Nach der Egoismusdebatte und der Abwahl aus dem Teamrat ist der VfB-Stürmer Cacau inzwischen kein Stammspieler mehr.  

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Osmar Oliveira ist für längere Zeit in seiner Heimat Brasilien im Urlaub gewesen - und macht nun einen Zwischenstopp in Lissabon, ehe er den Auftritt seiner Showtanztruppe Sambatuque Brasil am Freitag beim Karneval in Köln koordinieren wird. "Ich konnte daher noch nicht länger mit Cacau sprechen, aber das werde ich in dieser Woche ausführlich machen", sagt der Berater des VfB-Stürmers, denn er will sich einen genauen Überblick über die aktuelle Gefühlslage seines prominenten Fußballklienten verschaffen.

 

Schließlich hat sich der VfB Stuttgart durch das 5:0 über Hertha BSC am Samstag einen wohltuenden Puffer von acht Punkten zum Relegationsplatz 16 erspielt. Doch in die allgemeine Freude mischte sich der persönliche Frust von Cacau, der zum dritten Mal in dieser Saison (nach den Bundesligaspielen in Bremen und gegen München) nicht in der Startelf stand. Erst in der 71. Minute kam der Angreifer für den dreifachen Torschützen und Matchwinner Martin Harnik ins Spiel. Da war die Partie schon gelaufen - es stand bereits 5:0.

"Wichtig ist erst mal, dass die Mannschaft gewinnt. Auch mit Cacau wird es wieder bergauf gehen", sagt Osmar Oliveira über Claudemir Jeronimo Barreto, den er am 12. Juli 1999 von Santo André nahe São Paulo über Brüssel nach München hatte einfliegen lassen. Der damals 18-Jährige fungierte seinerzeit als Aufbauhelfer der Bühnenshows von Sambatuque Brasil - und bekam nebenbei von Oliveira die Chance, seine Fußballerkarriere zu forcieren.

Cacaus Problematisches Verhältnis zur Mannschaft

Das hat letztlich auch gut geklappt: Über die Stationen Türk Gücü München und den 1. FC Nürnberg ist der Stürmer zum dienstältesten VfB-Profi avanciert. Nach 225 Bundesligaspielen (74 Toren) im Trikot mit dem Brustring und als einziger aktueller deutscher Nationalspieler des Clubs ist er ein echtes VfB-Markenzeichen. Das Problem ist nur: seit der Stürmer 2003 in Stuttgart anheuerte, hat er noch keine so verkorkste Saison erlebt wie diese.

Da war zunächst die Egoismusdebatte um den Stürmer, der bei bisher vier Saisontoren in der heimischen Mercedes-Benz-Arena gar zum letzten Mal am ersten Spieltag beim 3:0 gegen Schalke traf. Dann wurde Cacau von den Kollegen zurechtgestutzt, indem man ihn aus dem Mannschaftsrat wählte. Und zu guter Letzt folgte die Streichung aus der Stammelf, obwohl Cacau zuvor beim 2:2 in der Bundesliga in Leverkusen so gut wie die meisten seiner Mitspieler und beim 0:2 im DFB-Pokal gegen die Bayern genauso schlecht war.

Kein Wunder also, dass sich der 30-Jährige - wie schon so oft in dieser Saison - in die innere Immigration geflüchtet hat. So will Cacau trotz mehrfacher StZ-Anfrage nicht über seine Situation reden. Vermutlich ist aus seiner Sicht alles gesagt über die Lage eines ehemaligen VfB-Vorzeigestürmers und Vizekapitäns, der in dieser Spielzeit wie kein Zweiter die interne Hierarchieleiter hinabgepurzelt ist, der aber - auch aufgrund seines gut dotierten Vertrages bis 2013 - beim VfB und in seiner Heimatgemeinde Korb als fest verwurzelt gilt.

Ein Edelreservist beim VfB?

Vor der Auswärtspartie des VfB am Sonntag in Hannover (17.30 Uhr) klingen dennoch zumindest die kurzfristigen Zukunftsprognosen des Trainer Bruno Labbadia für Cacau wenig ermutigend. "Es gibt keinen Grund, an dem System vom Berlin-Spiel etwas zu ändern", sagt Labbadia, der nach der herben Pokalpleite gegen die Bayern für das Hertha-Spiel wieder auf sein altes 4-2-3-1-Erfolgsmodell mit dem Neuzugang Vedad Ibisevic als einziger Spitze umgestellt hatte. Für den Sturm-Zuarbeiter Cacau bleibt in diesem Modell kein Platz.

Rückendeckung gibt es derweil von der Nationalelf, wo Cacau bei den zweitägigen EM-2012-Werbeaufnahmen in München mit dabei war. "Ich kenne Cacau und weiß, was für einen guten Charakter er hat", sagt der Bundestrainer Joachim Löw, der den 30-Jährigen als stets motivierten Angriffsjoker schätzt. Wie lange könnte Löw diesen Standpunkt aber halten, sollte Cacau beim VfB zum Edelreservisten werden? Schließlich bieten sich dem Bundestrainer im Sturm - etwa mit dem Gladbacher Mike Hanke - durchaus Alternativen.