Die Stadt Stuttgart plant die Verkehrswende und will Firmen dafür gewinnen, VVS-Tickets für Mitarbeiter zu subventionieren. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) will nach der Sommerpause alle großen Firmen in der Innenstadt zu einem Mobilitätsgipfel einladen.

Stuttgart - Die Rathausspitze plant die Verkehrswende. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) will nach der Sommerpause alle großen Firmen in der Innenstadt zu einem Mobilitätsgipfel einladen. Das erklärte Ziel: den Autoverkehr in der Stadt zu Gunsten des Nahverkehrs und sauberer Luft deutlich zu verringern.

 

Die Rathausspitze greift mit diesem Vorschlag eine konzeptionelle Weiterentwicklung des VVS-Firmentickets auf, die von 2014 an gelten soll. „Wir möchten beim Firmenticket neue Anreize für Unternehmen schaffen, die ihren Mitarbeitern einen zusätzlichen Zuschuss zahlen, statt das Geld in den Bau von Parkplätzen oder Tiefgaragen zu stecken“, sagt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. In diesen Fällen gebe es künftig statt der üblichen fünf bis zu zehn Prozent Rabatt.

„Letzteres könnte natürlich auch für die Stadt gelten“, so Stammler. Allerdings müsse das neue Firmenticket noch im VVS-Aufsichtsrat im Oktober letztendlich beschlossen werden. „Beim Firmenticket sollen Anreize für Firmen geschaffen werden, ihren Mitarbeitern Fahrtkostenzuschüsse zu gewähren. Diese Firmen sollen einen höheren Rabatt erhalten. Außerdem soll für kleinere Betriebe der Einstieg in das Firmenticket erleichtert werden“, heißt es in der VVS-Vorlage. Im SSB-Aufsichtsrat, der über dieses grundsätzliche Thema bereits am Freitag debattieren wird, rechnet man in diesem Punkt mit einer breiten Zustimmung.

Verdi forderte 180 Euro

Auch die Gewerkschaft Verdi ist sich mit der Stadt grundsätzlich einig, dass es wegen der hohen Lebenshaltungskosten in Stuttgart für untere und mittlere Lohngruppen in städtischen Diensten eine Art Ausgleich für das teure Leben im Ballungsraum geben soll. Diese Einsicht gilt trotz des in der vergangenen Woche von dem Arbeitsgericht verhängten Verbot eines Warnstreiks für eine von Verdi geforderte Mobilitätszulage. Der Arbeitskampf war – wie berichtet – wegen Verletzung der noch bis Ende Februar 2014 geltenden Friedenspflicht untersagt worden. Verdi hatte eine monatliche Zulage in Höhe von 180 Euro für jeden der rund 19 000 städtischen Mitarbeiter verlangt.

Die Vorstellungen der Stadt sind allerdings zurückhaltender als die Wunschliste von Verdi. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) möchte den Beschäftigten einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 40 Euro für ein VVS-Jahresticket gewähren. Eine nur innerhalb der Stadt gültige VVS-Fahrerlaubnis für Bus und Bahn würde damit zu zwei Dritteln subventioniert. Für das teuerste VVS-Jahresticket müsste ein Beschäftigter der Stadt monatlich statt 158 nur noch 118 Euro kosten.

Mit dem Umstieg auf Bus und Bahn sollen die Beschäftigten auch die Mobilitätsinitiative von Oberbürgermeister Fritz Kuhn unterstützen, der den innerstädtischen Autoverkehr um 20 Prozent verringern möchte. „Wir möchten mit dem Zuschuss unseren Mitarbeitern ein attraktives Angebot machen und gleichzeitig eine ökologische Lenkungswirkung erzielen, um den Ausstoß von Feinstaub und Stickoxiden zu reduzieren“, sagt Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle.

Dieser Vorschlag soll noch durch weitere Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge und zu einem Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz zur ergänzt werden. Neue Mitarbeiter mit preiswerten Wohnungen zu gewinnen, „ist leider wegen der gegenwärtigen Situation auf dem Immobilienmarkt in Stuttgart erst mittelfristig möglich“, erklärt Wölfle.

Nach Angaben des VVS sind bis jetzt 6000 der rund 19 000 Mitarbeiter der Stadt mit einem Firmenticket unterwegs. Sollten alle übrigen auch umsteigen, so würde das die Stadt bis zu sieben Millionen Euro kosten. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle rechnet damit, dass der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen im Herbst diesem Ticketzuschuss zustimmen wird.

„Wir sind von der Stadt noch nicht über den Vorschlag zum Ticketzuschuss informiert worden“, heißt es bei Gesamtpersonalrat (GPR). Im Grundsatz sei die Idee in Ordnung, allerdings hätten Schichtarbeiter davon nur wenig. Im Übrigen orientiere man sich bei dem Thema Zulage in der Größenordnung am Beispiel München. Dort gebe es rund 112 Euro im Monat zuzüglich 21 Euro je Kind.

Für städtische Mitarbeiter, die Bus und Bahn wegen ihrer Arbeitszeiten nicht nutzen können, will Wölfle auf rund 1000 städtischem Stellflächen mehr Platz schaffen. „Die Parkgebühren für Mitarbeiter sind seit den 70er Jahren nicht mehr angepasst worden. Demnächst gelten marktübliche Preise, allerdings auch Sonderregelungen für Schicht- und Nachtdienstler bei der Stadt“, betont der Bürgermeister.