Vor der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart versuchen die verschiedenen Parteien alles, um die Präsidentenwahl für sich zu entscheiden.

Stuttgart - Wenn Erwin Staudt am Sonntag bei der Mitgliederversammlung in der Schleyerhalle das Wort ergreift, ist klar, was der scheidende Präsident des VfB Stuttgart sagen wird. Im Sinne der Kontinuität spricht er sich dafür aus, den früheren Porsche-Manager Gerd Mäuser zu seinem Nachfolger zu wählen, wofür eine einfache Mehrheit notwendig ist. Unklar ist jedoch, ob dieser letzte Appell von Staudt fruchtet oder ob sich am Ende die Opposition durchsetzt.

 

Angeführt wird sie einerseits von dem ehemaligen VfB-Torwart Helmut Roleder und andererseits von dem Bankmanager Björn Seemann, der aber auf der Mitgliederversammlung nicht nach vorne preschen wird - im Gegensatz zu Roleder, der mit der "Aktion VfB 2011" den Antrag auf eine Satzungsänderung gestellt hat. Die Gruppe will den Passus kippen, wonach nur Präsident werden kann, wer vom Aufsichtsrat vorgeschlagen wird - wie nun Mäuser. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen drei Viertel der anwesenden Mitglieder zustimmen.

Opposition auf Stimmenfang

In den vergangenen Wochen haben Roleder und auch Seemann für sich geworben, indem sie zahlreiche Fanclubs in der Region besuchten. Zusammengefasst verlangen sie, dass mehr Demokratie beim VfB einzieht und dass die Mitglieder mehr Mitspracherecht erhalten. Inhaltlich neu sind die Ansätze und Konzepte jedoch nicht - was aber auch auf die Vorstellungen von Mäuser zutrifft, der einen Zehnpunkteplan präsentierte, in dem beispielsweise steht, dass das Scouting zu verbessern ist.

Grundsätzlichere Themen werden von keiner Partei aufgegriffen - wie die Frage, ob der VfB seine Profiabteilung nicht wie manch anderer Bundesligist aus dem Gesamtverein ausgliedern sollte oder ob man nicht doch mal Kredite aufnehmen müsste (und wenn ja, wie hoch?), um auf dem Transfermarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Wozu das alles am Sonntag führen wird, ist ungewiss. Ob Mäuser kippen kann, hängt schließlich davon ab, wie viele Sympathisanten dem Aufruf der Opposition folgen und in der Schleyerhalle erscheinen.

Um den Umsturz zu verhindern, hat der VfB eine Gegenoffensive gestartet. Alle Abteilungsleiter fordern in ihren Sparten per Rundbrief dazu auf, Mäuser zu unterstützen. "Der VfB braucht ihn als Präsidenten - und keinen Populisten und keine wie auch immer gearteten Satzungsänderungen!", schreibt der Jugendleiter Frieder Schrof.

Unterstützung von der DFL

Außerdem wurde jetzt allen Mitgliedern eine Hochglanzbroschüre zugeschickt. Darin äußert sich unter anderem Christian Seifert in einem Gastbeitrag positiv über den Club. Der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hält "das Gebaren selbst ernannter Reformer oder Oppositionsgruppierungen für bedenklich". Und in einem Interview macht auch Christoph Schickhardt Wahlkampf für Mäuser und den VfB.

"Keine Satzung in der Bundesliga ist, so weit meine Kenntnis reicht, demokratischer als die des VfB", sagt der Sportrechteanwalt. Die Abläufe seien von der DFL zwingend vorgeschrieben. "Die Mitgliederversammlung kann das gerne ignorieren, leider ist dann aber die Lizenz für die Bundesliga weg. Der VfB kann dann aber immerhin noch in der Regionalliga spielen."

So dürfte auch Staudt am Sonntag argumentieren. Aber ob sich die Anhänger der Opposition davon beeindrucken lassen?