Für das Stuttgarter Varieté scheint Rettung in Sicht zu sein. Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung stehen einem Zelt auf dem Pragsattel aufgeschlossen gegenüber. Wer für die Kosten aufkommt, muss aber noch diskutiert werden.

Stuttgart - Für das vom Aus bedrohte Stuttgarter Varieté zeichnet sich eine Rettungsmöglichkeit ab. Die CDU im Gemeinderat befürwortet im Schulterschluss mit der Verwaltung eine neue Spielstätte für das Theater in Form eines Zelts auf dem Pragsattel. Die Fraktion regt überdies auch einen finanziellen Zuschuss der Stadt an, um das Überleben des Varietés zu sichern.

 

Wie berichtet, steht dessen Existenz auf der Kippe, nachdem die landeseigene L-Bank das Ende ihres Sponsorings angekündigt und den Pachtvertrag für die Räume im Friedrichsbau auf Ende Januar 2014 gekündigt hatte. Auf Initiative von OB Fritz Kuhn (Grüne) hat sich die Bank inzwischen bereit erklärt, dem Varieté auch im nächsten Jahr unabhängig vom Standort noch mit einem Betrag von 120 000 Euro als Mietkostenzuschuss unter die Arme zu greifen. Der Kündigungstermin aber steht.

CDU-Fraktion fordert Aussetzung der Kündigung

Die CDU verlangt daher, dass sich die Verwaltung beim Eigentümer der L-Bank, der Landesregierung, dafür einsetzt, die Kündigung des Pachtvertrags so lange auszusetzen, bis ein nahtloser Übergang in einen Spielbetrieb auf dem städtischen Grundstück beim Theaterhaus möglich ist. „Wenn wir bis Ende Mai 2014 in der Friedrichsbau-Rotunde spielen könnten, ließe sich bis September auf dem Pragsattel etwas auf die Beine stellen“, sagt auch die Varieté-Geschäftsführerin Gabriele Frenzel. Auf sie geht auch die Idee zurück, den Spielbetrieb in ein Zelt zu verlegen, wie dies vergleichbare Einrichtungen wie etwa der Circus Roncalli praktizieren. Rund eine Million Euro würde ein solches Zelt mit einem Fassungsvermögen von bis zu 300 Personen laut Frenzel kosten; hinzu kämen die Kosten für Heizung und Wachdienst. Auch Schallschutzmaßnahmen könnten finanziell zu Buche schlagen – in unmittelbarer Nähe des vorgesehenen Standorts befindet sich ein Pflegeheim.

Bei der Stadtverwaltung wie bei den anderen großen Fraktionen des Gemeinderats stößt der CDU-Antrag auf prinzipielles Wohlwollen. „Realistisch betrachtet ist die Zeltlösung die einzige, die sich zeitnah verwirklichen lässt“, sagt Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Nun müsse gemeinsam mit dem Varieté an einer Gesamtkonzeption gearbeitet werden, die auch die Frage der Bewirtschaftung des Zelts einschließe. Das sieht auch Frenzel so: „Die Gastronomie ist für die Finanzierung des laufenden Betriebs eminent wichtig.“ Eisenmann hegt zudem Sympathie für den von Theaterhauschef Werner Schretzmeier propagierten Kulturschwerpunkt auf dem Pragsattel.

Finanzbürgermeister hält Grundstück für geeignet

Michael Föll, als Finanzbürgermeister auch für die städtischen Liegenschaften zuständig, steht einer Überlassung des Grundstücks auf der Prag positiv gegenüber: „Es wäre geeignet und es gibt derzeit keinen Investor, der Interesse signalisiert hat.“ Sollte sich dies irgendwann ändern, „muss man weiter sehen“. Er gehe nicht davon aus, dass das Varieté dort auf Zeit und Ewigkeit bleiben werde. Gabriele Frenzel wiederum kalkuliert mit einem Zeitraum von mindestens fünf Jahren: „Drunter lohnt sich’s nicht.“ Wie Eisenmann sieht auch Föll die Zeltlösung als einzige realistische Perspektive für das Varieté an. Was das Thema finanzielle Förderung angeht, will sich der Kämmerer aber noch nicht in die Karten schauen lassen. Grüne und SPD im Kommunalparlament reagieren auf den CDU-Vorstoß ebenfalls positiv – wenn auch mit Einschränkungen. „Wir würden es begrüßen, wenn dem Varieté mit der Zeltlösung kurzfristig geholfen werden könnte“, sagt der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Andreas Winter. Die Frage einer finanziellen Förderung sei allerdings ein kulturpolitisches Thema, das man grundsätzlich erörtern müsse.

Die SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind („Wir sind natürlich am Überleben des Varietés interessiert“) findet es gut, dass die Verwaltung nun Möglichkeiten prüft: „Wir können aber nicht alles finanzieren, was wünschenswert ist.“ CDU-Stadtrat Jürgen Sauer wiederum sieht dagegen in Anspielung auf den Einfluss des Landes auf die L-Bank für das Varieté jetzt „Land ins Sicht“.