Zwei, die sich gegenseitig schätzen: Trainer Bruno Labbadia und Manager Fredi Bobic pflegen eine ganz besondere Art der Zusammenarbeit.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Freude an der Bewegung ist den beiden ehemaligen Fußballprofis auch nach dem Ende ihrer aktiven Zeit nicht abhandengekommen. Und so joggt der VfB-Trainer Bruno Labbadia, die dritte Trainingseinheit des Tages ist gerade vorbei, auf dem Weg vom Platz zum Hotel erst noch um die gesamte Golfanlage herum - und strebt erst später dem Abendessen entgegen. Auf seinen Feierabendrunden hat Labbadia seinen Assistenten Eddy Sözer immer im Schlepptau, den alten Weggefährten aus ersten Darmstädter Trainertagen.

 

Fredi Bobic ist an der türkischen Mittelmeerküste ebenfalls auch körperlich nicht untätig. Bereits um sieben Uhr in der Früh ist der Stuttgarter Manager aufgestanden, um seinen Kreislauf auf dem Ausdauerpfad des Kempinski Hotels The Dome in der Morgenluft ein bisschen anzukurbeln. Gerne misst sich der 40-Jährige in Belek auch mit dem Sportdirektor Jochen Schneider, dem Mann für die Vertragsklauseln und alles Kleingedruckte beim VfB, bei einer Partie Fußballtennis.

"Wir waren beide Stürmer, hatten also jeweils in der gegnerischen Hälfte zu tun. Da gab es nicht so viele Berührungspunkte", erzählt Fredi Bobic von seinen und Labbadias alten Fußballertagen. Noch immer sind die beiden keine Joggingpartner, besitzen in Sözer und Schneider jeweils einen persönlichen, engen Vertrauten. Dennoch ist die Beziehung der beiden Führungsfiguren inzwischen eine sehr intensive.

Dicke Kumpels werden sie wohl nie werden

"Unser Verhältnis ist von großem Vertrauen geprägt", sagt der 40-jährige Bobic über den knapp sechs Jahre älteren Trainer, der ihm einst im einzigen gemeinsames Freundschaftsländerspiel in Belgien ein Tor auflegte. Inzwischen sind Bobic und Labbadia, die auf dem Höhepunkt der VfB-Krise in der vergangenen Rückrunde im Anschluss an jedes Heimspiel gemeinsam essen ging, seit etwas über einem Jahr ein erfolgreiches Duo.

Dicke Kumpels, wie es etwa Horst Heldt und Markus Babbel beim VfB waren, die sich schon als Mitspieler schätzten und im Stuttgarter Heusteigviertel sogar im selben Haus wohnten, werden Bobic und Labbadia nie werden. "Das müssen wir auch nicht", sagt der Manager, dem aber sehr wichtig ist, dass er mit seinem Trainer auf einer Wellenlänge funkt.

Zwar sind der kroatisch-slowenische Schwabe Bobic, der zuweilen den südländisch-impulsiven Typen verkörpert, und der Italohesse Labbadia, ein akribischer Arbeiter und freundlicher Feingeist mit dem Hang zur Perfektion, von ihrem Naturell her sehr unterschiedlich, ihrer gegenseitigen Wertschätzung können sie sich aber sicher sein. "Der Fredi hat mir in meinem ersten Halbjahr beim VfB klasse den Rücken freigehalten. Und er denkt langfristig, was für einen Manager sogar wichtiger ist als für einen Trainer", sagt Labbadia, während Bobic meint: "Ich schätze an Bruno ganz besonders, dass man sich mit ihm auch mal leidenschaftlich streiten kann, ohne das irgendetwas hängenbleibt."

Ziel ist eine Vertragsverlängerung

Weil die Sportführungscrew beim VfB gut harmoniert und der Verein im Jahr 2011, dem ersten der Ära Bobic/Labbadia, saisonübergreifend eine positive Bilanz ziehen konnte, wäre es nur logisch, dass das Tandem weitermacht. Daher ist es auch das erklärte Ziel des Präsidenten Gerd Mäuser, der am Montag in Belek erwartet wird, den im Juni auslaufenden Vertrag des Managers zu verlängern. Alles andere als eine Einigung - im Gespräch ist ein Kontrakt mit bis zu vier Jahren Laufzeit - wäre eine Überraschung.

Doch reine Formsache ist die Personalie Bobic nicht, der versichert, dass es ihm "nicht in erster Linie ums Geld geht". Dennoch ist zu erwarten, dass der Manager auch mit seinem Präsidenten, der bereits im vergangenen Oktober erstmals bei ihm vorstellig geworden war, hart verhandeln wird. Schließlich gibt es für Bobic "schon ein paar Dinge", die ihm nicht so gefallen.

Anders als zu Zeiten des eher harmoniebedürftigen und in großen Dimensionen denkenden Erwin Staudt besitzt der 40-Jährige in Gerd Mäuser nun einen Chef, der sich schon mal in die Detailarbeit einmischt. Die grundsätzliche Stoßrichtung hat Bobic längst akzeptiert, sagt aber: "Anfangs hatte ich schon gedacht, dass der finanzielle Rahmen beim VfB ein anderer wäre." Froh ist der Manager derweil "dass der Bruno als Trainer vieles mitträgt".

Bruno Labbadia hat freie Hand

Schließlich hat das Gespann bisher gegenseitig voneinander und von der klaren Aufgabentrennung profitiert. So holte Bobic Labbadia zu einer Zeit, als der nach seinen jeweils vorzeitig beendeten Engagements in Leverkusen und Hamburg "vielleicht nicht bei jedem auf dem Zettel stand. Bei mir aber schon." Andererseits hätte sich der Manager im Falle eines Abstieges in seiner Heimatstadt Stuttgart für sehr lange auch persönlich auf unruhige Zeiten einstellen müssen.

Dass es nicht so kam, lag zu einem Großteil daran, dass Labbadia das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigt hat. "Der Bruno ist jetzt um die Erfahrung Abstiegskampf reicher", sagt Fredi Bobic, "dass hat ihn als Trainer ganz sicher weitergebracht." Bruno Labbadia ist derweil froh, dass er anders als zuletzt beim Hamburger SV, wo Dietmar Beiersdorfer hatte gehen müssen, wieder einen echten Manager an seiner Seite hat. "Ich rechne es dem Fredi hoch an", sagt der Coach, "dass er sich als ehemaliger Spieler nicht in sportliche Dinge einmischt."

Bruno Labbadia hat also freie Hand: Bei der Mannschaftsaufstellung sowieso, aber auch bei der Auswahl seiner persönlichen Joggingpartner.