche mit den Karlsruhern fortsetzen, die in Person des Professors Marius Zöllner schon während der Bewerbungsphase begonnen wurden. Zudem habe das Land zugesagt, dass Ludwigsburg und Stuttgart mit einer Summe in siebenstelligen Höhe aus einem anderen Förderprogramm rechnen könnten, sagt Spec.

Eines betonen alle Seiten aber unisono vom Rathaus bis hin zur SPD-Sprecherin Margit Liepins: Die Ansiedlung von Bosch und Porsche im Werkstattzentrum stehe nicht in Frage. Bekanntlich hat der Immobilienhändler Max Maier dort einige große Fische an Land gezogen – so will Porsche seine Digitalsparte und auch die Abteilung Connected Car dort etablieren, was mehrere 100 Arbeitsplätze bedeutet. Darauf setzt man auch weiter, wie der CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann betont: „Wir bieten als Stadt viele andere Vorzüge und eine gute Infrastruktur.“ Auch der FDP-Rat Johann Heer meint: „Es fehlt jetzt ein Legostein, wenn auch ein wichtiger Legostein.“

Enttäuschung in der Barockstadt

Dennoch überwiegt natürlich die Enttäuschung. „Es ist schon schade, weil viele Menschen Zeit und Arbeit in die Bewerbung gesteckt haben“, meint etwa die grüne Sprecherin Elfriede Steinwand, „aber es ist nichts verloren.“ Vielleicht könnte ja bei der praktischen Umsetzung der Forschungsergebnisse Ludwigsburg wieder ins Spiel kommen. Diese Idee spinnt auch der Freie-Wähler-Fraktionschef Reinhardt Weiss weiter: „In Karlsruhe wird die Theorie entwickelt und geforscht, bei uns kommt dann die Praxis.“ Vielleicht dann sogar doch noch mit einer Teststrecke, um die Roboterautos zu testen. Schließlich punkte die Region Stuttgart mit der Nähe zu den Herstellerfirmen. Anders als Karlsruhe, das eher theoretisch aufgestellt sei.

Es hatte sich angedeutet, dass das Konsortium aus den Städten Ludwigsburg und Stuttgart, der Universität Stuttgart und Firmen wie Bosch, Porsche und Siemens keine guten Karten hat – eine Fachjury hatte sich intern bereits für Baden ausgesprochen. Doch der Verkehrsminister Winfried Hermann hatte kurz vor der Entscheidung noch einmal Hoffnungen geweckt.

Die sind jetzt erst einmal zerstoben. Reinhardt Weiss findet eine Parallele zur Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich: „Das ist wie beim Fußball, am Ende muss es einen Gewinner und einen Verlierer geben.“ Und der FDP-Mann Johann Heer denkt ironisch bereits an eine andere Vision, die der OB Werner Spec für Ludwigsburg hat: „Uns bleibt am Ende ja immer noch die Seilbahn.“