Im DFB-Pokalfinale trifft der VfB Stuttgart auf den frisch gebackenen Champions-League-Sieger Bayern München. Trotzdem bleiben die Stuttgarter entspannt – auch wegen des Comebacks von Cacau, der beim Spiel gegen Reutlingen wieder auflaufen konnte.

Stuttgart/Reutlingen - Das Flugzeug aus Berlin ist pünktlich in Stuttgart gelandet, das Champions-League-Finale in Wembley hatte aber schon begonnen. Fredi Bobic kam mit Verspätung von einem Vortrag zurück, saß deshalb später als geplant vor dem Fernseher und schaute nach dem Schlusspfiff die erste halbe Stunde an, die der VfB-Manager verpasst hatte. Zu den Dortmundern hielt er, war beeindruckt von deren Spielweise am Anfang – erkannte aber an, dass die Bayern „über etwas mehr individuelle Qualität verfügen und mehr Typen haben, die ein Spiel entscheiden können“.

 

Fredi Bobic hätte das Spiel nicht gebraucht, um zu wissen, dass der VfB im DFB-Pokalfinale am Samstag in Berlin vor einer fast unlösbaren Aufgabe steht. Doch hat der Münchner Triumph seine Vorfreude noch einmal gesteigert: „Unsere Situation ist dadurch besser geworden, denn wir spielen gegen die beste Mannschaft Europas“, sagt der Manager: „16 andere Bundesligisten beneiden uns um diese Partie.“

Ausgiebig war zuletzt darüber diskutiert worden, was die Minimalchancen des VfB ein wenig verbessern könnte: eine Niederlage der Bayern im Champions-League-Finale – oder ein Sieg. In der Mannschaft und beim Trainer Bruno Labbadia hielt man die erste Variante für günstiger, denn dann, sagte der Mittelfeldspieler Christian Gentner, „hätte die Enttäuschung vielleicht noch nachgewirkt“.

„Keiner setzt einen Pfennig auf uns“

Nun setzen sie beim VfB auf den Überschwang der Emotionen und darauf, dass die Bayern womöglich nicht mit dem nötigen Ernst zur Sache gehen. Zwar kann sich Bobic kaum vorstellen, dass die Münchner Spieler ins Olympiastadion torkeln werden – „betrunken wird sicher niemand nach Berlin reisen“. Die Ausgangslage sei dennoch prächtig: „Keiner setzt auch nur einen Pfennig auf uns. Wir haben nichts zu verlieren, dafür aber viel zu gewinnen. Wenn wir den Pokal holen, dann erlangen unsere Jungs Heldenstatus.“

Mit einer Mischung aus Anspannung und vor allem Leichtigkeit geht der VfB denn auch in die letzten Tage vor der Abreise am Donnerstag. So etwas wie Druck verspürt Labbadia in keiner Weise – im Gegenteil: „Da ist nur die totale Freude auf dieses Spiel.“ Zwei offene Fragen gibt es noch. Unklar ist zum einen, ob der an der Achillessehne verletzte Kapitän Serdar Tasci fit genug sein wird, um gegen die Bayern in der Innenverteidigung zu spielen. Und zum anderen rangeln hinten rechts Gotoku Sakai und Tim Hoogland um einen Platz in der Startformation. Beim 10:0-Sieg in Reutlingen, mit dem sich die Stuttgarter am Samstag fürs Pokalfinale warm geschossen haben, spielten beide je eine Hälfte.

Cacau ist zurück

Mit einiger Freude registrierte Labbadia in dem Spiel beim Oberligisten, dass sich auch die Akteure aus der zweiten Reihe rechtzeitig vor Berlin in Position brachten. Raphael Holzhauser erzielte ein Sensationstor aus fast 60 Metern Entfernung; Shinji Okazaki traf nach seiner Einwechslung gleich dreimal; wenigstens einmal durfte nach seiner monatelangen Verletzungspause Tunay Torun jubeln.

Noch größer war die Freude über das Comeback von Cacau, der eine knappe halbe Stunde zum Einsatz kam und von den Zuschauern stürmisch gefeiert wurde. „Es hat sich gut angefühlt, wieder auf dem Platz zu stehen. Ich spüre keine Probleme mehr“, sagte der Stürmer – und hofft nun, auch am Wochenende als Einwechselspieler dabei zu sein: „Das wäre ein versöhnliches Ende dieser verunglückten Saison.“